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Bild: Scapula costal und dorsal (Link zu zwei Linkmaps)
Scapula
Die Verbindung von Schulterblatt und Brustkorb ist kein echtes Gelenk, insbesondere, da die Knochen nicht direkt artikulieren und ihnen deswegen auch die Knorpelüberzüge fehlen. Sie wird daher als Scapulothorakales Gleitlager bezeichnet, da die Scapula auf den beiden an ihrem ventralen Innenrand (Margo medialis) entspringenden bzw. ansetzenden Muskeln Serratus anterior (ventral liegend, also profunder, Rippen-seitig) und Subscapularis (dorsaler liegend, also superfizieller, flächig auf der Costalseite der Scapula entspringend) gleitet, die auf ihrer ventralen/costalen Seite vor den Rippen liegen. Das Schulterblatt artikuliert in seiner Gelenkfläche namens Glenoid mit dem Humerus des Oberarms. Das Schulterblatt ist frei dreidimensional beweglich auf dem Rücken.
Flächen
Facies dorsalis
Die Spina scapula teilt die dorsale Fläche der Scapula in einen kleinen superioren Teil mit der Fossa supraspinata, in der der Supraspinatus entspringt und einen großen inferioren Teil, der größtenteils dem Infraspinatus flächig als Ursprung dient. Lateral, schräg zwischen Angulus lateralis und Angulus inferior liegt eine Knochenleiste, die das große mediale Ursprungsgebiet des Infraspinatus von dem des Teres major (inferior) und darüber des Teres minor abtrennt.
Fossa supraspinata
Die Fossa supraspinata ist die Grube oberhalb der Spina scapulae und vor dem Margo superior der Scapula, in der der nach lateral über den Humeruskopf ziehende Suprapinatus entspringt.
Facies costalis / ventralis
In der Facies costalis liegt eine ausgedehnte Grube, die die Fossa subscapularis, in deren superioren zwei Dritteln der Subscapularis entspringt. In dreieckigen Arealen vor dem Angulus inferior und Angulus superior inseriert der Serratus anterior.
Fossa subscapularis
Ausgedehnte Grube in der Facies costalis, in deren superioren zwei Dritteln der Subscapularis entspringt.
Ränder
Margo superior
Zwischen Angulus superior und Basis des Processus coracoideus liegt die Margo superior, in der die vom Lig, transversum scapulae superius überzogene Incisura scapulae liegt. An die Inzisur grent der Ansatz des Omohyoideus.
Margo lateralis / axillaris
Zwischen Cavitas glenoidalis und Angulus inferior liegt der Margo lateralis. Unterhalb des Glenoids liegt das Tuberculum infraglenoidale, an dem das caput longum des Trizeps entspringt.
Margo medialis / vertebralis
Zwischen Angulus superior zum Angulus inferior liegt der Margo medialis, an dem mehrere Muskeln ansetzen:
- Rhomboideus major
- Rhomboideus minor
- Levator scapulae
- Pars inferior des Serratus anterior
Die ersten dieser drei ziehen zur Margo medialis des Schulterblatts nach medial und heben damit eine Außenrotation auf, gleichzeitig ziehen sie es nach kranial und elevieren es damit. Der von lateral kommende Serratus anterior hingegen ist Teil des scapulothorakalen Gleitlagers und zieht das Schulterblatt in die Protraktion.
Winkel/Ecken
Angulus inferior (Schulterblatt)
An der unteren Spitze des Schulterblatts, dem Angulus inferior, treffen Margo medialis und Margo lateralis zusammen. Bei der Außenrotation bewegt er sich erkennbar und palpabel nach lateral sowie bei der Elevation erkennbar und palpabel nach kranial und stellt daher einen guten Orientierungspunkt dar. Auf der dorsalen Seite setzt der Teres major und einige Faserzüge des Latissimus dorsi an.
Angulus superior
Am Angulus superior treffen Margo medialis und Margo superior zusammen. Hier inserieren Fasern des Levator scapulae.
Angulus lateralis
Am massiveren Angulus lateralis, dem Zusammentreffen von Margo lateralis und Margo superior liegt weit superior eine Cavitas glenoidalis, eine flache Knorpelpfanne, in der der Humerus artikuliert. Darüber liegt das Tuberculum supraglenoidale und darunter das Tuberculum infraglenoidale.
Markante Strukturen
Spina
Die Spina des Schulterblatts ist die weit superior liegende, weitgehend quer und medial nach kaudal verlaufende Schulterblattgräte, oberhalb der (namensgebend) in der Fossa supraspinata der Supraspinatus entspringt, und unterhalb der großflächig der Infraspinatus entspringt.
Glenoid / Cavitas glenoidalis
Das Glenoid ist die Gelenkfläche des Schulterblattes, in der der Humerus (Oberarmknochen) artikuliert. Der vertikale Durchmesser ist größer als der horizontale. Da die Gelenkfläche sehr klein und relativ flach ist, damit ein möglichst großer Bewegungsumfang realisiert werden kann, ist sie von einem Labrum (einer Knorpellippe) umgeben, an deren oberem Bereich Fasern der Ursprungssehne des Caput longum des Bizeps ansetzen. Der Hauptteil der Sehne setzt unmittelbar darüber am Tuberculum supraglenoidale an. Wegen dieser Verbindung ist bei einem Anriss der Ursprungssehne häufig auch das Labrum glenoidale betroffen, was als SLAP-Läsion bezeichnet wird. Sie wird etwa durch Verletzungen durch exteme Lasten verursacht, wie sie beim Auffangen von schweren Gegenständen, durch Traumata oder in Gegnerkontaksituationen im Sport auftreten kann, wenn der Bizeps ruckartig in kräftiger exzentrischer Kontraktion belastet wird. Auch als Folge wiederholter Mikrotraumata im Sinne des Overuse kann eine SLAP-Läsion auftreten.
Wegen des extremen Verhältnisses aus kleiner, recht flacher Gelenkfläche des Glenoids und großem Humeruskopf kann das Schultergelenk leichter als andere Gelenke luxieren:
- in 95-97% nach anterior (nach dorsal ausgestreckter Arm beim Sturz renkt nach vorn aus)
- in 2-4% nach posterior (Krampf, Elektrounfall, was als Ursache gerne übersehen wird)
- in 0,5% nach inferior (Sturz auf den frontalabduzierten Arm)
- eine superiore Luxation ist nicht möglich, da dort das Acromium die Bewegung des Humerus stoppt.
Unterhalb des Glenoids liegt das Tuberculum infraglenoidale, an dem das Caput longum des Trizeps entspringt.
Labrum glenoidale
Das Labrum glenoidale ist die Knorpelllippe, die das Glenoid an dessen Rand umgibt und dem Schultergelenk zusätzliche Stabiiltät gibt. Nach Konstruktion ist es vor allem auf dreidimensionale Flexibilität mit großem ROM ausgelegt, was ein kleines und flaches Glenoid notwendig macht, dem allerdings durch zusätzliche Maßnahmen (wie etwa muskulär durch die Rotatorenmanschette) und eben durch die Knorpellippe Labrum glenoidale zusätzliche Stabilität verliehen werden muss. Eine grundsätzliche ähnliche Konstruktion im Sinne des Kugelgelenks am Ende des Rumpfs zum Ansatz der Extremität findet sich beim Hüftgelenk, welches ebenfalls auf eher große dreidimensionale Flexibilität konstruiert ist, aber neben einer Knorpellippe (Labrum acetabuli) wegen des großen zu tragenden Teilkörpergewichtes einen robusten Bandapparat besitzt und dessen Beweglichkeit zu Gunsten der Stabilität geringer ist, man spricht wegen der mehr als hältigen Überdeckung des Caput femoris durch das Acetabulum auch von einem Nussgelenk. Mit dem Labrum glenoidale verbunden sind Fasern der Ursprungssehne des langen Kopfes des Bizeps brachii. In Überlastungssituationen ist daher nicht nur eine Avulsion möglich, sondern oft auch ein Anriss des Bizepsankers an der Knorpellippe.
Bizepsanker
Als Bizepsanker wird der Ursprung der Sehne des langen Kopfes des Bizeps an der superioren Knorpellippe des Glenoids und oder dem Tuberkulum supraglenoidale überhalb des Glenoids bezeichnet. Laut Studien ist zu 50% nur das posterosuperiore Labrum, zu 20% nur das Tuberkulum supraglenoidale der Ursprung des Bizeps und in 30% beide.
Der Ursprung an einem Knorpel ist naturgemäß weniger belastbar als ein knöcherner Ursprung. Insbesondere durch außerordentliche Zugbelastung kann es also zum Einriss dieses Bereichs des Knorpels vor allem für die erste Gruppe kommen, dies wird als SLAP-Läsion bezeichnet. Schon für das superiore Labrum gibt es drei Varianten, die Verankerung der Ursprungssehne daran zeigt nochmals 4 Typen, je nachdem, wie sich deren Fasern zwischen vorderem und hinterem Labrum verteilen.
Processus coracoideus (Rabenschnabelfortsatz)
der nach ventral hervorstehende Processus am äußeren oberen Schulterblatt, etwas medial und kaudal vom Akromion, an dem Pectoralis minor, und in einer gemeinsamen Ursprungssehne das Caput breve des Biceps brachii und der Coracobrachialis entspringen. Die dort entspringenden Muskeln haben hauptsächlich die Funktion den Arm zu frontalabduzieren und das Schulterblatt zu deprimieren. Außerdem inserieren am Processus coracoideus das Lig. coracoacromiale und das Lig. coracoclaviculare.
Acromion
Das Akromion ist die Schulterhöhe, der äußerste Bereich im oberen Schulterblatt, noch oberhalb des Glenoids. An der superioren Fläche des Akromion entspringt nach lateral der Deltoideus pars acromialis, weit medial befindet sich das Gelenk mit der Clavicula, das Akromioklavikulargelenk (ACG).
Tuberculum infraglenoidale
Unterhalb des Glenoids liegender Vorsprung, an dem das Caput longum des Trizeps entspringt.
Tuberculum supraglenoidale
Oberhalb des Glenoids liegender Vorsprung, an dem das Caput longum des Bizeps entspringt.
Bewegungen
Protraktion / Retraktion: die Bewegung von der Wirbelsäule weg nach seitlich-vorn (Protraktion) bzw. nach hinten-innen (Retraktion) zur Wirbelsäule
Elevation / Depression: das Anheben nach kranial (Elevation) bzw. Absenken nach kaudal (Depression) des Schulterblatts.
Rotation: mit seiner unteren Spitze (Angulus inferior) nach außen-oben (Außenrotation) bzw. wieder zurück (Innenrotation). Für ein Anheben des Arms über 90° muss das Schulterblatt außenrotieren, beim Absenken des Arms wird die Außenrotation wieder aufgehoben.
Damit hat das Schulterblatt drei hauptsächliche Bewegungsdimensionen. Dazu kann es pathologisch, vor allem bei Schwäche der Retraktoren wie der Rhomboiden, auch bei Schwäche der Protraktoren wie des Serratus anterior, die gemeinsam die Scapula auf den Thorax drücken, eine vom Rücken abhebende Kippbewegung ausführen, die bei den verschiedenen Formen der Scapula alata (siehe bei Wikipedia) gut zu sehen ist.
Gelenke
Akromioklavikulargelenk
Das Akromioklavikulargelenk ist das Gelenk, in dem die Scapula mit der Clavicula artikuliert, siehe unter Akromioklavikulargelenk.
Glenohumeralgelenk
Das Glenohumeralgelenk ist das Gelenk, in dem die Scapula mit dem Humerus artikuliert, das Schultergelenk, siehe unter Schultergelenk.
Skapulothorakales Gleitlager
An dem ventralen Innenrand (Margo medialis) der Scapula setzt der Serratus anterior (ventral liegend, also profunder, Rippen-seitig). Flächig auf der Costalseite der Scapula entspringt der Subscapularis. Damit liegen diese Muskeln direkt aufeinander und zugleich zwischen Thorax und Scapula. Die bilden das skapulothorakales Gleitlager, in dem die Scapula auf den Faszien der Muskeln bzw. des Thorax gleitet.