yogabuch / pathologie / klumpfuß
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Klumpfuß (Pes varus / pes equinovarus congenitus)
Definition
Schwere Fußdeformität, die durch eine Störung des Muskelgleichgewichts verursacht wird, bei der Plantarflexoren und Supinatoren überwiegen. Der Klumpfuß tritt seltener angeboren (primär) auf, meist ist er (sekundär) Folge von Schäden an Nerven, Muskeln und Sehnen durch Traumata oder Erkrankungen. Meist treten gravierende Folgen im Bewegungsapparat mit Arthrosen Schmerzen und Einbußen an Lebensqualität auf. Der Klumpfuß prägt sich individuell verschieden aus und setzt sich in der Regel zusammen aus folgenden Deformitäten:
- Rückfußvarus
- Spitzfuß (Pes equinus) mit Unfähigkeit zum Aufsetzen der Ferse auf dem Boden, das OSG bleibt in Plantarflexion
- Sichelfuß (Pes adductus): Vor- und Mittelfuß sind stark nach innen gebogen und supiniert, also der mediale Fußrand angehoben
- Hohlfuß (Pes excavatus): übermäßig ausgeprägtes Fußlängsgewölbe ohne Kontakt des Mittelfußes zum Boden
- Zusätzlich treten veränderte Formen einzelner Fußknochen auf
- Band- oder Muskelschäden verhindern eine physiologische Funktion des Fußes
Häufigkeit: 1-2/1000 (etwa 1:800), M:W 2:1. Auch wenn Jungen häufiger betroffen sind, ist bei Mädchen die Deformität ausgeprägter und schwerer korrigierbar. Mit dem kongenitalen Klumpfuß sind oft vergesellschaftet: Spitzfuß (Unfähigkeit die Ferse aufzusetzen), Sichelfuß, Hohlfuß, O-Beine
ICD Q66.0
Ursache
- angeboren (verschiedene Ätiologie, u.a. Platzmangel während der fetalen Entwicklung)
- neurogen erworben (gestörte Enervation und Schwächung des Fibularis longus und des Fibularis brevis), Überwiegen des Tibialis posterior
- schlaffe und spastische Lähmungen
- Verletzungen: Folge eines Kompartment-Syndroms, Verletzung von Fibularis-Sehnen
- Folge schwerer Traumata mit Frakturen
- Durchblutungsstörungen
- Verbrennungen mit Kontraktionen der Haut
- iatrogen: operative Überkorrektur anderer Fußfehlstellungen
Prädisponierend
- familiäre Häufung
- Rauchen während der Schwangerschaft
- verschiedene ethnische Gruppen haben erhöhtes Risiko
- Diabetes mellitus kann zu Schädigung des Rückfußes und damit später zum Klumpfuß führen
Diagnose
- neurologische Testung
- Gangbild
- Analyse der vorhandenen Bewegungseinschränkung und Fehlstellungen
- Podometrie/Podobarometrie
Symptome
- verschiedene Schmerzphänomene: Gelenkschmerzen, Druckschmerzen, Sehnenschmerzen
- Ausfall der Abrollbeweug des Fußes
- Verkürzung der Achillessehne
- Kombination aus folgenden Deformitäten:
- Supinations- oder Varusstellung des Rückfußes (Pes varus, Rückfußvarus)
- Sichelfußstellung des Vorfußes (Pes adductus)
- Spitzfuß (Pes equinus)
- Anspreizfuß (Pes supinatus)
- Hohlfuß (Pes excavatus)
Komplikationen
- Sprunggelenksarthrose und Arthrosen verschiedener Fußwurzelgelenke inkl. der unteren Sprunggelenke
- chronische Einschränkungen der Lebensqualität
- chronische Schmerzen
- progrediente Bewegungs- und Beweglichkeitseinschränkungen
- sehr selten: Abrollen über den Fußrücken
- Krallenzehen
Therapie
- angeboren: Redression (Gips, Schiene), ggf. im Alter von drei Monaten OP aller nötigen Strukturen
- Bewegungstherapie
- manuelle Therapie
- maßgefertigte Schuhe
- Training der relevanten Fußmuskulatur, Meiden von Stoßbewegungen beim Sport
- ggf. Antiphogistika, Analgetika
- ggf. rechtzeitige Entscheidung zur operativen Intervention, falls nötig Arthrodese im talocalcanearen, talonavicularen, calcaneocuboidalen Gelenk. Vor allem die Arthrodese des USG nimmt viel der Schmerzen, kostet aber wenig Bewegungsspielraum und ist wenig alltagsrelevant, da hier vor allem Supination und Pronation betroffen sind, die im Alltag weniger relevant sind.
Asana-Praxis und Bewegungstherapie
Eine wichtige Komponente ist die Wiederherstellung bzw. der Ausbau der Pronationsfähigkeit in den Fußgelenken. Dazu gibt es sehr wenige Haltungen. Vor allem malasana bietet sich hierzu an, je enger die Füße nebeneinander stehen, desto günstiger. Je nachdem wie gering die Pronationsfähigkeit ist, sollten die Fesseln mit einem Gürtel zusammengehalten werden, damit eine entsprechende Einwirkung erreicht wird.
Gegen die Spitzfuß-Komponente müssen alle Arten von Dehnungen der Wadenmuskulatur geübt werden, sowohl für den Soleus, also mit gebeugten Kniegelenk als auch für den Gastrocnemius, also mit gestreckten Kniegelenk. Je größer die Krafteinwirkung ist, desto (falls verträglich) besser. Das heißt, daß asymmetrische Haltungen, bei der die Dehnung nur auf einen Unterschenkel einwirkt, in der Regel günstiger sind als symmetrische Haltungen. Genauso sind aufrechte Haltungen günstiger als flache, außer die Wirksamkeit wird mit Tricks vermehrt, wie das Anheben eines Beines in der Hundestellung Kopf nach unten.
Die Dehnung der Fußmuskulatur (vor allem der Zehenflexoren) und der Wadenmuskulatur kann dazu beitragen, die Spannung der Plantarfaszie und der sie spannenden Muskulatur zu reduzieren und damit die Hohlfußkomponente zu reduzieren.
Für die allgemeine Stabilität im Fußgelenk und eine Suffizienz der Zügelsysteme (Fibularis longus und Tibialis anterior bzw. Tibialis posterior und Fibularis brevis und Fibularis longus) des Fußgelenks sind die balanceartigen Haltungen von großem Nutzen, sowohl die auf einem Bein stehenden wie vrksasana, 3. Kriegerstellung als auch die mit schmaler physikalischer Stützbasis wie parivrtta trikonasana, parsvottanasana, parivrtta parsvakonasana ohne Ferse am Boden.
Asanas
- Asanas in 861: Dehnung der Supinatoren zur Verbesserung der Pronationsfähigkeit des Fußgelenks
- Asanas in 851: Dehnung zur Dorsalflexion des Fußgelenks
- Asanas in 971: Dehnung zur (Plantar)flexion der Zehen