pathologie: plantarfasziitis

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Plantarfasziitis (Plantarfasziosis, Plantarfasziopathie)

Definition

teilweise entzündliche (21%), teilweise fibromatöse (25%), traumatisch oder eher degenerativ bedingte schmerzhafte Erkrankung der Plantarfaszie, meist vom Fersenbeins nach vorn ausstrahlend; Altersgipfel 40.60 Jahre. Die Plantarfasziitis tritt meist als Overuse-Syndrom auf und ist recht verbreitet. Das Bild kann auf belastungsbedingten Mikrotraumen beruhen. Bei jedem Schritt ist die Plantarfaszie der Zugspannung des von kranial belasteten Fußlängsgewölbes ausgesetzt, da sie eine Zuggurtung für das Längsgewölbe des Fußes darstellt. Jeder zehnte ist einmal im Leben davon betroffen, Frauen häufiger. in 70% unilateral. In 50% liegt gleichzeitig ein Fersensporn vor (üblicherweise am quadratus plantae, aber auch am abductor hallucis oder seltener am abductor digiti minimi). Der Fersensporn gilt allerdings nicht als Ursache der Plantarfasziitis, sondern tritt ebenfalls wegen Ursache erhöhter Zugspannung auf. 80% haben eine zusätzliche Verkürzung der Achillessehne / des triceps surae. Mehr als 80% zeigen Hyperpronation. Die Dorsalflexion ist fast immer vermindert ! 70% der Betroffenen sind adipös. Bei Sportlern ist der Zusammenhang zwischen Inzidenz und BMI/Gewicht aufgehoben. Nicht selten ist der tibialis posterior insuffizient, was zu Hyperpronation, vermehrtem Zug am n. tibialis und damit zum Tarsaltunnelsyndrom führt. Treten all drei gleichzeitig auf:

  1. Plantarfasziitis
  2. tibialis posterior-Dysfunktion
  3. Tarsaltunnelsyndrom

spricht man von Heel-Pain-Triad. Möglich sind zusätzliche Zerrung oder Anriß der Plantarfaszie was i.d.R. jede Belastung sehr schmerzhaft macht.

Ursache

  1. möglicherweise Schwäche wichtiger Muskeln der Gehkinetik: Gluteus medius, Gluteus minimus, tensor fasciae latae
  2. möglicherweise mangelnde Dehnfähigkeit des Trizeps surae und damit verminderte Dorsalflexion

Prädisponierend

– Verhalten

  1. langes Stehen oder Gehen
  2. längere Anforderungen bei schlechtem Trainingsstand, auch z.B. Umstieg auf Flip-Flops, Sandalen, Barfußgehen
  3. Langlauf
  4. Risikosportarten: Basketball, Tennis, Fußball, Tanzen

Bewegungsapparat

  1. Hyperpronation und Fußfehlstellungen, die dazu führen
  2. Plattfuß
  3. Hohlfuß
  4. Beinlängendifferenzen
  5. Hypertonus des Trizeps surae oder der Achillessehne

– Erkrankungen

  1. RA und andere Arthritiden
  2. wiederholte Cortison-Infiltrationen

– sonstige Faktoren

  1. höherer BMI
  2. Alter

Diagnose

Tests und Zeichen: manuelle Druckschmerzprovokation, Windlass-Test auf Plantarfasziitis

Symptome

  1. morgentlicher Anlaufschmerz (abnehmende Belastungsschmerzhaftigkeit), Schmerzen nach längerer Ruhe
  2. Zunahme des Schmerzes unter Belastung
  3. Druckschmerzhaftigkeit
  4. schleichender Beginn
  5. später ggf. auch Ruheschmerz
  6. Sprinten und Springen verschlimmern
  7. palpatorisch scharfe Druckschmerzhaftigkeit an der Fersenvorderkante
  8. Sono: Ansatz der Plantarfaszie am Fersenbein ist mind. 4 mm dick oder im Seitenvergleich 0,6 mm dicker

Komplikationen

  1. Nervenengpass-Syndrom zwischen Fersenbein und Plantarfaszie
  2. Störung im lateralen Bein, ISG oder Hüftgelenk durch Schmerzvermeidung mit Kraftverlagerung auf die Fußaußenkante

Therapie

  • i.d.R: Spontanheilung binnen max. 1 a; mit konservativen Verfahren Heilung zu 90% binnen 6 Monaten. Nach 1 Jahr bleiben 1% mit chirurgischem Bedarf, der (auch bei Sportlern) in 90% zu 80% bessert
  • Taping
  • Radiotherapie
  • Schonung, häufige stoßartige Belastungen wie beim Laufen meiden; vorübergehende Umstieg auf kürzere Schritte beim Gehen; Aussetzen des Barfußgehens
  • Dehnen der Achillessehne, noch besser: Dehnen der Plantarfaszie selbst. In einer Studie mit Dehnen als Monotherapie zeigten 72% Besserung. Dehnen mind. 3/d
  • Einlagen, die die Ferse polstern, sie verbessern vor allem verbessern die Funktion, aber weniger den Schmerz
  • Beinschinen, die in der Nacht den Fuß ohne Dorsalflexion fixieren, und damit ohne Möglichkeit zur weiteren Kontraktion
  • Massage: Querfriktionen am Ansatz sind unangenehm aber schmerzlindernd
  • Die Wirksamkeit der häufig gegebenen NSAR ließ sich nicht nachweisen
  • lokale Cortisoninfiltrationen (maximal ein Mal wegen Risiko erhöhten Fettpolsterschwundes und erhöhtem Rupturrisiko)
  • Thrombozyten-angereichertes Eigen-Plasma, noch in Erprobung, bislang erfolgversprechend
  • Botox-Injektionen, noch in Erprobung, bislang erfolgversprechend
  • Iontophorese
  • Extrakorporale Stoßwellentherapie, uneinheitliche Studienlage

DD

  1. Morbus Bechterew
  2. Morbus Reiter
  3. RA

Asana-Praxis

Bei der Plantarfasziitis steht die Dehnung der längsgerichteten ( intrinsischen) plantaren Fußmuskulatur und die Dehnung des Trizeps surae und damit auch die Prävention gegen Verkürzug der Achillessehne im Vordergrund. Die längsgerichtete plantare Fußmuskulatur besteht vor allem aus Zehenflexoren nach plantar. Dementsprechend ist die Dehnung der Zehen in den Grundgelenken nach dorsal eine der wichtigsten Aufgaben. Das kann hervorragend mit Haltungen geleistet werden, bei denen die Zehen auf der Wand nach oben zeigen während die Fußsohle vor der Wand auf dem Boden steht, also etwa setu bandha sarvangasana mit Wand. Daneben sind Dehnungen dieser Muskulatur mittels kleiner Faszienrolle sehr hilfreich. Diese sollten mindestens dreimal täglich durchgeführt werden, und zwar mit hinreichendem Druck und hinreichend langem Einwirken pro bearbeiteter Stelle. Dabei wird neben der intrinsischen Fußmuskulatur, die die aktive Zuggurtung für die Flexion des Fußes darstellt, auch die passive Zuggurtung gedehnt, die unter anderem als der betroffenen Plantarfaszie und dem Lig. plantare longum besteht. Das bloße moderate Rollen des Fußes über die Faszienrolle hingegen kann kaum mehr als eine Alibifunktion erfüllen.

Neben der Plantarfaszie und den intrinsischen Fußmuskeln ist die Dehnung des Trizeps surae wichtig, der der maßgebliche Plantarflexor des Fußgelenks (genauer: des OSG) ist und damit eng mit dem Zuggurtungssystem zusammenarbeitet. Nachrangig muß hier auch noch der deutlich schwächere Plantaris genannt werden. Mängel des einen Systems werden auf Dauer nicht ohne Konsequenzen für das andere bleiben. Beim Trizeps surae muß unterschieden werden zwischen dem monoartikulären Soleus und dem biartikulären Gracilis. Daher müssen Dehnungen in Richtung Dorsalflexion des Fußgelenks sowohl mit gebeugtem (für den Soleus) als auch mit gestrecktem Kniegelenk (für den Gracilis) ausgeführt werden. Hier wird getestet und nach Bedarf mehr das eine oder das andere geübt.

Auch ein Mangel an Kraft in den Fußgelenk-stabilisierenden Muskeln kann die Plantarfasziitis begünstigen. Es müssen vor allem alle relevanten Muskeln bzw. Muskelgruppen betrachtet werden, die bei den häufigen Tätigkeiten Gehen und Stehen mit einem gewissen Mindestmaß an Krafteinsatz benutzt werden. Die Fußheber zählen in der Regel nicht dazu, da sie nur eine Rückstellfunktion für erneute Plantarflexion haben. Daher sind neben verschiedenen Arten landläufiger Fußgymnastik vor allem auch Kräftigungen der Plantarflexoren, der Pronatoren und der Supinatoren des Fußgelenks hilfreich.

Asana-Praxis

Bei der Plantarfasziitis steht die Dehnung der längsgerichteten ( intrinsischen) plantaren Fußmuskulatur und die Dehnung des Trizeps surae und damit auch die Prävention gegen Verkürzug der Achillessehne im Vordergrund. Die längsgerichtete plantare Fußmuskulatur besteht vor allem aus Zehenflexoren nach plantar. Dementsprechend ist die Dehnung der Zehen in den Grundgelenken nach dorsal eine der wichtigsten Aufgaben. Das kann hervorragend mit Haltungen geleistet werden, bei denen die Zehen auf der Wand nach oben zeigen während die Fußsohle vor der Wand auf dem Boden steht, also etwa setu bandha sarvangasana mit Wand. Daneben sind Dehnungen dieser Muskulatur mittels kleiner Faszienrolle sehr hilfreich. Diese sollten mindestens dreimal täglich durchgeführt werden, und zwar mit hinreichendem Druck und hinreichend langem Einwirken pro bearbeiteter Stelle. Dabei wird neben der intrinsischen Fußmuskulatur, die die aktive Zuggurtung für die Flexion des Fußes darstellt, auch die passive Zuggurtung gedehnt, die unter anderem als der betroffenen Plantarfaszie und dem Lig. plantare longum besteht. Das bloße moderate Rollen des Fußes über die Faszienrolle hingegen kann kaum mehr als eine Alibifunktion erfüllen.

Neben der Plantarfaszie und den intrinsischen Fußmuskeln ist die Dehnung des Trizeps surae wichtig, der der maßgebliche Plantarflexor des Fußgelenks (genauer: des OSG) ist und damit eng mit dem Zuggurtungssystem zusammenarbeitet. Nachrangig muß hier auch noch der deutlich schwächere Plantaris genannt werden. Mängel des einen Systems werden auf Dauer nicht ohne Konsequenzen für das andere bleiben. Beim Trizeps surae muß unterschieden werden zwischen dem monoartikulären Soleus und dem biartikulären Gracilis. Daher müssen Dehnungen in Richtung Dorsalflexion des Fußgelenks sowohl mit gebeugtem (für den Soleus) als auch mit gestrecktem Kniegelenk (für den Gracilis) ausgeführt werden. Hier wird getestet und nach Bedarf mehr das eine oder das andere geübt.

Auch ein Mangel an Kraft in den Fußgelenk-stabilisierenden Muskeln kann die Plantarfasziitis begünstigen. Es müssen vor allem alle relevanten Muskeln bzw. Muskelgruppen betrachtet werden, die bei den häufigen Tätigkeiten Gehen und Stehen mit einem gewissen Mindestmaß an Krafteinsatz benutzt werden. Die Fußheber zählen in der Regel nicht dazu, da sie nur eine Rückstellfunktion für erneute Plantarflexion haben. Daher sind neben verschiedenen Arten landläufiger Fußgymnastik vor allem auch Kräftigungen der Plantarflexoren, der Pronatoren und der Supinatoren des Fußgelenks hilfreich.

Asanas

Asanas in 851: Dehnung der Plantarflexoren
Asanas in 852: Kräftigung der Plantarflexoren
Asanas in 856: Dehnung des Gastrocnemius
Asanas in 857: Kräftigung des Gastrocnemius
Asanas in 971: Dehnung der Zehenflexoren
Asanas in 972: Kräftigung der Zehenflexoren
Asanas in 861: Dehnung der Supinatoren
Asanas in 862: Kräftigung der Supinatoren
Asanas in 871: Dehnung der Pronatoren
Asanas in 872: Kräftigung der Pronatoren