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Fibromyalgie (früher: generalisierte Tendomyopathie, GMT)
Definition
chronisches, meist therapieresistentes Schmerzsyndrom mit multilokulären, wechselnden Schmerzen in Muskulatur und Gelenken ohne Anzeichen entzündlicher oder degenerativer Prozesse, fällt in den Formenkreis „Weichteilrheumatismus“. Prävalenz 2-4%, W:M 9:1. Keine veränderte Lebenserwartung. I.d.R. Patientinnen zwischen 30 und 60 Jahre, meist um das 50. Lj. Häufig als Verlegenheitsdiagnose ausgesprochene Ausschlußdiagnose ! Zuweilen tritt Fibromyalgie sekundär nach entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen beziehungsweise Autoimmunerkrankungen, Infektionskrankheiten, Tumoren, OPs und besonders nach viralen Infekten wie Hepatitis C auf. Diskutiert wird auch eine Störung des Schmerzgedächtnisses^.
ICD M79
Ursache
unbekannt
Diagnose
- klinisch nach Ausschluß aller Differentialdiagnosen
Symptome
Diagnosekriterien:
- spontane Muskelschmerzen scheinbar ohne Auslöser, hauptsächlich an Sehnen und -ansätzen über mind. 3 Monate in verschiedenen Regionen
- Druckschmerzhaftigkeit der tender points, bevorzugt schmerzhafter Stellen
- begleitende vegetative und funktionelle Symptome wie Schlaflosigkeit, Kopfschmerz/Migräne, Kältegefühl an Händen/Füßen, Hyperhidrosis, trockener Mund, trockene Schleimhäute, Schwindel, Kreislaufbeschwerden, GIT-Beschwerden, Kloß im Hals, Kribbeln, Atembeschwerden, funktionelle (nicht organische) Herzbeschwerden, Dysurie, Dysmenorrhoe
Oder nach dem ACR (American College of Rheumatology):
- chronische oder rezidivierende Schmerzen in mindestens 3 von 4 Körperquadranten
- chronische oder rezidivierende Schmerzen in mindestens 11 von 18 Druckschmerzpunkten („Tenderpoints“)
plus ggf. weitere Nebenbefunde
- kalte Akren
- Mundtrockenheit
- Hyperhidrosis
- Tremor
- Schlafstörungen
- Müdigkeit
- Globusgefühl
Der Definition folgend darf KEIN pathologischer Laborbefund o.ä. vorliegen, der die Symptomatik erklären könnte. Weitere mögliche Symptome:
- veränderte Nervenendigungen
- Zittern
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- wird wie erschlagen wach
- Morgensteifigkeit und Steifigkeit nach längerem Sitzen
- Konzentrations- und Antriebsschwäche
- Wetterfühligkeit
- Schwellungsgefühl
- Kraftverlust der Muskulatur
- Krampfneigung der Muskulatur v.a. Morgens/nachts und nach Belastung
- ggf. leicht erhöhte Temperatur
- gestörte Libido und Sexualfunktionen
- Ödeme
- Überempfindlichkeit gegen Kälte und Nässe
- Angst
- Depression
- Gleichgewichtsstörungen
- die auftretenden Schmerzen sind dumpf, scharf oder ausstrahlend und von schwankender Intensität. Kälte, emotionaler Stress, anhaltend schwere Arbeit und Müdigkeit verschlechtern
Therapie
- Schmerztherapie
- Psychotherapie
- Physiotherapie
- Balneotherapie
- Ordnungstherapie
- Sporttherapie (möglichst gute aerobe Fitness bessert nachweislich und ist Hauptansatzpunkt: Schwimmen, Crosstrainer, Walken, Aquajogging)
- Entspannungstherapie
- Ernährungstherapie: Progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Qigong, Meditation,..
- physikalische Therapie (v.a. Wärme)
- medikamentöse Ansätze: Narkotika, Neuroleptika, Antiepileptika, Antiemetika,….
- Lebenserwartung nicht vermindert, jedoch häufiger Frühverrentung
- Selbsthilfegruppen
- evtl. hilft Akupunktur
- Wärmetherapie, auch Ganzkörper-
DD
Leitlinien
AWMF, externer Link: https://register.awmf.org/assets/guidelines/145-004l_S3_Fibromyalgiesyndrom_2019-11_1-abgelaufen.pdf