yogabuch / pathologie / muskelfaserriss
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Muskelfaserriss/Muskelriss
Definition
Meist sportlich bedingtes Trauma der Muskulatur mit Riss einer oder mehrere gruppierter Fasern. Ab mehr als einem Drittel durchgerissenem (unterbrochene Kontinuität) Querschnitt wird der Faserriss als Muskelriss bezeichnet. Der Riss mit Einblutung grenzt den Muskelfaserriss von der Zerrung ab. Sehr kleine Risse sind beim Trainung üblich, symptomfrei und mindern die Leistungsfähigkeit nicht. Bei einem kompletten Durchriss ziehen die Sehnen die beiden Teile in Richtung Ursprung und Ansatz zurück, starkes Hämatom, das teilweise die Interpretation der Bildgebung beeinträchtigt, kompletter Funktionsausfall. Daneben gibt es noch den Muskelbündenriss, bei dem ein ganzes Bündel gerissen ist. Siehe auch den allgemeinen Artikel über Muskelverletzungen.
ICD T14.6
Ursache
- abrupter exzentrischer Kontraktion über die Kompetenz des Muskels hinaus
Prädisponierend
- geringe Umgebungstemperatur
- unzureichendes Aufwärmen
- Muskuläre Ermüdung
- erschöpfter Muskelstoffwechsel
- Muskelverhärtungen
Diagnose
- klinisch
- Sono
- bei größeren Rissen GOT und GPT erhöht
Symptome
- bei der auslösenden Bewegung plötzlicher messerstichartiger Schmerz
- (meist sichtbares) Hämatom
- oft palpable Delle
- möglicherweise palpable Kontinuitätsunterbrechung
- Druckschmerzhaftigkeit
- meist lokaler Dauerschmerz, zusätzliche Bewegungsschmerzhaftigkeit
- Dehnungsschmerzhaftigkeit (außer bei komplettem Abriss)
- bei komplettem Abriss: völliger Funktionsverlust, veränderte Ruheposition des Gelenks durch Spannung der Antagonisten
Komplikationen
- bei zu rascher oder inadäquater Wiederaufnahme von Bewegung Gefahr von Narbenbildung und Moysitis ossificans
- Rerupturen
Therapie
- rasche Intervention: PECH
- Je schneller der Muskelfaserriss gekühlt wird, umso geringer die Einblutung, umso kürzer die Behandlungsdauer
- Schonung
- kühlende, abschwellende Verbände, z.B. mit Diclofenac, Heparin
- antiphlogistische Enzyme wie Phlogenzym
- Iontophorese
- ab dem 4./5. Tag leichte passive Dehnungsübungen
- ggf. manuelle Lymphdrainage zur Förderung des Abschwellens
- sobald Schmerzfreiheit gegeben ist, isometrische Kräftigung, Laufübungen zur Vermeidung von Muskelatrophie
- hohe Spontanheilungsrate, Ausheilung meist binnen ca. 6 Wochen
- OP nur bei Funktionsausfall, also i.d.R. Komplettabriss
- Testosteron-Therapie gegen Muskelatrophie
- Nachsorge: Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Rerupturen und weiteren Muskelfaserrissen: Verbesserung der intramuskulären und intermuskulären Koordination, umfangreiches Aufwärmtraining, Vermeidung von Muskelverkürzungen oder Muskelimbalancen durch mangelhaftes Dehnen oder einseitiges Training.