pathologie: periarthropathia humeroscapularis

yogabuch / pathologie / periarthropathia humeroscapularis

Periarthropathia/Periarthritis Humeroscapularis (PHS, schmerzhafte Schultersteife, Frozen Shoulder, adhäsive Kapsulitis)

Definition

Sammelbegriff für unterschiedliche Schmerzzustände im Bereich des Schultergürtels, die von degenerativen Prozesse im Bereich der Weichteile (Gelenkkapsel, Rotatorenmanschette) ausgelöst werden. Die Schulter ist eines der komplexesten Gelenke des Körpers, die Konstruktion bietet extreme Beweglichkeit, was ein wenig zu Lasten der Stabilität geht. Metabolische Entgleisungen, bei denen Milchsäure im Interstitium zu einer Azidose führt, Hier sind nicht selten langanhaltende Einschränkungen der Lebensqualität und der Arbeitsfähigkeit zu sehen. Die aktive Beweglichkeit ist deutlicher eingeschränkt als die passive. Proaktive Patienen sind deutlich im Vorteil, da häuslich ausgeführte PT-Übungen von hohem Wert sind. Wichtig ist auch die Prävention der kontralateralen Schulter. Frühzeitige Intervention ist von Vorteil. Altersgipfel: 40.-60. Lj., W > M. In 25% ist kurz nach der ersten auch die zweite Schulter betroffen. Die Erkrankung brennt i.d.R. nach 6 – 24 Monaten aus und läßt sich in Phasen untergliedern:

  1. Stadium 1: ausgeprägte Bewegungsschmerzhaftigkeit, möglicherweise auch Ruheschmerz, noch keine Beweglichkeitseinschränkung. Analgetika lindern kaum
  2. Stadium 2: nach etwa 3 Monaten nachlassender Schmerz, aber zunehmendes Beweglichkeitseinschränkungen; die Lateralabduktion ist auf unter 90° beschränkt. Keine Entzündung der Kapsel mehr sondern Vernarbung, sie schrumpft und verdickt sich
  3. Stadium 3: nachlassende Beweglichkeitseinschränkungen, Gefahr dauerhafter Schwächung des Schultergelenks

ICD M75.0

Ursache

  1. primäre Form (autoimmun-inflammatorisch): unbekannt
  2. sekundäre Form: Trauma, Fraktur, Rupturen innerhalb der „Rotatorenmanschette„, OP, degenerative Erkrankungen wie Arthrose

Prädisponierend

– Verhalten

  1. Bewegungsmangel
  2. wiederholte monotone Bewegungen (narrowuse)
  3. saure (säurenbildende) Ernährung

Bewegungsapparat

  1. Kalkschulter
  2. Immobilisierung des Schultergelenks

– weitere Faktoren

  1. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Hyperthyreose, Hypothyreose, metabolisches Syndrom

Diagnose

  1. vor allem klinisch/funktionsdiagnostisch und anamnestisch
  2. in der Bildgebung kaum darstellbar
  3. arthroskopisch nachweisbar

Symptome

  1. bewegungsabhängige Schmerzen, schmerzhafte Bewegungseinschränkung in alle Richtungen; i.d.R. ist die laterale Abduktion durch Schmerzempfindung deutlich eingeschränkt, die passive Bewegung ist ein wenig weiter möglich als die aktive
  2. Highlight: nächtlicher Ruheschmerz beim Liegen auf der betroffenen Seite
  3. plötzlich heftigste Schmerzen, auch unabhängig von Überlastung oder Trauma während alltäglicher Verrichtung auftretend
  4. Verstetigung der Schmerzen, Loslösung von bestimmten Bewegungen bis hin zum Dauerschmerz
  5. Schließlich versteift die dauerschmerzhafte und geschonte Schulter
  6. deutlicher Druckschmerz der entzündeten Kapsel (Stadium 1)

Komplikationen

  1. psychische Belastung
  2. ggf. befristete Arbeitsunfähigkeit
  3. subakromiales Impingement

Therapie

  1. erst einmal ruhig stellen
  2. Gabe von Analgetika, fakultativ auch Antiphlogistika
  3. gut ist Gabe von lokalen Anästetika wie Lidocain, Procain,.. (die kein Adrenalin enthalten sollten) per Quaddeln, was einen zusätzlichen durchblutungsfördernden Effekt hat (Trick: kurz anstechen (1 s), ein wenig injizieren, dann tiefer und mehr, die nächste Quaddel jeweils in schon betäubten Bereich setzen)
  4. bei Frozen Shoulder: Narkosemobilisation und konsequente aktive KG, sonst droht Rezidiv
  5. basische Ernährungstherapie, Vermeidung von Arachidonsäure-haltigen Nachrungsmittlen
  6. Ultraschalltherapie
  7. wassergefilterte Infrarot-A Wärmetherapie (wIRA-Lampe)
  8. Bewegungstherapie: Dehnung, Kräftigung, Koordination
  9. OP (minimalinvasiv) nur bei Versagen der konservativen Therapie: Arthrolyse. Post-op: unmittelbares permanentes Bewegungstraining der Schulter auf Motorschiene in Analgesie.
  10. vorübergehender Umstieg auf schulterfreundliche Sportarten
  11. eine ernsthafte Verkürzung des Verlaufs ist kaum erreichbar