pathologie: plattfuß

yogabuch / pathologie / plattfuß

Plattfuß / Knickplattfuß / Knicksenk (Pes planus/planovalgus)

Definition

bei der nicht-nativen Form handelt es sich um ein durch Versagen der kurzen Fußmuskeln und darauf folgende Überlastung der Bänder bedingtes, bis zum Bodenkontakt mit Druckaufnahme schon bei Belastung mit Körpergewicht ohne Kinetik (Verminderung des Fußlängsgewölbes beim Gehen) reichendes eingesunkenes mediales Fußgewölbe mit valgischem Rückfuß und proniertem (endorotiertem plantarflexiertem) Talus, der nach medial-ventral über den Kalkaneus abrutschen kann. Einige intrinsische Fußmuskeln bilden den aktiven Teil der Zuggurtung des Fußes, die zusammen mit der passiven (Lig. plantare longum und Plantarfaszie) den entlasteten Fuß nach der Belastung wieder in die flektierte Form mit Längsgewölbe ziehen, das unter Belastung reduziert war. Werden diese Muskeln insuffizient, versagt der aktive Teil der Zuggurtung und beansprucht die passive über ihre Leistungsfähigkeit hinaus, was diese auch versagen läßt und zum Senkfuß und später Plattfuß führt.

Eine gewisse Plattfüßigkeit infolge der kindlichen X-Beine, die einen Knick-Senkfuß bedingen, ist während der kindlichen Entwicklung normal, muß sich aber auswachsen, zwischen dem 6. und 10. Lj. sollte sich das Längsgewölbe ausprägen. Der Plattfuß tritt meist zusammen mit Knickfuß auf und führt ebenfalls häufig zum Spreizfuß. Die erworbene Form ist meist die Folge tritt häufig zusammen mit KnickSpreizfuß auf und ist Folge einer Tibialis-Posterior-Dysfunktion (PTTD). Es muß weiter nach reponierbarer und kontrakter Ausprägung unterschieden werden. Die kontrakte gilt als konservativ nicht mehr therapierbar. Der muskuläre bedingte Knickfuß im Kindesalter darf nicht auf die leichte Schulter gekommen werden. Die Annahme, daß sie das „auswachse“, insbesondere, wenn die Kinder genügend Sport trieben, ist nicht korrekt und gilt nur bis zu einem Alter von 6 Jahren. Viel Sport kann im Gegenteil die Störung verstärken. Die Belastung des Fußes beim Sport wird oft unterschätzt, der 6 m weit springende Leichtathlet belastet beim Aufkommen seinen Fuß mit einer Tonne Gewicht. Wird hier falsch vorgegangen, prägt sich die Störung weiter aus. Im Sport wird statt von einem Knickfuß oder Knick-Senkfuß verharmlosend oft von Hyperpronation geredet, was eine Bewegungseigenschaft statt einer Störung zu beschreiben vorgibt. Er ist häufig mit weiteren Normabweichungen vergesellschaftet wie proniertem Mittelfuß, verkürzter Achillessehne, Abduktion des Mittel- und Vorfußes. Vom Senkfuß grenzt sich der Plattfuß dadurch ab, daß bei ersterem das Fußlängsgewölbe noch nicht den Boden erreicht.

Der Häufigkeitsgipfel des Knicksenkfußes liegt bei Frauen zwischen 40 und 50. Unterscheide:

  1. Angeborener Plattfuß (Pes planus congenitus): konvexe Fußsohle, konkaver Fußrücken, abduzierter Vorfuß, endorotierter Rückfuß, Steilstellung des Talus (vorn zu tief, hinten zu hoch), Vorfuß in Dorsalflexion. Der angeborene Plattfuß tritt selten auf, ist dann aber meist rigide. Meist ist ein Talus verticalis ursächlich.
  2. Erworbener Plattfuß: muskuläre (v.a. die Schwäche des M. tibialis posterior, das Tibialis-posterior-Dysfunktionssysdrom, PTTP) und ligamentäre Insuffizienz lassen das Fußlängsgewölbe einsinken, der Talus bleibt normalgestellt, die Ferse in Valgus-Stellung, Talus normal; dadurch verändert sich die Zugrichtung der Achillessehne und fördert die Progredienz des Knickfußes. Übergewicht ist Risikofaktor. Man unterscheidet den kindlichen, adoleszenten und erwachsenen Plattfuß. Unterscheide zwischen weichem / reponierbarem und kontraktem (oft entzündlicher) Plattfuß: Dauerbelastung verursacht Knorpeldegeneration und arthrotische Reizzustände, die Bänder verkürzen und später deformieren auch die Knochen. Übergewicht ist Risikofaktor. Beim kontrakten (entzündlicher) Plattfuß verkürzen durch Dauerbelastung verursachte Knorpeldegeneration und arthrotische Reizzustände die Bänder und deformieren später auch Knochen.
  3. Posttraumatischer Plattfuß: z.B. nach Kalkaneusfraktur

Wie weit ein nicht kontrakter Plattfuß Krankheitswert besitzt und therapiebedürftig ist und welche Therapie hilfreich ist, ist noch Gegenstand der Diskussion, zudem er meist keine Beschwerden verursacht. Auch ist unklar, ob ein nicht kontrakter kindlicher oder adoleszenter Plattfuß im Erwachsenenalter Beschwerden verursachen wird oder unter welchen Umständen. Einigkeit dürfte zumindest darüber bestehen, daß ein nicht kontrakter symptomfreier kindlicher Plattfuß nicht operativ versorgt wird. Bei fixierten jugendlichen Plattfüßen, die symptomatisch werden, stehen operative Eingriffe zur Verfügung. Ist der Plattfuß hingegen kontrakt und schmerzhaft, muß er operativ – meist mit einer Tripelarthrodese – versorgt werden.

Terminologisch wird in der englischsprachigen Literatur häufig zwischen dem kindlichen (nicht kontrakten) Pes calcaneovalgus und dem späteren (nicht kontrakten) Pes planovalgus unterschieden.

ICD M21.4 / Q66.8

Ursache

– allgemeine

  1. angeboren
  2. entzündlich
  3. traumatisch
  4. Kalkaneusfraktur

Bewegungsapparat

  1. idiopathische Bindegewegsschwäche
  2. Dysfunktion und Schwäche verschiedener Unterschenkelmuskeln, vor allem: Tibialis-posterior-Dysfunktionssysdrom (PTTP)
  3. Vorhandensein eines Os tibiale externum

– disponierende Erkrankungen

  1. Poliomyelitis epidemica (Kinderlähmung)
  2. rheumatische Erkrankungen
  3. Rachitis
  4. neurologische Erkrankungen

– sonstige Faktoren

  1. inadäquates Schuhwerk

Prädisponierend

  1. X-Beine, O-Beine
  2. Trisomie 21 (Down-Syndrom)
  3. Übergewicht
  4. familiäre Disposition
  5. fehlende Länge der Achillessehne bzw. Kontraktur des Triceps surae
  6. Instabilität des Tarsometatarsalgelenks I

Symptome

  1. von anfänglich bei der Entwicklung des Senkfußes symptomlos bis zu starken Schmerzen in Fuß und Unterschenkel bei der Entstehung des Plattfußes
  2. Hyperpronation
  3. Druckstellen, ggf. Druckgeschwüre
  4. Belastungsschmerzhaftigkeit, verminderte Gehstrecke
  5. eingeschränkter ROM im OSG

Komplikationen

  1. Hyperpronations-disponierte Störungen
  2. verschiedene Arthrosen, z.B. im hUSG oder in proximalen Gelenken
  3. konsekutive Schmerzen und Schäden: in Knie oder Hüfte, Rückenschmerzen, Wadenschmerzen

Therapie

  1. ggf. Einlagen, Barfußlaufen, Kräftigungstraining der Fuß- und Unterschenkelmuskeln, KG
  2. Meidung inadäquaten Schuhwerks, insbes. zu kleine Schuhe oder solche mit Absätzen
  3. KEINE Cortison-Infiltrationen an der Tibialis-Posterior-Sehne
  4. seltener OP, insbesondere bei schweren Störungen des Tibialis posterior (z.B- Sehnenruptur), ggf. Korrektur des Fersenbeins

Asana-Praxis

Eine konservative Therapie des Plattfußes ist nur im nicht-kontrakten Fall möglich; der angeborene und der erworbene, kontrakt gewordene Plattfuß muß operativ versorgt werden. Wenn man von einer Tibialis-posterior-Dysfunktion als Ursache ausgeht, muß es Ziel sein, möglichst früh und erfolgreich zu intervenieren, bevor sich die Ansatzsehne längt und eine suffiziente Funktion des Muskel-Sehne-Systems unmöglich macht. Dazu ist das Training vor allen des medialen, supinierenden Aspekts des Zügelsystems des Fußgelenks wichtig. Um kein muskuläres Ungleichgewicht entstehen zu lassen, das naheliegt, da der Bewegungsraum in Richtung Supination ungleich größer ist als der in Richtung Pronation und ein Ungleichgewicht nicht nur das laterale Kniegelenk belasten könnte, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines Supinationstraumas erhöht, würde man in der Regel das ganze Zügelsystems trainieren.

Ein weiterer Ansatz ist, den aktiven Teil der Zuggurtung des Fußlängsgewölbes zu trainieren, also die intrinsischen Zehenbeuger. Dazu können entgegen den üblichen Interpretationen der Haltungen und den daraus resultierenden Anweisungen die Zehen in den meisten Stehhaltungen auf den Boden gedrückt werden. Dabei reicht ein fester Druck der im wesentlichen gestreckten Zehen aus, diese müssen nicht sichtbar beugen, das würde ohnehin leichter zu einem Krampf in ebendieser Muskulatur führen.

Neben vielen Arten von Fußgymnastik wie Greifbewegungen mit den Zehen, die natürlich auch deren Flexion enthalten, und regelmäßig getragenen Einlagen bietet sich auch das Training der Plantarflexoren (Fußstrecker) und Dorsalflexoren (Fußheber) an, da die Verbesserung dieses Systems die Zuggurtung entlasten kann bzw. eine Insuffizienz die Zuggurtung schädigt. Weiter kann ein verkürzter Trizeps surae oder eine verkürzte ausführende Sehne, die Achillessehne, durch das auf den Calcaneus ausgeübte plantarflektierende Moment dazu beitragen, daß die Zuggurtung des Fußes überlastet wird. Auch hier muß mit Dehnung gegengesteuert werden. Längere Spitzfußhaltungen solten dann vermieden werden, wie sie etwa bei Bauchschläfern leicht entstehen oder auch bei Rückenschläfern, wenn sie unter einer schweren Bettdecke schlafen. Das gleiche gilt für Sitzhaltungen, auch dort sollten längere Spitzfußhaltungen vermieden werden. Gerade Menschen mit Meniskusbeschwerden können dazu neigen, die Kniegelenke beim Sitzen eher zu strecken als weit zu beugen, und daher den Muskelspannungen und der Schwerkraft entsprechend den Fuß eher in eine deutliche Plantarflexion fallen zu lassen. Aus dem selben Grunde – und natürlich vielen anderen – ist auch das Tragen hoher Absätze konraindiziert.

Asanas

Etwas weniger häufig/intensiv auch: