pathologie: werferschulter

yogabuch / pathologie / werferschulter

Werferschulter (Wurfschulter, Sportlerschulter)

Definition

Die Wurfbewegung besteht aus drei Phasen (ausholen, beschleunigen, abbremsen), wobei die letzte die kritischste ist, weil die Exorotatoren exzentrisch die Wurfbewegung abbremsen müssen, was auch den hinteren Teil der Kapsel belastet und verdicken lässt, wodurch sich die Endorotation verschlechtert (GIRD: glenohumeral internal rotational deficit / glenohumerales Innenrotationsdefizit). Dies sollte als Warnzeichen für das Entstehen eines Impingement dienen. Es können verschiedene Schäden an der Schulter entstehen:

  1. Auffaserungen der Rotatorenmanschette: partielle Risse, arthroskopisch z.B. als PASTA Schäden sichtbar
  2. SLAP-Läsionen
  3. posterosuperiores Impingement (PSI)
  4. anterosuperiores Impingement (ASI, selten: die Subscapularissehne klemmt zwischen Humeruskopf und Coracoid oder vorderem Labrums ein)

Morgan beschreibt die Entwicklung der Störung so:
Am Anfang steht eine Schwäche der trunkoscapulären Muskulatur, die die Scapula stabilisiert sowie eine Schwäche des dorsalen Teil der Rotatorenmanschette. Die mangelhafte Führung der Scapula ist noch schmerzlos, es stellt sich aber ein nachweisbares GIRD mit einer posteroinferioren Verdickung der Kapsel ein. Mit zunehmender Kontraktur wird die Störung symptomatisch, die Schmerzen zeigen sich in der späten Ausholphase und der frühen Beschleunigungsphase beim Wurf und sind Folge der posteroinferioren Kontraktur, die den Humuskopf in der endgradigen exorotierten Frontalabduktion nach superior drückt (posteriosuperiore glenohumerale Instabilität). Dabei können posterosuperiore Rotatorenmanschette und posterosuperiorer Glenoidrand wiederholt in Kontakt kommen, was zu einer SLAP-Läsion führen kann. Bei fortgeführter Ausübung der Sportart Werfen führt die posterosuperiore Instabilität zur Verengung des Subakromialraums und einem zusätzlichen externen Impingement sowie Schmerzen, die von der Rotatorenmanschette ausgehen. Zusätzlich kann die kontrakte posteroinferiore Kapsel zu einer anterosuperioren Instabilität führen, die mit einer pathologisch erweiterten Exorotationsfähigkeit einhergeht, die auf der anterioren Subluxation des Humeruskopfes beruht.
Frühes Warnsymptom in der Entwicklung der Werferschulter ist das GIRD. Ist die Störung weit fortgeschritten, kann die Sportart nicht mehr ausgeübt werden.

Der Fall eines Rotatorenrisses mit Teilriss der Unterfläche der Infraspinatussehne heißt APIT (anteroposterior instability in the throwing athlete). Das Verletzungsrisiko bei Überkopfsportarten ohne Differenzierung zwischen akut traumatisch und chronisch degenerativ: Schwimmen (40-90%), Volleyball und Tennis (20-60%), Baseball (60-70%). Beim Wurf treten Kräfte von bis zu 1000 N auf. Bereits nach 40-60 Würfen lassen sich Veränderungen in der Schulter nachweisen.

Ursache

  1. wiederholte kraftvolle Überkopf-Wurf- und Schlagbewegung

Prädisponierend

  1. Enodorotationsdefizit (siehe GIRD-Test)

Diagnose

  1. eher loser Zusammenhang zwischen Radiologie und Klinik
  2. Arthroskopie mit Maßnahme je nach Schaden
  3. Tests und Zeichen: GIRD-Test (positiv ab 20° Unterschied im Seitenvergleich), Fulcrum-Test, Apprehension-Test in 120° Lateralabduktion, Shoulder relocation test

Symptome

  1. Bewegungsschmerzhaftigkeit, progredient, lastabhängig, intraartikulär
  2. progrediente endgradige Beweglichkeitseinschränkung
  3. leicht verminderte Retraktion der Scapula
  4. Leistungsminderung
  5. Scapuladyskinäsie
  6. subjektive und objektive Gelenkinstabilität

Komplikationen

  1. Rotatorenrisse
  2. Labrumschäden
  3. SLAP-Läsion

Therapie

  1. bei frühzeitig erkanntem GIRD (glenohumeral internal rotational deficit): PT, Adaption der Wurftechnik und andere sportphysiotherapeutische Maßnahmen wie Dehnung des Pectoralis major, Shoulder Crossbody Stretch (den 90° frontal abduzierten Arm maximal transversal adduzieren), Sleeper Stretch (in Seitlage mit 90° Frontalabduktion eines Arms diesen mit der anderen Hand maximal endorotieren)
  2. sonst meist arthroskopische Intervention nötig. Prognose gut