pathologie: morbus sudeck

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Morbus Sudeck (Complex Regional Pain Syndrome I, CRPS I, Sympathische Reflexdystrophie)

Definition

posttraumatische Dys- oder Atrophie an den Knochen oder Weichteilen durch überschießende sympathische Reaktion und übermäßige Ausschüttung von Entzündungsmediatoren. Altersgipfel 40.-50. Lj., 5-6 / 100.000 / a. Frauen und Raucher häufiger, obere Extremität häufiger. Eher ein Problem der Kliniken oder der Orthopädie. CRPS II unterscheidet sich durch deutliche Schädigung der Nerven von CRPS I. Die Schwere der Störung steht in keinem Verhältnis zur Schwere des Auslösers

ICD M89

Ursache

  1. 90% Traumata, meist Frakturen, aber auch Verstauchungen, Luxationen, Quetschungen
  2. Nervenschädigungen z.B. durchtrennte Nerven
  3. chronische Gefäßerkrankungen wie chronische AVK
  4. noch seltener: akute und chronische Entzündung
  5. Hyperthyreose
  6. Herzinfarkt

Prädisponierend

  1. Depressiver, ängstlicher oder labiler Gemütszustand
  2. psychisch belastende Faktoren

Diagnose

  1. Röntgen, CT, MRT zeigen möglicherweise osteoporöse Knochenentkalkungen (ab Stadium 2) und schließen andere Ursachen aus

Symptome

  1. Stadium 1: entzündliches Stadium (bis 3 Monate): bei rechtzeitiger Intervention sind die Schädigungen reversibel, danach (Stadium 2 und 3) irreversibel. der betroffene Bereich ist überwärmt und gerötet (Rubor und Hyperthermie), die Haut schwillt teigig-matschig an (Ursache unbekannt), erhöhte Schweißsekretion (durch Vagusstörung), das Areal ist besonders berührungsempfindlich und natürlich bewegungsschmerzhaft. Starker, als tief und brennend empfundener Schmerz. Die Funktion betroffener Gelenke ist eingeschränkt. Zittern und Lähmungserscheinungen können auch auftreten. Im Röntgen findet man im Knochen flächige Entkalkungen in der Spongiosa ähnlich dem Schrotschußschädel beim Plasmozytom, die aus einem unorganisierten ungleichmäßigen Abbauprozess resultieren. Das Statium 1 kann bereits nach 1 Woche Gips erreicht sein. Keine erhöhten Entzündungswerte. Als zusätzliche Symptome können auftreten: Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen, Zittern, Krämpfe, Hyperhydrosis
  2. Stadium 2 (bis 6 Monate): Dystrophisches Stadium: Zyanose an der Extremität, wird kalt (Hypothermie), Glanzhaut (dünn und glänzend wie überfettet), später Atrophie der Haut und Muskeln und zusätzlich Ausfall der dortigen Körperhaare; schmerzhafte Bewegungseinschränkung. Im Röntgen: diffuse Knochenatrophie, Knochenrinde (Corticalis) wird dünner, Substanz und Stabilität gehen verloren
  3. Stadium 3: atrophisches Stadium: extreme, massive Muskelatrophie, was zur Gelenkkontraktur (Einsteifen in bestimmter Position) führt; weniger und oft keine Schmerzen mehr

Therapie

  1. Gips ab
  2. Ruhigstellung sowie Fraktur verlangt
  3. KG
  4. benachbarte Gelenke bewegen
  5. Lokalanästetika zur Durchblutungsförderung
  6. Neuroleptika
  7. Beta-Blocker
  8. Elektrotherapie
  9. je früher die Therapie beginnt, desto besser die Prognose
  10. Vorbeugend 500-1000 mg / d Vitamin C für 50 d ab OP mindert das Risiko um ca. 75%
  11. Regionalanästhesie günstiger als Vollnarkose