bewegungsphysiologie: nervensystem

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Nervensystem

Ein Nervensystem besteht aus Nervenzellen (Neuronen) und stützenden und isolierenden Gliazellen. Es muß nicht unbedingt, wie beim Menschen ein Gehirn besitzen. Aufgabe des NS ist es, Veränderungen in der Außen- und Innenwelt zu registrieren, aufeinander zu beziehen und mit früheren zu vergleichen, um daraus ggf. Reaktionen zu veranlassen.

Die einfachste Form ist ein diffuses Nervensystem oder Nervennetz aus vielen einzelnen Nervenzellen (Neuronen) ohne Koordinationszentren zur zentralen Steuerung. Erregungen werden dabei teilweise in beide Richtung eines Nervs geleitet. Im Laufe der Höherentwicklung der Wesen kommen Ganglien (Nervenknoten im PNS, bei Säugetieren sind anderthalb Dutzend verschiedener Typen bekannt) dazu, die sich in sensible und autonome Ganglien gliedern lassen. und später Gehirne. Alle Wirbeltiere besitzen ein Gehirn und ein durch die Wirbel verlaufendes Rückenmark, die zusammen das Zentrale Nervensystem ZNS bilden. Der Rest des NS wird als PNS bezeichnet, dortige Nerven brauchen eine Bindegewebshülle. Das menschliche Gehirn ist nicht nur DAS Nervenzentrum des Körpers sondern besitzt mit dem Hypothalamus (unter dem Thalamus liegend) auch eine der wichtigsten Drüsen von global steuernder Bedeutung.

Nervenimpulse dienen der sehr kurzfristigen Steuerung. Unmyelinisierte (marklose, „unisolierte“) Nervenfasern leiten nur mit einer Geschwindigkeit von etwa 1m/s (3,6 km/h), dicke myelinisierte Fasern können bis 100m/s (360 km/h) schnell leiten. Generell wird über alle Säugetiere eine Geschwindigkeit von 0,2 bis 120 m/s angenommen. Dagegen setzt die Wirkung von Hormonen über den Blutstrom langsamer ein. In den schnellsten Blutgefäßen wie etwa der Halsschlagader liegt die Geschwindigkeit bei etwa 1 m/s und damit auf dem Niveau der langsamsten Nerven. In den kleinen Geweben der Schilddrüse etwa fließt das Blut nur noch mit 3-5 cm/s, also gerade einmal rund 0,15 km/h.

Eine Nervenfaser ist der langgestreckte Fortsatz einer Nervenzelle und seiner aus Gliazellen gebildeten Umhüllung. Fortsatz mit Hülle werden auch als Axon bezeichet. Dickere Axone leiten schneller als dünnere. Wirbeltiere wie der Mensch können Axone mit mehreren Lagen isolierender Gliazellen haben, die besonders schnell leiten, diese Umhüllung heißt Myelinscheide. Die hohe Nervenleitgeschwindigkeit ist eine Notwendigkeit für schnelle Bewegungen großer Körper wegen deren langen Nervenbahnen. Kalmare, deren Bewegungsapparat ohne Myelinscheiden auskommt, brauchen 100 mal dickere Nerven mit Riesenaxonen, die nur etwa 60 m/s Leitgeschwindigkeit erreichen. Die Nervenlaufzeit ist nicht temperaturunabhängig, die Geschwindigkeit steigt (im physiologischen Bereich) um 1-2 m/s pro Grad. Myelinisiert sind meist solche Nervenfasern, die sensorische oder motorische Reize über längere Strecken übertragen und etwas mit dem Verhältnis des Menschen zu seiner Außenwelt zu tun haben.

Nerv

Als Nerv bezeichnet man eine Vielzahl von durch zusätzliche bindegewebige Hüllen ummantelte Nervenfasern. Innervation ist die Versorgung von Organen oder Körperteilen durch Nervenfasern und deren Reizübertragung. Man unterscheidet
afferente (zum ZNS führende) und efferente (vom ZNS weg führende) Nervenfasern. Weiter wird
– nach Art der Myelinisierung und damit Nervenleitgeschwindigkeit unterschieden sowie
– nach Wirkung: sensibel (Wahrnehmung), motorisch (Bewegungsapparat), vegetativ (autonomes NS mit den Teilen sympathisch, parasympathisch und enterisch).
Sensibles und motorisches NS werden zusammen auch als somatisches NS bezeichnet (äußere Wahrnehmnug und Motorik). Das sympathische NS ist ergotrop, steigert also die nach außen gerichtete Handlungsfähigkeit bei tatsächlicher oder gefühlter Belastung (fight or flight). Das parasympathische NS ist trophotrop, dient also dem Aufbau körpereigener Reserven in Ruhe und Erholung (rest and digest). Das enterische NS kann völlig autonom die Funktion der Verdauungsorgane regeln, wird aber durch Sympathikus und Parasympathikus beeinflußt, die deren Funktion in den aktuellen Kontext des Gesamtsystems stellen. Es durchzieht fast den gesamten Magen-Darm-Trakt. Beim Menschen besitzt es fünfmal mehr Neuronen als das Rückenmark.
Eine motorische Endplatte ist der Überträger einer efferenten Nervenerregung auf einen Muskel. Die Übertragung geschieht chemisch durch den Neurotransmitter Acetylcholin, der von dem präsynaptischen Anteil des Sarkolemms einer Nervenzelle über den synaptischen Spalt auf den postsynaptischen Anteil des Sarkolemms einer Muskelfaser übertragen wird. Dabei führt die Erregung der Nervenzelle zur Freisetzung des Neurotransmitters, der sich im synaptischen Spalt verteilt und von Rezeptoren des Muskels aufgenommen wird. Während die Verteilung im Spalt per Diffusion geschieht, verbraucht allein schon der Vesikeltransport im Endköpfchen der Nervenzelle Energie. Die Bindung des Acetylcholins an die entsprechenden Rezeptoren führt zur Öffnung von (Kat-)Ionenkanälen in der Muskelzelle, was einen Stromfluß bewirkt, der letzlich in der Muskelzelle – ohne alle Details zu erklären – über die breitflächige Freisetzung von Calciumionen, die jedes Sarkomer der Myofibrille erreichen zu der Freigabe von Bindungsstellen für das Motorprotein Myosin an den Aktinfilamenten und damit zur Kontraktion der Muskelzelle führt. Das im Gelenkspalt nicht verwendete Acetylcholin wird von dem Enzym Acetylcholinesterase zerlegt und der Cholin-Anteil von der präsynaptischen Membran wiederaufgekommen und recycelt.
Mit wenigen Ausnahmen werden die Muskeln des Bewegungsapparates nicht direkt vom Gehirn gesteuert sondern über zwei Motoneuronen, das UMN und das LMN, auch als 1. Motoneuron und 2. Motoneuron bezeichnet.

Die Übertragung von Nervenimpulsen beruht auf Aktionspotentialen. Als solche werden vorübergehende Abweichungen des Potentials der Zellmembran von ihrem Ruhepotential bezeichnet. Nerven- und Muskelzellen können Aktionspotentiale bilden und diese Erregung leiten. Die Übertragung zwischen Nervenzellen geschieht meist durch Neurotransmitter, wie auch von Nerven zu Muskelzellen. Neben erregenden Potentialen sind damit auch hemmende Potentiale möglich. Muskelzellen interagieren nicht selten direkt elektrisch.

Reflexe

Ein Reflex ist eine neuronal vermittelte unwillkürliche, rasche, gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Der einfachste Fall ist der einfache monosynaptische Reflexbogen (Eigenreflex: Rezeptor und Effektor liegen im selben Organ), bei dem ein Rezeptor (afferent, Sinneszelle) mit dem Effektor (efferent, z.B. Muskel, Drüse) direkt über eine Synapse im Vorderhorn des Rückenmarks verschaltet ist. Beispiele für einen Eigenreflex sind Patellarsehnenreflex und Achillessehnenreflex. Dabei sind die Begriffe irreführend, weil der reflexauslösende Rezeptor nicht in der Sehne sondern im Muskel liegt, es müßte also heißen Quadrizepsreflex und Triceps-Surae-Reflex. Bei polysynaptischen Reflexen liegen Rezeptor und Effektor meist räumlich getrennt, weshalb sie auch als Fremdreflexe bezeichnet werden. Beispiel: Der durch einen Fremdkörper im Hals (Drucksensoren) ausgelöste Hustenreiz, der die exspiratorische Muskulatur (Effektor) innerviert. Reflexbögen sind die einfachsten Sonderfälle neuronaler Erregungskreise, wie sie im vegetativen und animalischen Nervensystem verbreitet sind.

Peripheres Nervensystem (PNS)

der Teil des Nervensystems, der nicht zum ZNS gehört, also nicht von Knochen umgeben sind.

Zentrales Nervensystem (ZNS)

der Teil des Nervensystems, der von Knochen umgeben ist, also Gehirn und der Teil der Spinalnerven, der im Rückenmarkskanal verläuft. Nach dem Austritt über die Zwischenwirbellöcher zählen die entsprechenden Anteile der Spinalnerven wie auch alle peripheren nerven zum PNS.

Somatisches Nervensystem / wilkürliches Nervensystem / animalisches Nervensystem / cerebrospinales Nervensystem

afferente Nerven / Afferenz

afferente Nerven sind solche, die sensorische Reize (Sinnesorgane, aber auch Propriozeption) zum ZNS (Gehirn und Rückenmark) leiten.
Auf ein Neuron selbst bezogen sind die Dendriten afferent udn die Neuriten efferent.

efferente Nerven / Efferenz

efferente Nerven sind solche, die Informationen aus dem ZNS in die Peripherie (Nerven, Organe) leiten, insbesondere versteht man unter efferenten Fasern die Axone der Neuronen.
Auf ein Neuron selbst bezogen sind die Dendriten afferent und die Neuriten efferent.

Sympathikus

Der Sympathikus ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der die Leistungssteigerung und Mobilisierung von Energiereserven steuert. Diese Wirkungen werden als ergotrop bezeichnet. Er ist dabei weitgehend antagonistisch zum Parasympathikus. Der Sympathikus ist am Herzen positiv chronotrop, positiv dromotrop (Reizleitung beschleunigend), positiv inotrop (Kontraktionskraft verstärkend), positiv bathmotrop (Reizschwelle senkend), positiv lutitrop (Erschlaffung fördernd) und steigert damit das Herzzeitvolumen auf jede mögliche Weise. In den Blutgefäßen wirkt er vasokonstriktiv, auf die Bronchien dilatierend und Schleimproduktion hemmend und schleimverflüssigend, im Gastrointestinaltrakt vermindert er Drüsensekretion und Peristaktik, im UGT strafft er den Blasensphinkter und schwächt den Musculus detrusor vesicae, im Auge bewirkt er eine Mydriasis (Weitstellung der Pupille) und führt allgemein zu verermehrter Schweißsekretion. Eine erhöhte Erregung des Sympatikus wird als Sympathikotonus bezeichnet, er wirkt HRV abschwächend.

Sympathikoton

Zustand erhöhter Erregung des Sympathikus.

Parasympathikus

Der Parasympathikus ist der Teil des vegetativen Nervensystems, das für Regeneration und Aufbau von Energiereserven zuständig ist und damit weitgehender Gegenspieler zum ergotropen Sympathikus, der Leistungssteigerung und Mobilisierung von Energiereserven steuert. Diese Wirkungen des Sympathikus werden als ergotrop bezeichnet. Er ist damit weitgehend antagonistisch zum Parasympathikus. Zu den Nervenfasern des Parasympathikus gehören einige der Hirnnerven III (Nervus oculomotorius), VII (Nervus facialis), IX (Nervus glossopharyngeus) und besonders X (N. vagus). Auch der Trigeminus führt streckenweise parasympathische Fasern, die jedoch vom N. facialis stammen. Der Parasympathikus wirkt am Herzen negativ chronotrop und negativ dromotrop (Erregungsleitung fördernd), im Genitalbereich auf die Gefäße vasodilatorisch, in den Bronchien konstriktiv und schleimsekretionsfördernd, verstärkt im Verdauungstrakt Sekretion und Peristaltik, ist im UGT miktionsfördernd, fördert die Kontraktion des Uterus, fördert Miosis (Pupillenengstellung) und Akkomodation und fördert die Speichelproduktion. Eine erhöhte Erregung des Parasympatikus wird als Parasympathikotonus oder meist als Vagotonus bezeichnet, er wirkt HRV verstärkend.

Parasympathikoton

Zustand erhöhter Erregung des Parasympathikus.

Nervengeflechte (Plexus)

Somatische Nervenplexus
Plexus cervicobrachialis, den man unterteilen kann in
– – Plexus cervicalis für die Muskulatur und Sensibilität von Hinterkopf und Hals, gebildet aus den Nervenwurzeln C1 bis C4
– – Plexus brachialis für die Muskulatur und Sensibilität von Schulter und Arm, gebildet aus den Nervenwurzeln C5 bis Th1
Plexus lumbosacralis, den man unterteilen kann in
– – Plexus lumbalis für Hüfte und Bein, gebildet aus den Nervenwurzeln Th12 bis L4
– – Plexus sacralis gebildet vor allem aus den Nervenwurzeln L5 und S1, mit motorischen und sensiblen Fasern für das Bein; die meisten Fasern des Plexus sacralis vereinigen sich zum Nervus ischiadicus
– – Plexus pudendus mit vegetativen Nervenfasern für Blase, Geschlechtsorgane und Enddarm, gebildet aus den Nervenwurzeln S2 bis S4

Plexus coccygeus steuert bis auf den inneren Afterschließmuskel und dem inneren Schließmuskel der Harnblase (diese werden vegetativ gesteuert) die Harn- und Stuhlentleerung. Nevenwurzeln S5, Co1, Co2

Wichtige Vegetative Nervenplexus
Im menschlichen Körper gibt es einige Nervengeflechte, die regional für die Koordination von Organtätigkeiten und Informationsweiterleitung zuständig sind.
Plexus coeliacus im Oberbauch, das größte paravertebrale Ganglion, links und rechts der Aorta auf Höhe des truncus aorticus (Durchgang durch das Zwerchfell) des Abgangs des truncus coeliacus
Plexus mesentericus superior im Mittelbauch
Plexus mesentericus inferior/caudalis im Unterbauch
In der Nähe von Organen und mit starkem Bezug zu diesen finden sich noch weitere vegetative Plexus:
Plexus caroticus externus für die Schweißdrüsen, die glatten Muskeln der Haarfollikel und Blutgefäße im Bereich von Kopf und Gesicht
Plexus caroticus internus für die Augen (Musculus dilatator pupillae, Musculus orbitalis, Musculus tarsalis) und die Tränen- und Speicheldrüsen
Plexus cardiacus am Herzen aus den Endästen des parasympathischen Nervus vagus
Plexus pulmonalis in der Wand der Bronchien für Bronchien und Lunge
Plexus gastricus mit parasympathischen Fasern für die Versorgung des Magens
Plexus vesicalis mit parasympathischen Fasern für die Versorgung der Harnblase und der Geschlechtsorgane
Plexus pelvinus für die parasympathische Versorgung des Enddarms (Peristaltik) und die parasympathische Versorgung des nicht der Willkürkontrolle unterworfenen inneren Darmschließmuskels (Erschlaffung)
Plexus hypogastricus superior und Plexus hypogastricus inferior für die Innervation der Geschlechtsorgane (Samenblasen, Prostata, Samenleiter)

Der morphologischen Definition eines Nervenplexus nicht entsprechend, dennoch als vegetativer Nervenplexus zu betrachten ist das Darmnervensystem, eine über den gesamten Rumpfdarm verteilte Ansammlung von Neuronen; dies sind vor allem der Plexus submucosus (Meissner-Plexus) in der Tela submucosa des Rumpfdarmes und einen Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) in der Tunica muscularis, zwischen Stratum circulare und Stratum longitudinale der glatten Darmmuskulatur.

Axon

Das Axon (Neurit) ist der Fortsatz einer Nervenzelle (Neuron), der Signale vom Zellkörper des Neurons weg leitet. Eine Nervenfaser ist ist die Gesamtheit aus dem Axon und seiner Umhüllung (Axolemm)

cauda equina

von lat.: Pferdeschwanz bezeichnet die nach Ende (Conus medullaris, etwa Höhe L1) des Rückenmarks pferdeschwanzartig nach kaudal in Richtung Kreuzbein weiter verlaufenden Nervenwurzeln der Spinalnerven, die durch ihre entsprechenden Zwischenwirbellöcher die Wirbelsäule verlassen.

Dermatom

Ein Dermatom ist das von einem Spinalnerven versorgte Hautgebiet.   
Siehe diese Abbildung.

funktioneller Schmerz

Funktioneller Schmerz ist kein scharf definierter Begriff. In der Regel werden darunter Schmerzen ohne nachweisbares nicht-klinisches Korrelat verstanden, das etwa im Nachweis einer Entzündung, eines Bruchs, einer Bursitis, eines Muskelfaserrisses, einer Arthrose oder anderen manifesten, nachweisbaren Störungen bestehen könnte. Häufig werden unter funktionellem Schmerz auch Schmerzen verstanden, die durch mit entsprechenden Mitteln durchaus nachweisbare, aber schwach auffällige Störungen entstehen, wie etwa die degenerativen Erscheinungen einer Insertionstendopathie. Zu den klassischen funktionalen Schmerzen gehören Muskelverspannungen, aber auch Veränderungen der Kapsel– oder Bandspannungen der Gelenke. Das begriffliche Gegenstück zum funktionellen Schmerz ist der strukturelle Schmerz.

Golgi-Sehnenorgan

Nervengeflecht am Übergang des kontraktilen Muskelbauches zur Sehne, das den Spannungszustand (entspricht i.w. der
Sehnenkraft des Muskels) an das ZNS meldet. Im Sinne einer autogenen Hemmung wird das Motoneuron dieses Muskels gehemmt, also der Reiz zu weiterer Kontraktion gedämpft, gleichzeitig aber auch über erregende Schaltneurone (Interneurone) der Antagonist angeregt. Die autogene Hemmung dient der Regulation der Muskelspannung und dem Schutz vor Überlastung. Das Golgi-Sehnenorgan zählt zu den Propriozeptoren.

Hirnnerven

Die Hirnnerven treten paarig aus dem Schädel aus und leiten Signale von oder zum Gehirn.

I N. olfactorius leitet Signale von der Nase zum Gehirn und ermöglicht das Riechen

II N. opticus leitet Signale vom Auge zum Gehirn und ermöglicht das Sehen

III N. oculomotorius steuert Augenbewegungen, den Lidheber und die Iris (Regenbogenhaut)

IV N. trochlearis steuert den schrägen oberen Augenmuskel

V N. trigeminus unterteilt sich in ophtalmicus, maxillaris und mandibularis, leitet Signale aus dem Gesicht ans Hirn und steuert die Kaumuskulatur

VI N. abducens steuert den lateralen Augenmuskel

VII N. fascialis steuert die mimische Muskulatur und den M. stapedius (Mittelohr), leitet geschmackssensorische Reize der vorderen zwei Drittel der Zunge zum Gehirn, innerviert alls Kopfdrüsen mit Ausnahme der Parotis

VIII N. vestibulococclearis leitet Signale der Hörschnecken und des Gleichgewichtsorgans ans Gehirn

IX N. glossopharyngeus innerviert die Rachenmuskeln und steuert das Schlucken, leitet sensorische Reize des hinteren Drittelns der Zunge zum Hirn

X N. vagus wichtigster Nerv des Parasympathikus, steuert viele innere Organe mit, auch das Herz

XI N. accessorius steuert den Trapezius und den Sternocleidomastoideus

XII N. hypoglossus steuert die Bewegungen der Zunge

Zuweilen wird der N. terminalis als Nullter Nirnnerv (vermutlich Wahrnehmung von Pheromonen) bezeichnet und der zum N. fascialis gehörige N. intermedius als 13. Hirnnerv.

Ischiasnerv

Als „Ischiasnerv“ werden der gemeinsam bindegewebig verpackten Nervus fibularis communis und Nervus tibialis bezeichnet. Beide treten unabhängig voneinander aus dem Plexus lumbosacralis aus, gehen aber durch das in einer gemeinsamen Hülle. Der Ischiasnerv versorgt die untere Extremität, dabei werden sämtliche Beuger (Ausnahme: M. biceps femoris caput breve) des Kniegelenks und OSG vom Nervus tibialis versorgt und die Strecker und Pronatoren der Sprunggelenke vom Nervus fibularis communis. Wird der Nerv in seinem Verlauf gereizt oder komprimiert, seien es die zugrundeliegenden Spinalnerven oder der Ischiasnerv in seinem Verlauf im dorsalen Hüftbereich, kommt es zu Störungsbildern wie der Ischialgie oder Lumbalgie bzw. ischialgiformen oder lumbalgiformen Schmerzen. Diese können allerdings auch schlicht durch Kompression durch einen Muskel hervorgerufen werden wie beim Piriformis-Syndrom/Deep Gluteal Syndrom DGS. Ähnliche Störungsbilder entstehen auch, wenn die bezüglichen Nerven noch im Rückenmarkskanal komprimiert werden wie etwa bei einer Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) oder einer Spinalkanalstenose, so dass diese Bilder differentialdiagnostisch unterschieden werden müssen. Teilweise gelingt dies schon mit Hilfe von Anamnese und Provokationstests, sonst muss Bildgebung wie MRT bemüht werden. Reizungen des Ischiasnervs können auch durch Kälteeinwirkung oder Druck (teils dem DGS zugehörig) ausgelöst werden. Bei einem Facettensyndrom treten ähnliche Schmerzen auf, die jedoch pseudoradikulär und nicht radikulär sind und keine muskulären oder sensitiven Ausfälle verursachen.

Kennmuskeln

Kennmuskeln sind Muskeln, die in der klinischen Testung stellvertretend für ein Myotom und einen Spinalnerven getestet werden, etwa wenn der Verdacht auf Schäden an einem WS-Segment besteht.

Einige der Kennmuskeln sind mit sehr leichten Tests prüfbar:

  1. Quadrizeps: Kniebeuge
  2. Trizeps surae: Zehenstand
  3. Tibialis anterior: Fußballenstand

Motoneuronen

Mit wenigen Ausnahmen werden die Muskeln des Bewegungsapparates nicht direkt vom Gehirn gesteuert sondern über zwei Motoneuronen, das UMN und das LMN, auch als 1. Motoneuron und 2. Motoneuron bezeichnet. Das obere Motoneuron (upper motoneuron, UMN oder 1. Motoneuron) und das untere Motoneuron (lower motoneuron, LMN oder 2. Motoneuron). Als Motoneuronen werden Nervenzellen bezeichnet, die eine direkte oder indirekte Kontrolle über einen Muskel ausübt. Hierbei unterscheidet man in somatische Motoneuronen (innervieren Skelettmuskeln) und viszerale Motoneuronen (innervieren glatte Muskulatur).

Störungen des 1. Motoneurons (UMN) führen zu in der Regel einer spastischen Lähmung, Störungen des 2. Motoneurons (LMN) zu einer schlaffen Lähmung

UMN

Neuronen der Hirnrinde und des Hirnstamms, die ihre Signale an Interneuronen und LMN weitergeben. Die Zellkerne dieser Nerven des UMN liegen überwiegend im motorischen Kortex des Gehirns, seine Axone als verschiedene Tracti in der Pyramidenbahn und der extrapyramidalmotorischen Bahn zu den LMN im Vorderhorn der grauen Substanz des Rückenmark.

LMN

In jedem WS-Segment verlassen Axone des LMN über den Spinalnerven das Rückenmark und damit die WS. Diese ziehen in mehreren Ästen in sein Versorgungsgebiet (Myotom: die Muskulatur, die von einem Spinalnerven versorgt wird und in Analogie Dermatom: das Hautareal, welches von einem Sinalnerven versorgt wird). Das LMN ist der efferente Schenkel aller Bewegungen und Reflexe (siehe unten) und innerviert direkt die Muskeln. Neurotransmitter zwischen UMN und LMN ist Glutamat.

Myotom

Ein Myotom ist die Menge aller von einem Spinalnerven versorgten Muskeln.

Nervenkompressions-Syndrom

Syndrom u.a. mit Schmerzen, Sensitivitätsstörungen wie Taubheit, Kribbeln, verminderter Empfindung sowie Innervationsstörungen, welches durch Druck auf einen Nerven entsteht. Dies kann ein gerade aus dem Rückenmark ausgetretener Spinalnerv sein wie beim Bandscheibengeschehen, dann spricht man von einem Nervenwurzelkompressionssyndrom bzw. einer Radikulopathie (lat „Radix“: Wurzel) oder ein weiter in der Peripherie liegender Nerv, etwa wenn Sehnen im Bereich einer physiologischen Engstelle zwischen Knochen anschwillen und auf einen Nerven drücken, wie dies beim Kubitaltunnelsyndrom (betroffen: N. ulnaris), Tarsaltunnelsyndrom (betroffen: N. tibialis) und beim Karpaltunnelsyndrom (betroffen: N. medianus) der Fall ist. Ein anderes verbreitetes Nervenkompressionssyndrom ist das Morton-Neurom, welches meist im Rahmen eines Spreizfußes auftritt und eine Metatarsalgie verursacht.

Nervenwurzel

Nervenwurzeln sind die segmentweise sich vereinigenden und aus dem Rückenmark austretenden Anteile der Spinalnerven. Druck auf diese kann zum Nervenwurzelkompressionssyndrom und im späteren Verlauf des Nerven zum Nerven(wurzel)kompressionssyndrom führen.

Nervenwurzelkompressions-Syndrom

Ein durch Druck auf einen aus der WS austretenden Spinalnerven verursachtes Nervenkompressionssyndrom. Beschreibung siehe dort.

neuroradikulär

Beschwerden, die durch ein Nervenwurzelkompressions-Syndrom einer oder mehrere aus der Wirbelsäule austretenden Nervenwurzeln ausgelöst werden, kurz wird dann auch von radikulär gesprochen, siehe auch die dortigen Erklärungen.

Plexus brachialis

Der Plexus brachialis (Armgeflecht) ist als Teil des PNS ein Nervenplexus aus den ventralen Ästen der Spinalnerven der letzten vier HWS-Segmente und des ersten BWS-Segments (C5-Th1) sowie kleinerer Bündel von C4 und Th2. Eine Kompression des Plexus brachialis kann zum Thoracic Outlet Syndrom führen.

Propriozeption

Eigenwahrnehmung des Körpers unabhängig von äußeren Sensoren, also den 5 Sinnen. Propriozeption ermöglicht es, die Stellung des Körpers im Raum und die Stellung der einzelnen Körperteile zueinander wahrzunehmen, genauso die wie Spannung der Muskulatur und die ausgeübte Kraft. Dabei wird unterschieden zwischen

  • Stellungsinn (Joint Position Sense): Empfinden für die geometrische Stellung des Körpers und der Gelenke
  • Bewegungssinn (Kinethesia): kontinuierliche Empfindung für Veränderungen der Lage des Körpers oder von Körperteilen
  • Kraft- und Widerstandssinn: Empfindung von Zug und Druck.

Die dafür verantwortlichen Sensoren werden Propriozeptoren genannt, dies sind:

  1. Muskelspindel: im Muskel parallel zu den Muskelfasern angeordnete Fasern, die mit statischen Kernsackfasern das Proportionalverhalten, also die absoluten Länge eines Muskels erfassen und mit den dynamischen Kernsackfasern das Differentialverhalten, also die Längenänderung.
  2. Sehnenspindel (auch: Golgi-Organ, Golgi-Sehnenrezeptor): im Übergangsbereich zwischen Muskel- und Sehnenfasern angesiedelte langsam-adaptierenden Spannungssensoren, Basis der Eigenreflexe
  3. sensible Rezeptoren in Gelenkkapsel, Bändern, Knochenhaut

Im Gegensatz zur Propriozeption ermöglicht die Viszerozeption die Wahrnehmung der inneren Organe. Beide zusammengenommen wird auch von Interozeption gesprochen. Dazu sind verschiedene Propriozeptoren vorhanden.

Man kann zwischen einer bewußten Propriozeption unterscheiden, die etwa bei bewußt und gezielt ausgeführten Bewegungen ausgewertet wird wie Balancieren oder Yogahaltungen und einer unbewußten, die in mechanischen Verrichtungen wie Gehen oder Treppesteigen ausreicht.

Propriozeptoren

Die Rezeptoren, die die Propriozeption ermöglichen, dies sind:

  • Muskelspindel: im Muskel parallel zu den Muskelfasern angeordnete Fasern, die mit statischen Kernsackfasern das Proportionalverhalten, also die absoluten Länge eines Muskels erfassen und mit den dynamischen Kernsackfasern das Differentialverhalten, also die Längenänderung.
  • Sehnenspindel (auch: Golgi-Organ, Golgi-Sehnenrezeptor): im Übergangsbereich zwischen Muskel- und Sehnenfasern angesiedelte langsam-adaptierenden Spannungssensoren, Basis der Eigenreflexe
  • sensible Rezeptoren in Gelenkkapsel, Bändern, Knochenhaut

Pseudoradikulärer Schmerz

Unspezifische, örtlich begrenzte Schmerzen mit Ausstrahlung („übertragene Schmerzen“ oder „referred pain“) in Richtung einer Extremität ähnlich einer radikulären Schmerzsymptomatik, aber ohne deren efferente oder afferente neurologische Ausfälle (im Bereich Innvervation oder Sensitivität), da der Spinalnerv selbst in seiner Funktion nicht beeinträchtigt ist. Pseudoradikuläre Schmerzen treten z.B. als Folge eines Facettensyndroms, muskulärer oder gelenkiger Störungen, ISG-Blockaden auf.

Pyramidenbahn (Tractus pyramidalis)

Die ist das pyramidalmotorische System der Willkürmotorik, das die Signale des motorischen Kortex zu den willkürlichen Muskeln dse Körpers leitet. Es unterteilt sich in
Tractus corticospinalis: zu den α-Motoneuronen der peripheren Muskulatur und
Tractus corticonuclearis: zu den motorischen Hirnnervenkernen
Im engeren Sinne wird unter Pyramidenbahn nur der Tractus corticospinalis verstanden. In der Pyramidenkreuzung keruzen 70-90% der Fasern als Tractus corticospinalis lateralis auf die kontralaterale Seite, der Rest verläuft als Tractus corticospinalis anterior weiter nach distal. Die Pyradimenbahn steuert vor allem die Feinmotorik, die gewohnheitsmäßig eingeschliffene Grobmotorik wird über das extrapyramidalmotorischen System geleitet. Beide gehören zum somatomotorischen System, sind also somatische und motorische Fasern.

Pyramidenbahnzeichen

Neurologische Symptome, die auf eine Schädigung der Pyramidenbahn hinweisen. Es sind etliche für die untere Extremität bekannt: Babinski-Reflex, Bechterew-Reflex, Chaddock-Reflex, Gordon-Reflex* Oppenheim-Reflex, Mendel-Bechterew-Reflex, Plantarmuskelreflex, Rossolimo-Reflex*, Piotrowski-Reflex, Fußrückenreflex*, Strümpell-Reflex, aber auch einige für die obere Extremität: Gordon-Fingerspreizzeichen*, Trömner-Reflex*, Wartenberg-Reflex, nichterschöpfbarer Handklonus, von denen die mit * gekennzeichneten als unsichere Zeichen gelten.
Störungen des 1. Motoneurons (UMN) führen zu in der Regel einer spastischen Lähmung, Störungen des 2. Motoneurons (LMN) zu einer schlaffen Lähmung

Radikulärer Schmerz

Durch Reizung (z.B. durch Druck) einer Nervenwurzel hervorgerufener Schmerz, wie er bei einem Nervenwurzelkompressionssyndrom (Radikulopathie) auftritt. Ursächlich sind in der Regel Bandscheibengeschehen, Osteophyten oder Entzündungen. Typsicherweise projiziert der Schmerz in das Dermatom einer Nervenwurzel. Radiukläre Schmerzen sind abklärungsbedürftig und oft auch behandlungsbedürftig. Die Kompression von Nerven kann zu deren Atrophie führen, aber auch zu Atrophien der versorgten Muskulatur. Synonym wird auch die Bezeichnung neuroradikulär verwendet. Siehe den Unerschied zu pseudoradikulär hier.

Rückenmark

(lat. medulla spinalis oder medulla dorsalis) im Spinalkanal verlaufender Teil des zentralen Nervensystems. Das Rückenmark endet kaudal als conus medullaris (Markkegel) im Bereich L1 / L2, dort verlaufen die Nerven einzeln weiter als cauda equina. Die Existenz eines Rückenmarks ist allen Wirbeltieren gemein. Es ist von Meningen (Hirnhaut, von außen nach innen: dura mater, arachnoidea, pia mater) umhüllt, die wiederum von Liquor (Gehirn-/Rückenmarksflüssigkeit) umspült werden. Kranial geht das Rückenmark aus der oberhalb des Foramen Magnum liegenden Medulla Oblongata hervor. Im Rückenmark befinden sich die grau und weiße Substanz, für eine eingehendere Beschreibung siehe z.B. Wikipedia.

Spinalkanal

Der Rückenmarkskanal, in dem das Rückenmark verläuft, und aus dem die Spinalnerven durch die Wirbellöcher austreten.

Spinalnerv

Die Spinalnerven sind die paarig (rechts/links) aus dem Rückenmark austretenden Nerven. Ab ihrem Austritt aus dem Rückenmark zählen sie zum PNS. Die Spinalnerven vereinen die vorderen und hinteren afferenten und efferenten Nervenwurzeln: Afferenzen mit sensiblen Informationen treten durch die hintere Nervenwurzel (Radix posterior) ein, Efferenzen mit motorischen Nervenfasern und teils auch Fasern des N. vagus treten durch die vordere Nervenwurzel aus. Druck auf eine Nervenwurzel bzw. den sie enthaltenden Spinalnerv kann zum Nervenkompressionssyndrom führen. Die Vereinigung der Nervenwurzeln erfolgt bereits im Rückenmarkskanal.

Struktureller Schmerz

Struktureller Schmerz ist wie sein begriffliches Gegenteil, der funktionelle Schmerz, nicht hinreichend scharf definiert. Strukturelle Schmerzen sind solche, die durch eine (oft: nicht allzu aufwendig) nachweisbare Störung wie etwa eine Entzündung, einen Bruch, eine Burtisis, einen Muskelfaserriss, eine Arthrose entstehen.

Vagusnerv (N. vagus)

Der N. vagus ist Gegenspieler des Sympathikus und wichtigster Teil des
Parasympathikus. Er ist der 10. Hirnnerv und zieht als einziger aus dem Kopf in den Rumpf, daher auch sein Name „umherschweifender“. Er steuert u.a. die Verdaung und beruhigt das Herz, siehe dazu die Wirkungen des Parasympathikus und die Herzratenvariabilität (HRV).

vagoton

Zustand erhöhter Erregung des N. vagus.