yogabuch / pathologie / sinding-larsen-johansson
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Morbus Sinding-Larsen-Johansson (SLJS) / Larsen-Johansson-Krankheit / Sinding-Larsen-Johansson disease
Definition
juvenile Entzündung des Lig. patellae am kaudalen Patellapol (Apex patellae) mit Neigung, ein Stück der Patella abzulösen, welches dann nekrotisiert. Änhlich dem häufigeren Morbus Osgood-Schlatter an der Tuberositas tibiae können sich Ossikel bilden, die schmerzhaft an der Sehne reiben. Der Altersgipfel liegt bei 10 – 14 Jahren, das Syndrom tritt häufig in Wachstumsschüben auf, einseitig oder beidseitig. M:W 2,7:1 bis 3:1. Abgesehen davon, daß es sich beim Lig. patellae um ein Band und nicht um eine Sehne handelt, gleicht die Störung einer Insertionstendopathie. Es entstehen kleine Entzündungsherde, die später verkalken. Nach Roels werden 4 Grade unterschieden:
- Schmerzen nach der Belastung
- Belastungsschmerzhaftigkeit, die bei andauernder Belastung nachläßt (Anlaufschmerz), nach der Belastung kehren die Schmerzen wieder
- Schmerzen in Alltagssituationen, ungebrochene Belastungsschmerzhaftigkeit, Ruheschmerz
- Riss des Lig. patellae, Nekrose an der Patella
Sinding-Larsen-Johansson und Osgood-Schlatter
Der Morbus Osgood-Schlatter ist eine Traktionsapophysitis an der Tuberositas tibiae. Repetitive höhere Belastungen durch Inanspruchnahme der Leistungsfähigkeit des Quadrizeps führen zu mehr oder weniger vollständigen Avulsionen, chronischen Entzündungen oder aseptischen Knochennekrosen. Die Möglichkeit einer Epiphysolysis wird ebenfalls diskutiert. Die Störung prägt sich vor allem während des Wachstumsschubes zwischen 8 und 15 Jahren aus und betrifft Jungen etwas häufiger als Mädchen. Verkürzungen des Quadrizeps stellen durch die höhere Traktion eine Prädisposition dar. Entwickelt sich eine vergleichbare Störung nach Abschluss des Wachstums, wird dies als Rugby knee bezeichnet und folgt gleicher Verursachung aber einer etwas anderen Ätiologie. Mit gleicher Ätiologie während des Wachstums findet sich eine analoge Störung am kaudalen Patellapol, der Morbus Sinding-Larson-Johannson. Auch hier findet sich eine identisch lokalisierte Störung nach Abschluss des Wachstums mit gleicher Verursachung aber etwas unterschiedlicher Ätiologie, die als Jumpers Knee bezeichnet wird. Bei beiden juvenilen Störungen treten die Beschwerden unter Belastung auf, teils aber auch erst danach. Der Nachbelastungsschmerz kann viele Tage lang anhalten und sich nur langsam ausschleichen. Die jeweilige betroffene Region ist deutlich druckschmerzhaft, so dass beim Osgood-Schlatter das Knien schmerzhaft bis schmerzbedingt unmöglich ist. In vielen Fällen findet sich in der klinischen Testung ein verkürzter Rectus femoris, dessen Spannung ätiologisch mitentscheidend ist. Intensive Dehnung oder Kontraktion des Quadrizeps lösen den Schmerz aus oder verstärken ihn. Klinik und Anamnese erlauben normalerweise eine Diagnosestellung. Das Röntgen ist ohnehin nicht selten ohne Befund, kann aber beim Morbus Osgood Schlatter eine Fragmentation des Ansatzes zeigen und beim Morbus Sinding-Larson-Johansson eine pathognomonische Osteolyse. Differentialdiagnostisch müssen allerdings Neoplasien ausgeschlossen werden. Beim Morbus Sinding-Larsson-Johannsson müssen intraartikuläre Geschehen ausgeschlossen werden wie ein Plica-Syndrom, ein Hoffa-syndrom, Meniskusläsionen oder die Osteochondrosis dissecans. Die Therapie erfolgt in beiden Fällen bis auf weiteres konservativ, auch wenn die Heilung länger dauern kann. Die wichtigste Maßnahmen ist, den verursachenden Zug zu reduzieren, was einerseits einer Ruhigstellung bedeutet, andererseits therapeutisch wie rezidivprophylaktisch der Dehnung. Eine zu lange Ruhigstellung kann allerdings sowohl zu Muskelatrophie als auch zu Muskelverkürzung führen, da sie in kurzer Sarkomerlänge des Quadrizeps erfolgen muss. Sobald vertretbar, sollte der Patient auch in Eigeninitiative zu Hause Kräftigung und Dehnung betreiben. Sport wird nach Diagnosestellung für mindestens einen Monat ausgesetzt. Verbleiben danach bestenfalls moderate Schmerzen, kann er wieder eingeschlichen werden. Auch wenn die Störung mit Abschluss der Wachstumsphase ausheilen sollte, verbleiben doch in vielen Fällen Schmerzen beim Knien. Eine operative Therapie empfiehlt sich nur bei Ossikeln.
ICD M92.4
Ursache
- Overuse mit wiederholten Mikrotraumen (hohe Last in exzentrischer Kontraktion) durch Landen beim Sprung und abrupte Stop- and Go-Manöver
Prädisponierend
- Verkürzung des Quadrizeps
- Sportarten: Basketball, Volleyball, Weit- und Hochsprung, Tennis, Fußball, Ski, Gewichtheben
- Beginn oder Intensivierung einer der riskanten Sportarten oder
- idiopathische Bandschwäche
- Achsen- und Statikfehler der Wirbelsäule, des Beckens oder der unteren Extremität; Fußdeformitäten
- Verkürzung der relevanten Knie-Muskulatur: Quadrizeps, Ischiocrurale Guppe, Gastrocnemius
Diagnose
- Sono: weist veränderte Sehne nach
- Röntgen: weise Knochenveränderung nach
- MRT: Knochenödem am kaudalen Patellapol
Symptome
- Druckschmerzhaftigkeit
- Belastungsschmerzhaftigkeit
- Binnen Stunden nach der Belastung/Überlastung spontan abklingende Schmerzen
- evtl. Entzündungszeichen
- später: Anlaufschmerz, der dann verschwindet und nach längerer Belastung wieder auftritt
- schmerzhafte Streckung des Kniegelenk gegen Widerstand
- Schmerzauslösung durch: Kniebeugen, Running, Sprinting, Treppensteigen, Springen
- Grad 1 und 2: Besserung in Ruhe
Komplikationen
- Ruptur des Lig. patellae
- Nekrose am kaudalen Patellapol, Avulsionsfraktur
- Chronifizierung
- rechtzeitig behandelt: gute Prognose, wenn das Lig. patellae nicht überlastet wird
- Beeinträchtigung des Nachtschlafs, dadurch Schlafstörungen, Müdigkeit, allgemeine Reizbarkeit
- Fortgesetzte Überlastung kann zu irreversiblen Schäden am Kniegelenk führen
- Ablösung von Knochenstücken (Ossikeln)
Therapie
- Ossikel können OP-Indikation darstellen
- symptomatisch, konservativ, langwierig
- Vermeiden der Schmerzauslösung
- bei akuten Schmerzen: Kühlen, NSAR
- PT
- Dehnung und Kräftigung des Quadrizeps und der Ischiocruralen Gruppe
- TENS (Elektrostimulation), Iontophorese, Stoßwellentherapie
- nur wenn konservativ therapieresistent: OP
Asana-Praxis
Neben einer adäquaten Belastungsreduktion, was das vorübergehende Absetzen auslösender Sportarten bedeuten kann, ist vor allem wichtig, das Muskelsystem in eine gute Funktion zu bringen, welches das Kniegelenk in sagittaler Richtung bewegt: die Ischiocrurale Gruppe als Beuger des Kniegelenk und der Quadrizeps als Strecker des Kniegelenks.
Asanas
Asanas in 811: Dehnung des Quadrizeps
Asanas in 812: Kräftigung des Quadrizeps
Asanas in 816: Dehnung des Rectus femoris
Asanas in 817: Kräftigung des Rectus femoris
Asanas in 721: Dehnung der Ischiocruralen Gruppe
Asanas in 722: Kräftigung der Ischiocruralen Gruppe