pathologie: fersensporn

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Fersensporn (Kalkaneussporn, Fasziitis plantaris)

Definition

Knöcherner (Exostose) Sporn am Calcaneus: Knochenneubildung, meist als Begleiterscheinung einer Plantarfasziitis; betrifft 10% der Läufer; insges. mehr Frauen; Altersgipfel 40.-60. Lj; möglicherweise sind umliegende Sehnen kalzifiziert. Der Fersensporn ist ein verbreitetes Overuse-Syndrom. 13-32% der Menschen ohne Plantarfasziitis und 50-89% der Menschen mit Plantarfasziitis weisen einen vorderen Fersensporn auf. Insbesondere das Auftreten ohne Plantarfasziitis ist oft ein Zufallsbefund. Die Calcifizierung liegt meist im Bereich des Ansatzes des Quadratus plantae, seltener auch bei dem des Abduktor hallucis oder des Abduktor digiti minimi.

  1. oberer (kranialer, hinterer) Fersensporn bei „Haglund-Exostose“ oder „Haglund-Ferse“ (M77.3, M92.6): an Ansatz der Achillessehne am Calcaneus
  2. unterer (plantarer) Fersensporn (häufiger): Verknöcherung im Ansatzbereich der Plantaraponeurose am Calcaneus

ggf. verbunden mit Plantarfasziitis (Entzündung der Plantarfaszie). Die Bezeichnung „Haglund-Exostose“ folgt nicht genau der Beschreibung des schwedischen Orthopäden Patrick Haglung, der eine Knochenmasse profunder als die Achillessehne beschrieben hat.

ICD M77.3

Ursache

  1. Überbelastung (Overuse) oder mangelnder Trainingszustand
  2. Präexistende Insertionstendopathie

Prädisponierend

– Verhalten

  1. ungeeignetes Schuhwerk: zu flache, zu wenig stützende Sohle, zu enge Schuhe
  2. viel Aktivität auf den Füßen
  3. Technikmängel beim Laufen
  4. ungenügendes Aufwärmen vor dem Sport mit Folge höherer Spannung der Muskulatur
  5. Berufe mit stehender oder gehender Tätigkeit
  6. inadäquate Steigerung des Trainingspensums, Veränderung anderer wichtiger Trainingsparameter

– gesundheitliche Faktoren / Erkrankungen

  1. Höheres Alter (lässt Fettkissen unter der Ferse schwinden)
  2. große Körperlänge
  3. Übergewicht (Risiko deutlich erhöht), vor allem bei rascher Gewichtszunahme
  4. Spreizfuß

Bewegungsapparat

  1. Fußfehlstellungen vor allem mit vermindertem Fußlängsgewölbe wie Senkspreizfuß, KnickSenkfuß, Plattfuß; Hohlfuß
  2. Muskelschwäche vor allem der Fuß- und Wadenmuskulatur nach/durch Bewegungsmangel
  3. Verkürzung der Zehenbeuger, insbesondere bei Schwäche der Zehenstrecker
  4. mangelnde Flexibilität des Trizeps surae
  5. Beinlängendifferenzen
  6. Hyperpronation beim Laufen

Diagnose

  1. Röntgen, Sono, MRT
  2. Tests und Zeichen: Windlass-Test auf Plantarfasziitis, manuelle Druckschmerzprovokation
  3. Ursachenanalyse beim Laufen durch Videoanalyse

Symptome

  1. von symptomfrei bis zu starkem stechendem Schmerz beim Abrollen des Fußes oder auch beim Stehen im Bereich Vorderferse (unterer) bzw. v.a. Belastungsschmerzhaftigkeit (hinterer);
  2. vor allem zu Beginn: morgentlicher Anlaufschmerz, nach Ruhe schlechter, später dauerhafte Belastungsschmerzhaftigkeit
  3. Druckschmerzhaftigkeit
  4. schmerzhafter Zehenstand
  5. Belastungsschmerz nach längerer Belastung

Komplikationen

  1. Ruptur

Therapie

die Therapie erfolgt fast ausschließlich konservativ:

  1. regelmäßiges Dehnen (2-3/d)
  2. Einlagen, Gelkissen
  3. Stoßwellentherapie: zertrümmert nicht den Fersensporn selbst sondern regt im umgebenden Gewebe den Stoffwechsel an
  4. KG
  5. Bestrahlung
  6. Triggerakupunktur
  7. ggf. Analgetika
  8. Botox-Infiltrationen
  9. lokale Antiphlogistica
  10. Kyrotherapie
  11. ggf. Lokalanästetikum mit Cortison
  12. ggf. Radiotherapie bei deutlicher Schmerzbelastung und 2-3-monoatiger Therapieresistenz, wird eher bei Älteren angewendet
  13. ggf. operative Abtragung des Sporns
  14. ggf. Plantare Fasziotomie
  15. rezidivprophylaktisch: Dehnen, Faszienrolle, Fußmassagen. Beim Sport: Aufwärmen

DD

  1. RA
  2. Morbus Bechterew
  3. Gicht
  4. Morbus Ledderhose (Knotenbildung in der Plantaraponeurose)
  5. Dupuytren

Asana-Praxis und Bewegungstherapie

Bei einem Fersensporn liegt wahrscheinlich auch eine Plantarfasziitis vor, und es muß davon ausgegangen werden, daß die Plantarfaszie unter zu hoher Spannung steht. Daher ist neben der passiven Dehnung der Fußsohlenmuskeln durch die kleine Faszienrolle oder Fußmassagen vor allem die Dehnung der Zehenflexoren durch Haltungen notwendig, die eine an der Wand fixierte 90° Dorsalflexion in den Zehengrundgelenken enthalten. Begleitend muß der Trizeps surae in einen hinreichen kraftvollen, aber auch gut dehnfähigen Zustand gebracht werden. Da beide Anteile des Trizeps surae Supinatoren des Fußgelenks sind, sollten für eine gute Kraftbalance auch die weiteren Supinatoren und die Pronatoren des Fußgelenks gedehnt und gekräftigt werden.

Asanas

  1. Asanas in 851: Dehnung der Fußstrecker / Plantarflexoren / Wadenmuskeln
  2. Asanas in 852: Kräftigung der Fußstrecker / Plantarflexoren / Wadenmuskeln
  3. Asanas in 861: Dehnung der Supinatoren
  4. Asanas in 862: Kräftigung der Supinatoren
  5. Asanas in 871: Dehnung der Pronatoren
  6. Asanas in 872: Kräftigung der Pronatoren
  7. Asanas in 971: Dehnung der Zehenflexoren
  8. virasana und baddha padasana für entspannte Antagonisten.