pathologie: patellaspitzensyndrom

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Patellaspitzensyndrom (Osteopathia patellae, Springerknie, Jumper’s knee, bei Jugendlichen: Sinding-Larsen-Johansson)

Definition

schmerzhafte chronisch-degenerative Überlastungserkrankung (Overuse-Syndrom) am Knochen-Sehnen-Übergang des Ligamentum patellae im Sinne einer (Insertionstendopathie oder Enthesiopathie) am distalen Patellapol oder an der Tuberositas patellae. Ursächlich sind wiederholte exzessive Belastungsspitzen, in der Regel im Rahmen von zyklischen Bewegungen. Die Diagnose erfolgt in der Regel klinisch. Das Geschehen ist in der Regel nicht entzündlich, sondern eher von degenerativer Natur. Dementsprechend werden Entzündungsparameter oder Entzündungsmediatoren nicht erhöht gemessen, sondern einsprossende Nerven und Gefäße, die auf eine Tendinose hinweisen. Das Sehnengewebe stellt sich grauer und aufgefasert dar als im physiologischen Befund.

Wie die meisten Insertionstendopathien wird auch diese in der Regel konservativ behandelt, wobei Schonung und Antiphlogistika bzw. Analgetika durch physikalische Therapie und Physiotherapie ergänzt werden können. Kortikoidinfiltrationen stellen wie häufig eine deutliche Gefahr einer Sehnenschädigung dar. Konservativ therapieresistente Fälle oder häufige Rezidive indizieren eine operative Intervention. Dabei stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl. Nach der OP kann voll belastet werden, forcierte Beugung sollte aber für sechs Wochen nicht über 90 Grad hinaus gehen, um die angeforderte Muskelleistung in exzentrischer Kontraktion unter Beachtung der vorliegenden Sarkomerlänge von dem Punkt entfernt zu halten, an dem die Sehne auf Elastizität beansprucht wird. In 30% tritt das Patellaspitzensyndrom beidseitig auf. Einteilung in Grade wird wie folgt vorgenommen:

  1. 1: Schmerz nach Beenden der Belastung
  2. 2: Schmerz bei Beginn der Belastung und nach Beenden, währenddessen schmerzfrei
  3. 3: Dauerschmerz, der Belastung ausschließt
  4. 4: Patellarsehnenruptur

Alter: meist 15-35. Lokalisation meist am distalen Patellapol, danach an der Tuberisotas tibiae. Vor dem 15. Lj. entspricht das Patellaspitzensyndrom einem morbus Sinding-Larsen-Johansson M92.4.

ICD M76.5

Ursache

  1. wiederholte und ungewohnte Zugbelastungen und Zugbewegungen der Patellasehne wie in vielen Sportarten, vor allem springenden, aber auch Gymnastik und Kraftsport

Prädisponierend

– Verhalten

  1. Sportarten: Volleyball, Basketball, Handball, Weitsprung, Hochsprung
  2. Sportarten mit häufigem abrutem Abbremsen oder Landen: Springen, Stopps
  3. Beinlängendifferenzen

Bewegungsapparat

  1. idiopathische Bandschwäche
  2. mangelnde Kraft oder Dehnung des Quadrizeps, Patellahochstand
  3. Fuß- und Knieanomalien und -Pathologien
  4. mangelnde Extensionsfähigkeit des Hüftgelenks
  5. mangelnde Rotationsstabilität der Beinachse bei schnellen Kombinationsbewegungen
  6. Fuß- und Knieanomalien und -Pathologien

– sonstige Faktoren

  1. Übergewicht

Diagnose

  1. Sono: verdickte Sehne
  2. MRT: Ödem des Sehnenansatzes, evtl. Knochenmarködem an der Patellaspitze
  3. Röntgen meist o.B.

Symptome

  1. teils über Jahre anhaltende lokalisierter belastungsabhängiger Schmerz auch bei normalen Bewegungen. Je nach Grad: belastungsabhängiger, wechselnder oder Dauerschmerz
  2. Entzündungszeichen: Tumor, Rubor, Dolor
  3. Druckschmerzhaftigkeit am distalen Patellapol
  4. Schmerz und Steifheit nach Belastung, Anlaufschmerz
  5. Bewegungsdrang nach längerer gleicher Haltung

Therapie

  1. Schonung (6-12 Wochen), langsame (!) Trainungswiederaufnahme
  2. physikalisch: Kälte, Stoßwellen
  3. Massage
  4. KG
  5. lokale Glukokortikoide, aber nicht in die Sehne und nicht wiederholt, da Rupturrisiko!
  6. NSAR
  7. ggf. Orthese
  8. erst bei Versagen konservativer Maßnahmen OP
  9. Trainingsanpassung nach Grad:
  10. transversale Reibtechniken (Friktionsmassage)
  11. Quadrizeps kräftigen, dehnen
  12. Stärkung anderer tragender Muskeln, z. B. Wadenmuskeln