pathologie: spitzfuß

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Spitzfuß (Pes equinus)

Definition

Fehlbildung des Fußes mit hochstehender Ferse, das OSG ist in Dorsalflexion fixiert oder der ROM ist auf einen sehr klein Bereich begrenzt, der sämtlich deutlich in Dorsalflexion liegt. Typischerweise ist es dann kaum noch möglich, die Ferse aufzusetzen, und eine physiologische Abrollbewegung ist ebenfalls kaum mehr mehr möglich. Der Gang erfolgt dann ausschließlich auf Zehenspitzen, das Gangbild ist entsprechend deutlich verändert. Der Vorfuß wird damit deutlich mehr belastet. Der Spitzfuß ist meisten Folge eines Traumas, bei dem Dorsalflektoren des Fußgelenks oder ihre Sehnen geschädigt werden. Ein habitueller Spitzfuß ist ebenfalls bekannt. Eine kindliche Spitzfußstellung ist nicht selten, diese sollte sich allerdings legen. Der Spitzfuß kann zusammen mit anderen Fußdeformitäten auftreten, vor allem Klumpfuß, nachrangig dem Hohlfuß, Knickplattfuß

ICD Q66.8, M24.5

Ursache

  1. angeboren, z.B. hereditäre motorisch-sensible Neuropathie (HSMN)
  2. Infantile Zerebralparese
  3. Tragen von Thomasschiene (zur Entlastung des Hüftgelenk bei Morbus Perthes)
  4. Traumatisch: Schädigung der Dorsalflektoren oder ihrer Sehnen.
  5. Kompartment-Syndrom des Unterschenkels, meist ebenfalls traumatisch
  6. Bettlägrigkeit
  7. Multiple Sklerose
  8. Apoplexie
  9. Spitzfuß als Teil einer Klumpfuß-Deformität
  10. habituell
  11. kompensatorisch: unilateral bei Beinlängendifferenzen
  12. neurologisch: spastische Lähmung des Gastrocnemius und Soleus
  13. schlaffe Lähmung der Dorsalflexoren

Diagnose

  1. klinisch, u.a. Verkürzung des Trizeps surae und der Archillessehne
  2. Pedobarographie
  3. Röntgen
  4. MRT

Symptome

  1. Stehen in Anatomisch Null nicht möglich

Komplikationen

  1. unbehandelt: Schäden des Bewegungsapparates

Therapie

  1. Therapie der Ursache
  2. KG
  3. Botulinum-Injektionen
  4. operative Verlängerung der Achillessehne
  5. Eigenbluttherapie: Injektion von Autologous Conditioned Plasma
  6. falls nötig: OP, arthroskopisch, minimalinvasiv oder auch bei größeren Störungen mit ausgiebiger Weichteilkorrektur offen. Falls nötig Arthrodose, Sehnenverlängerung (v.a. Achillessehne)

Asana-Praxis

Abhängig von der Ursache kann konservativ nicht immer eine Restitutio ad integrum erwartet werden. Der Versuch den Spitzfuß zu beseitigen oder zu bessern geht fast ausschließlich über die Dehnung der Plantarflexoren, es müssen also vor allem der Soleus und der Gastrocnemius gedehnt werden. Da ersterer monoartikulärer Plantarflexoren ist, muß sein Synergist Gastrocnemius durch signifikante Beugung im Kniegelenk entlastet werden, damit die Wirkung der Plantarflexion den Soleus trifft. Für die Dehnung des Gastrocnemius hingegen muß das Kniegelenk gestreckt sein. Da zu erwarten ist, daß in den Plantarflexoren eine ausgeprägte negative longitudinale Muskeladaption stattgefunden hat, kann neben der Dehnung eine Kräftigung der Plantarflexoren in dem Bereich des ROM sinnvoll sein, der zwischen ca. 70 und 100° der maximalen Sarkomerlänge liegt, das heißt also etwa in dem Drittel des ROM vor dem maximal gedehnten Zustand. Andere Plantarflexoren wie der Tibialis posterior dürften hier keine wesentliche Rolle spielen.

Die Antagonisten der kontrakten Plantarflexoren sollten auf Tonus und vor allem Funktion überprüft werden. Eine Wirkung, die über das Heben des Fußes hinausgeht, etwa im Sinne eines echten Gegengewichts zu den kontrakten Plantarflexoren, kann weder erwartet noch erreicht werden. Im Sinne der Bewegungsphysiologie etwa des Gehens und Laufens sind diese Muskeln nur zum Anheben des Fußes nach erfolgter Plantarflexion da, sie leisten keinen Beitrag zum Vorschub und sind deshalb auch wesentlich schwächer. Ihre Aufgabe liegt darin, ein Stolpern über die eigenen Zehen zu verhindern und den Fuß in eine Position rückzuführen, in der wieder eine für den Vortrieb relevante Plantarflexion möglich ist.

Da die Spitzfußstellung an sich keinen besonders stabilen Stand ermöglicht und die in Richtung Supination und Pronation stabilisierende Muskulatur, also vor allem die Zügelsysteme aus Tibialis anterior und Fibiularis longus sowie aus dem Tibialis posterior einerseits und Fibularis longus und Fibularis brevis andererseits dazu neigen können kontrakt zu werden, sollten diese mit besser werdender Dorsalflexion trainiert und der Bewegungsspielraum verbessert werden.

Asanas

  1. Asanas in 851: Dehnung der Plantarflexore
  2. Asanas in 856: Dehnung des Gastrocnemius
  3. Asanas in 871: Dehnung der Pronatoren
  4. Asanas in 872: Kräftigung der Pronatoren
  5. Asanas in 861: Dehnung der Supinatoren
  6. Asanas in 862: Kräftigung der Supinatoren
  7. Asanas in 841: Dehnung der Pronatoren
  8. Asanas in 842: Kräftigung der Pronatoren Pronatoren