pathologie: spondylolisthesis

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Spondylolisthesis (Wirbelgleiten)

Definition

Abgleiten eines Wirbelkörpers (bzw. der ganzen Wirbelsäule in einem Segment) nach ventral (Anterolisthesis), seltener nach dorsal (Retrolisthesis); selten traumatisch, meist angeborene Mißbildung (spondylolisthesis vera): Voraussetzung ist Spondylolyse (Wirbelbogen geschädigt) und daraus resultierende lokale Hypermobilität, wodurch an Grund- und Deckplatten der Wirbel nicht den physiologischen Druckverhältnissen herrschen. Die Folge ist asymmetrisches Wachstum der Wirbel. Geschädigte Bandscheiben können in höherem Alter ebenfalls zur Verschiebung führen (Pseudospondylolisthesis). Einteilung in Grade mach Meyerding (1: weniger als 25% des Längendurchmessers, 2: 25-50%, 3: 50-75%, 4: 75-100%, 5: Spondyloptose: ein Wirbel rutsch am anderen vorbei). Alter meist 12.-20. Lj. Männer 3* häufiger, schwere Fälle jedoch bei Mädchen 4*häufiger. Prävalenz: 2-4% der deutschen Bevölkerung, weltweit stark schwankend: Frauen schwarzer Hautfarbe unter 1%, Eskimos bis zu 54%. Lokalisation: LWS v.a. L4/L5, L5/S1. Nach dem Ende der Wachstumsphase ist mit weiterer Progredienz der juvenilen Form nicht zu rechnen. 10% der Frauen über 60 Jahre haben degenerative Spondylolisthesis, Wirbelgleiten über 30% ist aber selten.

ICD S33 / M43

Ursache

  1. degenerativ: Veränderungen des Zwischenwirbelraum der der Wirbelgelenke
  2. traumatisch: Wirbelfrakturen
  3. pathologisch: durch Knochenerkrankungen
  4. postoperativ
  5. angeboren: fehlgebildete Wirbelbögen (z.B. teilweise Knorpel statt Knochen), v.a. im Segment L5-S1 (Isthmische Form)
  6. Ermüdungsbrüche der Wirbel(-bögen)

Prädisponierend

  1. zyklische, reklinierende Übungen und Sportarten wie Trampolinspringen, Speerwerfen, Turnen und Delphinschwimmen
  2. ausgeprägte Hyperlordosen der LWS, insbesondere wenn die Kreuzbeinebene um mehr als 30° geneigt ist, hält die die ventrale Bandstruktur dem nicht auf Dauer stand

Diagnose

  1. Röntgen, Achtung: das Wirbelgleiten ist u.U. abhängig von Position oder Bewegung ! Daher bei Verdacht zusätzliche Bilder in WS-Reklination und Vorbeuge
  2. CT zum Beweis des knöchernen Defekts (Spondylolyse)
  3. MRT zur Beurteilung der Bandscheiben und der Nerven

Symptome

  1. Highlight: Hüftlendenstrecksteife (Winkel zwischen Oberschenkel und Becken unterschreitet 135° nicht)
  2. schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit der WS, Lumbalgie-ähnliche Schmerzen, die Schmerzen können ausstrahlen in beide Beine
  3. schmerzreflektorische Hohlkreuzbildung
  4. beinbezogene Hypästhesieen, Parästhesien, Schwächegefühl der Beine
  5. eingeschränkte Beweglichkeit der LWS
  6. lokale Muskelverspannungen

Komplikationen

  1. Beinbetonte Lähmungen, Mastdarmstörungen durch Nerveneinklemmung
  2. erhöhtes Risiko für Spondylarthrose, Facettensyndrom, Spinalkanalstenose und Diskushernie

Therapie

  1. Es gibt bisher keine gültige Leitlinie
  2. abhängig davon ob echte Spondylolisthesis mit Spondylose oder Pseudospondylolisthesis z. B. mit begleitender Spinalkanalstenose vorliegt
  3. kein generelles Sportverbot, aber o.g. Risikosportarten absetzen
  4. regelmäßige Röntgenkontrolle
  5. ggf. Orthese
  6. operativ nur wenn nötig (Rikiko der Nervenverletzung durch Schrauben und möglicherweise größere Schmerzen durch Narben als die Primärerkrankung), also :
  7. Kräftigung der Rückenmuskulatur, Minderung der Lordose
  8. bei Schmerzen ggf. Infiltrationstherapie oder periradikuläre Therapie (PRT)