bewegungsphysiologie: ROM

yogabuch / bewegungsphysiologie / ROM

ROM / Bewegungsraum / Verkehrsraum

Der gesamte Bewegungsumfang (Verkehrsraum, Bewegungsraum) eines Gelenks (ROM) in alle Richtungen bis zu deren jeweiligem Ende. Bezüglich eines Koordinatensystems, etwa entsprechend Vektoren auf den üblichen Bewegungsbezeichnungen, die (sich gegenüberliegend) paarweise jeweils eine Bewegungsdimension definieren, ergibt sich der Bewegungsraum als eine kompakte Punktmenge. Dabei ist zu beachten, daß der Bewegungsumfang zuweilen von Parametern des bewegenden oder bewegten Partners abhängt, wie im Falle des Schultergelenks oder des Hüftgelenks, bei denen die laterale Abduktion des Schultergelenks bzw. die (laterale) Abduktion des Hüftgelenks durch eine hart-elastische (Gelenkgeometrie) und fest-elastische (ligamentäre) Bewegungsgrenze stark von der Rotation des bewegten Knochens (Humerus bzw. Femur) abhängt. Siehe dazu auch die entsprechenden Explorationen:
Arm eingedreht abduzieren und Bein ohne ausdrehen abduzieren.

Dabei muß unterschieden werden zwischen dem passiven, von einem Untersucher bewirkbaren Bewegungsradius, den ein Gelenk ermöglicht bis eine der möglichen Grenzen der Bewegung Einhalt gebietet und dem aktiven Bewegungsradius, den das Gelenk überziehende Muskeln tatsächlich abdecken. Man unterscheidet folgende Bewegungsgrenzen:

  • weich-elastisch: eine durch einen Muskel gesetzte Bewegungsgrenze. Die Bewegungsgrenze wird als weich und mit über zunehmende Bewegung in Richtung der Grenze zunehmender Dehnungsempfindung wahrgenommen. Dabei kann die Dehnungsempfindung den gesamten Bereich (0 bis 10) der NAS umfassen. Neben diesem, aktuell die Bewegung begrenzenden Muskel kann auch einer seiner Synergisten eine weich-elastische Grenze setzen, nachdem die des ersten verschoben worden ist. In diesem Fall kann durch Verbesserung der Flexibilität der Muskulatur der ROM vergrößert werden.
  • fest-elastisch: eine durch ein Band gegebene Grenze. In diesem Fall setzt kein bei der Bewegung gedehnter Muskel eine weich-elastische Grenze und eine knöcherne Grenze ist (noch) nicht gegeben. Dies ist oft bei Fußgelenken der Fall.
  • hart-elastisch: eine durch einen Knochen, genauer: die Knorpel der artikulierenden Knochen gesetzte Grenze. Eine solche Grenze findet sich bei den meisten Menschen etwa im Ellbogengelenk in Anatomisch Null in Richtung Extension des Ellbogengelenks. Wenn die Armbeuger hinreichend flexibel sind, existiert vor der hart-elastischen Bewegungsgrenze weder eine fest-elastische (ligamentäre) noch eine weich-elastische (muskuläre).

Der Unterschied zwischen dem dem aktiven und passiven Bewegungsspielraum wird recht deutlich am Beispiel des Kniegelenks: die aktive Beugung des Kniegelenks durch Muskeln der Ischiocruralen Gruppe findet ihre Grenze durch aktive Insuffizienz oder bei schlechter Beweglichkeit der monoartikulären Anteile des Quadrizeps auch schon früher durch passive Insuffizienz, also durch mangelnde Dehnfähigkeit ihres antagonistischen Quadrizeps. Dieser Unterschied darf nicht verwechselt werden mit den Grenzen, die durch Anteile des aktiven Bewegungsapparates (weich-elastisch) oder des passiven Bewegungsapparates (fest-elastisch, hart-elastisch) gesetzt werden.

Der aktive oder passive ROM kann in Winkelgrad (°) angegeben werden oder bei Bewegungen, etwa zu Trainingszwecken, in Prozent (%) der Kontraktionsmöglichkeit eines zu trainierenden Muskels, dann bezieht sich die Angabe letztlich auf das Intervall der Sarkomerlängen. Typischerweise ist der ROM eine konvexe Menge.