yogabuch / pathologie / runners knee
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Runners knee Iliotibiales Bandsyndrom/Tractussysdrom (ITBS, Läuferknie)
Definition
durch trainingsbedingte Überlastung (relativ zum Trainingsstand und anderen wichtigen Faktoren, s.u.) vor allem bei Läufern bedingte Insertionstendopathie. Das Runners Knee ist ein klassisches Overuse-Syndrom. Schon eine einmalige deutliche Überbelastung kann das Bandsyndrom auslösen, häufiger ist es aber Folge wiederholter Überbelastung. Sah man lange Zeit die Verursachung in dem Reiben des Tractus Iliotibialis an dem Epicondylus des Femur, zeigen neuere Erkenntnisse, dass es vor allem dessen Druck auf das Band ist. Grundsätzlich können die Schmerzen von Muskeln, Sehnen, Knorpeln oder der Kapsel ausgehen. Knochenhaut und Schleimbeutel können betroffen sein. Häufigster Schmerz im Außenknie bei Läufern. Im deutschen Sprachgebrauch wird häufig nicht zwischen dem eigentlichen Runners Knee und der Chondropathia patellae unterschieden.
Das ITBS oder Runners Knee ist eine der häufigsten Overuse-bedingten Störungen der Sehnen der unteren Extremität. Läufer sind mit einer Inzidenz von 14% betroffen. Mit geringerer Inzidenz tritt sie auch bei Rennradfahrern, Fußballspielern, Feldhockey und Basketball spielenden sowie Rudernden auf. Das ITBS zwingt häufig zu einer Sportpause. Eine einheitliche Ursache kann selten angegeben werden, mittelbar führt jedoch eine erhöhte Reibung des Tractus Iliotibialis über den lateralen Femurcondylus bei etwa 30° zu Geweberreizungen. Der nach lateral rominierende Condylus hat gewissermaßen eine Hypomochlionfunktion und spannt somit den Tractus Iliotibialis mehr. Zuerst treten die Beschwerden nur nach hohen Belastungen auf, in chronischen Verläufen weitet sich dies möglicherweise bis zu einer Ruheschmerz aus. Differentialdiagnostisch müssen verschiedene Störungen ausgeschlossen werden, wie eine des Außenmeniskus, Außenbandschäden und ein PFPS mit lateraler Betonung. Der Schmerz liegt proximal des lateralen Gelenkspalt. Am lateralen Femurcondylus zeigt sich eine Druckschmerzhaftigkeit, mit einem Maximum bei 30° Knieflexion und zusätzlichem Varusstress des Kniegelenks. Das ITBS kann mit einer lokalen Schwellung verbunden sein und Krepitationen aufweisen. Der Ober-Test weist einen kontrakten Tractus Iliotibialis respektive Tensor fasciae latae nach. Sonographisch zeigt sich häufig eine ödematöse Verdickung des Tractus Iliotibialis. Bei persistierenden Beschwerden und Versagen der konservativen Therapie ist eine MRT angezeigt. Grundsätzlich wird diese Störung bis auf weiteres konservativ therapiert. Störfaktoren wie Beckenschiefstand, Beckenverwringung, Beinlängendifferenzen, Achsenfehlstellungen, Fußfehlstellungen müssen erkannt und therapiert werden. Eine Belastungsadaption wird fast immer erforderlich sein, gegebenenfalls eine Sportpause. Die Modulation der Belastungen ist ein wichtiger Aspekt. Biomechanische Faktoren wie das Schuhwerk beim Laufen, der Untergrund und die Topographie, sowie Parameter wie die Höhe der Sattelstütze beim Radsport können wichtig sein. NSAR können anfangs zur Linderung eingesetzt werden, auch die extrakorporale Stoßwellentherapie hat hier ihren Platz. Nur bei Versagen der konservativen Therapie empfiehlt sich eine operative Intervention, nach der schmerzadaptiert die Belastung ausgebaut wird. Die Beweglichkeit muss dabei nicht eingeschränkt werden. In den ersten sechs Wochen findet kein Sport statt.
Ursache
- Überlastung
Prädisponierend
– Verhalten
- ungeeignetes Laufschuhwerk
- neben dem regelmäßigen Laufen weitere regelmäßige kniebeanspruchende Faktoren
- Unangepasstes Trainingsprogramm: zu häufige Trainingseinheiten auf abschüssigen Straßen, zu schneller Trainingsaufbau, zu viele schnelle Trainingseinheiten
- Training vor Abschluss der Regenerationsphase
- unzureichendes Aufwärmen vor dem Laufen
- Laufen auf nach außen abschüssigem Untergrund
- Technikmängel beim Laufen
– Bewegungsapparat
- v.a. O-Beine, nachrangig auch X-Beine
- Fußfehlstellungen wie Senkspreizfuß, Knick-Senk-Fuß (Pes planovalgus), Hohlfuß, oder infolge Sprunggelenksdistorsionen (Supinationstrauma)
- vor allem Hypersupination, nachrangig auch Hyperpronation beim Laufen
- muskuläre Verkürzungen, v.a. im lateralen Bereich des Oberschenkels, allem voran Tractus Iliotibialis sowie des Tensor fasciae latae, weiter des Gluteus medius und Gluteus minimus
- Kippen des Beckens in Richtung größerer Flexion beim Laufen
- Schwäche der beckenstabilisierenden Hüftgelenkmuskulatur, z.B. Gluteus medius, die beim Laufen zu deutlicher Bewegung des Beckens in der Frontalebene führen
- Exorotation des Unterschenkels in der Spielbeinphase des Beins beim Laufen
- Beinlängendifferenzen, Beckenschiefstand
- mangelhafte Propriozeption und Koordination
- vor allem einseitige Schwächen der Rumpfmuskulatur
Diagnose
- anamnestisch und klinisch, vor allem durch Druckschmerz bei Palpation
- Lauf- und Schuhanalyse
- Bildgebung bei Therapieversagen: MRT zeigt Flüssigkeitssaum zwischen Tractus iliotibialis und Knochen
- Tests und Zeichen: Renne, Ober, Noble
Symptome
- Schmerz zuerst nur nach dem Laufen
- später stechende Schmerzen am Außenknie proximal des Gelenkspaltes, die den Abbruch des Laufs erzwingen können und selbst beim Gehen ggf. stark hindern
- häufig: Schmerz erst bei längerem Laufen, dann beim Treppensteigen, dann beim Gehen
- Reproduzierbarkeit durch Laufen
- nur selten Entzündungszeichen
Komplikationen
- Rezidivneigung, injury cycle
Therapie
- Kryotherapie (Eisbeutel), Wechselbäder, Wärmepackungen
- antiphlogistische Pflaster oder Salben
- Trainingspause: Schmerzauslösung vermeiden. Eventuell vorübergehender Umstieg auf schmerzfreie Sportarten
- Kräftigung der beckenstabilisierenden Hüftmuskulatur, der Bauch- und Rückenmuskulatur
- PT: myofasziale Lockerung, Querfriktion, Faszienrolle
- Dehnung der ITB-assoziierten Muskulatur
- Phonophorese (Ultraschall mit Antiphlogistikum)
- Überprüfung von Laufstil, Laufschuhwerk, Muskulatur, Fuß und Achsen. Bei O-Beinen: Einlagen. Keine zu starke Pronationsstütze
- selten chirurgisch durch Z-förmigen Einschnitt zur Verlängerung des TI
- Prognose: Abheilen nach 6-8 Wochen. Zu frühe Wiederaufnahme des Trainings kann zum injury cycle führen
- Stoßwellentherapie
- lokale Infiltration mit Cortison oder thrombozytenreichem Plasma
- langsamer Wiedereinstieg ins Training mit Aufwärmen und Dehnungsübungen