pathologie: skapuladyskinesie

yogabuch / pathologie / skapuladyskinesie

Definition

Mangelhaftige Beweglichkeit oder mangelhaftes Bewegungsmuster des Schulterblatts bei seinen Bewegungen auf dem Rumpf (im Skapulothorakalen Gleitlager) oder bei den Bewegungen des Arms. Ursächlich sind vor allem muskuläre Dysbalancen und Schwächen sowie Risse von Muskeln der Rotatorenmanschette. Bei der verbreitesten Form der Skapuladyskinesie sieht man eine Scapula alata bei gesenktem, endorotiertem Arm beruhend auf einem GIRD (glenohumeral internal rotational deficit) mit zusätzlich schmerzhafter weiter Exorotation des Arms gegen Widerstand, basierend auf einer Verkürzung der Außenrotatoren und der Protraktoren bei Schwäche der Retraktoren des Schulterblatts, einer allgemeinen Schwäche der Muskeln, die das Schulterblatt auf dem Rücken fixieren, also neben dem verkürzten Serratus anterior vor allem der Rhomboiden. Häufig sind auch Zeichen einer subakromialen Enge bzw. eines Impingement-Syndroms zu finden.

Kibler bezeichnet die Skapuladyskinesie als durch Seitenvergleich auffallend und macht drei Typen aus:

  1. Prominierender inferomedialer Skapularand durch abnormale Rotation um die transversale Achse der Skapula (inferior gapping)
  2. Prominierender kompletter medialer Skapularand durch abnormale Rotation der Skapula um die longitudinale (vertikale) Achse (medial gapping)
  3. superiore Translation (Teilelevation) der gesamten Skapula mit Prominenz des superomedialen Skapularandes (superior gapping)

Manche Autoren geben für die Lateralabduktion feste Verhältnisse zwischen der Bewegung im Glenohumeralgelenk und der Außenrotation des Schulterblatts, also der Bewegung im skapulothorakalen Gleitlager an, z.B. 1,5 : 1. Solche vereinfachten Modelle dürfe die Praxis aber schnell ad absurbum führen, zumal die Bewegungsanteile sehr stark von individuellen Beweglichkeiten und Muskelkräften und (vor allem muskulären) Widerständen anhängen. Gerade Menschen mit guter Beweglichkeit können sicherlich die ersten 70° Lateralabduktion ohne eine Außenrotation des Schulterblatts durchführen. Trozdem kann ausgesagt werden, daß die Skapuladyskinesie hier in der Regel auffällige Abweichungen von der nicht betroffenen Seite zeigt.
Eine Störung in der Außenrotation kann etwa entstehen, wenn der Serratus anterior oder der Trapezius nicht korrekt arbeiten.

Morgan grenzt die Skapuladyskinesie von der von ihm definierten SICK Scapula ab, die er wie folgt definiert:

  • S capular malposition
  • I nferior medial border prominence
  • C oracoid pain and malposition
  • dys K inesis of scapular movement

Die von ihm ihn Ruhe im Stehen beschriebene Position des Schulterblatts ist gekennzeichnet durch:

Außerdem ist die Elevationsfähigkeit des Schulterblatts eingeschränkt, Das nach anterolateral verschobene Coracoid führt zu ständig erhöhtem Zug des Pectoralis minor und Druckschmerzhaftigkeit an seinem Ansatz. Die Tiefstellung mit Teilprotraktion und Teilaußenrotation verursacht erhöhte Spannung des Levator scapulae und Druckschmerzhaftigkeit an seiner Insertion am Angulus superior. Die Fehlstellung wirkt ebenfalls ungünstig auf das ACG und führt dort meist zu einem Dauerschmerz. Daneben ist der Subacromialraum verengt, was zum Impingement disponiert, ein positiver Skapularetraktionstest zeigt, daß bei korrekter (extern reponierter) Stellung des Schulterblatts eine weitere Lateralabduktion möglich ist. Im Rahmen der SICK scapula ist ein TOS nicht unwahrscheinlich (arteriell, venös und nerval). Nicht selten ist die SICK scapula mit einer Hyperkyphose der BWS vergesellschaftet.

Ursachen

SICK scapula

  1. knöcherne Veränderungen an HWS, BWS, Clavicula, z.B. durch Frakturen
  2. ACG-Pathologien
  3. Muskelkontrakturen
  4. neurologische Defizite in der Innervation der relevanten Muskulatur
  5. Kontrakturen des Kapsel- und Bandapparates des Glenohumeralgelenks

Skapuladyskinesie allgemein

  1. muskuläre Dysbalancen
  2. Schwächen und Risse von Muskeln der Rotatorenmanschette
  3. Impingement

Prädisponierend

  1. GIRD

Diagnose

  1. inspektorisch

Symptome

  1. sichtbare Lageanomalie des Schulterblatts in Ruhe
  2. ggf. eingeschränkter ROM
  3. ggf. Symptome der Komorbiditäten und Komplikationen wie Werferschulter, Rotatorenmanschettenläsion und Impingement

Komplikationen

  1. Rotatorenmanschettenläsion
  2. Impingement
  3. Werferschulter

Therapie

  1. Die PT erfolgt konservativ entsprechend Kiblers Dreiphasenkonzept. Binnen 3 Monaten sind die Symptome in der Regel deutlich rückläufig.