pathologie: impingement-syndrom

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Impingement-Syndrom der Schulter (auch: Subacromial-Syndrom)

Definition

Der Begriff Impingement der Schulter wird nicht einheitlich benutzt, meist wird damit eine schmerzhafte Beweglichkeitseinschränkung des Schultergelenks bezeichnet, meist beruhend auf Degeneration, Ruptur oder musuklärer Dysbalance mit Verletzung der Supraspinatussehne, die eingeklemmt wird. Genauer muß unterschieden werden zwischen zwei Formen des Impingement:

  1. interne (Anstoßen innerhalb des Schultergelenks): kann posterosuperior (PSI) oder anteriorsuperior (ASI) liegen, das PSI ist meist Folge von Überkopftätigkeiten, ob sportlich oder handwerklich, meist bildet sich dabei ein GIRD (glenohumeral internal rotational deficit) aus. Es kann dann zur schmerzhaften Bewegungseinschränkung mit Kraftverlust kommen. Das ASI wird meist durch Adduktion in Endorotation ausgelöst, betroffen sind häufig Schwimmer.
  2. äußeres (Anstoßen außerhalb des Schultergelenks): muß unterschieden werden in

Idiopathische Formanomalien des Akromions, darunter auch ein zu langes Akromion, begünstigen die Entstehung eines Impingements. Neben dem subakromialen ist auch ein subkorakoidales Impingement möglich.

ICD M75.4

Ursache

  1. (siehe Definition)

Prädisponierend

– Verhalten

  1. langanhaltende Fehlbelastung: habituelles Anheben des Humeruskopfes
  2. inneres PSI-Impingement: Überkopf-Tätigkeiten, Berufe wie Maler und -Sportarten wie Volleyball, Handball, Schwimmen, Speerwerfen
  3. inneres ASI-Impingement: Sportarten mit Adduktion in Endorotation wie Schwimmen
  4. Rauchen

Bewegungsapparat

  1. Schwäche der Lateralabduktoren und Exorotatoren
  2. Kalkablagerungen

Diagnose

Tests und Zeichen:

  1. Neer-Zeichen
  2. Jobe-Zeichen: (Full Can und Empty Can-Variante) Reizung der Supraspinatus-Sehne
  3. Painful-Arc-Test
  4. Hawkins Test
  5. drop arm sign
  6. shoulder relocation test

Schmerzminderung beim Painful arc durch externes Herabziehen (nach kaudal) des Arms zeigt an, daß es sich hauptsächlich um eine Bursitis handelt. Druck des Humeruskopfs in Richtung Akromion verstärkt dann den Schmerz. Verstärkt sich der Schmerz unter Zug nach kaudal oder bleibt gleich, ist die Sehne des Suprapinatus die Ursache.

Symptome

  1. oft Beginn mit akut einsetzenden, hellen Schmerzen bei Tätigkeiten über Kopf
  2. schmerzhafte Bewegungseinschränkung „painful arc“: Schmerzen zwischen etwa 70° und 130° Abduktion, die sich unter Endorotation verschlechtern
  3. Rotation des Oberarms schmerzhaft eingeschränkt
  4. ggf. auch Ruheschmerz und Nachtschmerz
  5. später: Beweglichkeitseinschränkungen durch Verklebungen und Muskeldystrophie, was zu weiterer Progredienz und Instabilität führt

Therapie

  1. initial, falls nötig, Ruhigstellung. Danach Förderung der Beweglichkeit
  2. Wärme- oder Kältetherapie, Iontophorese
  3. ggf. Kortikoidinfiltrationen (nicht in die Sehnen). Infektrisiko, CAVE bei Diabetikern!
  4. Stoßwellentherapie bei Calcifizierung
  5. Propriozeptive neuromuskuläre Faszilitation (PNF)
  6. PT
  7. spezifisches Dehnung- und Kräftigungstraining
  8. Haltungtraining für die WS
  9. Beseitigung vorhandener Skapuladyskinesie, Kräftigung der schulterblattbewegenden Muskulatur, Beseitigen von Dysbalancen und Beweglichkeitseinschränkungen
  10. in etwa 80% konservativ. Es gibt keine Prädiktoren für den Erfolg.
  11. Vermeiden der schmerzhaften Bewegung
  12. OP: subakromiale Dekompression, zeigt sich aber in einem Review ein Jahr post-op gegenüber physiotherapeutischen Maßnahmen nicht überlegen.
  13. Kräftigung vor allem der Exorotatoren des Schultergelenks und der humeruskopfdeprimierenden Muskeln (Infraspinatus und Subscapularis)

DD

  1. Kalkschulter
  2. Frozen Shoulder

Asana-Praxis und Bewegungstherapie

In der Literatur und den Online-Medien werden auffällig viele Übungen zur muskulären Stabilisierung der Funktionen des Schultergelenks empfohlen: Kräftigende Haltungen zur Frontaladduktion, gerade und retrovertierte Stützübungen mit und ohne Armbeugen (rückwärtige Dips, Heben aus Stütz am Stuhl), Kräftigung der Exorotatoren auf verschiedene Weise (Hanteln, Seilzug, Theraband, liegend, sitzen, stehend), Kräftigung der Endorotatoren, Bizepscurls, Seitheben bis 90°, Rudern, 45°-Rudern, Rudern mit endorotierten Armen, Liegestütz, exorotierte Frontalabduktion auf Sternumhöhe (Wegdrücken), Retroversionen, Dehnung des Pectoralis, proniertendorotiertes Seitheben. Zusätzlich wird empfohlen, die Retraktoren, Protraktoren, Elevatoren und Depressoren des Schulterblatts zu trainieren.

Vielen Autoren gilt das Impingement als oft multifaktoriell verursacht. Daher sollte an allen plausibel erscheinenden oder diagnostizierten Ursachen gearbeitet werden. Einer Hyperkyphose der BWS etwa und einer Protraktionsneigung der Schulterblätter muß entgegengewirkt werden. Sind muskuläre Gründe in Form von Verkürzungen gegeben, wie häufig zu sehen etwa des Pectoralis major, muß diese durch Dehnung und Tonusreduzierung abgebaut werden, also auch durch Arbeit in großen Sarkomerlängen wie bei der Stabstellung. Auch andere Endorotatoren des Schultergelenks, darunter der Subscapularis, Latissimus dorsi und Teres major neigen zu Verkürzung, dies sollte aufgearbeitet werden. Eine vorhandene Skapuladyskinesie muß beseitigt werden. Alle Übungen und Haltungen sollten so ausgeführt werden, daß der bekannte Impingement-Schmerz nicht auftritt, das Aushalten von Schmerzen führt keineswegs zu irgendeiner Besserung, eher im Gegenteil.

Asanas