pathologie: muskelverfettung / myosteatose

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Definition

Parallel zum ohne entsprechende Intervention stattfindenden Prozess der Sarkopenie von jährlich zwischen 1% und 1,5 % der Muskelmasse (etwa 40% zwischen dem 20. und 80. Lj., davon ab dem 25. Lj, ca. 0,5% – 1 % / a, ab dem 50. Lj. 1% – 2% / a) findet bei mangelnden Trainingsreizen auch eine Verfettung (Myosteatose) der vorhandenen Muskulatur statt, also eine Zunamhe des intramuskulären Fetts, des Fetttanteile innerhalb des Muskels. Dieser ist in der MRT gut nachweisbar und begründet sich darin, daß im Rahmen des Turnovers die Vorläuferzellen der Muskelzellen dazu neigen, bei mangelnden Trainigsreizen sich in Fettzellen statt in Muskelzellen (Myozyten) zu differenzieren. Diese fettigen Degenerationen gelten als weitgehend irreversibel, weshalb der Prävention und der Vermeidung oder Verzögerung von Progredienz eine große Bedeutung zukommt.

Die Myosteatose kann als Mitursache von Gebrechlichkeit (Frailty) angesehen werden, weil sie viele daraufhinwirkende Konsequenzen hat: Muskelschwäche, funktionelle Einschränkungen, Sturzrisiko, Gebrechlichkeit, Frakturneigung, Verlust von Alltagskompetenz. Außerdem beeinflußt sie nachteilig die Wahrscheinlichkeit von Störungen wie kardiale Erkrankungen, metabolische Erkrankungen, Diabetes mellitus, und sogar maligne Erkrankungen. Umgekehrt begünstigen Diabetes mellitus und Adipositas die Myosteatose.

Das Outcome von Schlaganfallpatienten (Ischämische Apoplexie) in neurologischen Scores (National Institutes of Health Stroke Scale NIHSS und modifizierte Rankin Skala mRS) hängt von der ALM und dem Grad der Myosteatose ab (Bezug: Segment C3-C4).

Myosteatosen werden von Goutallier in 4 Grade zur Beurteilung nach CT eingeteilt:
Grad 0: kein Fettanteil
Grad 1: geringer Fettanteil
Grad 2: Fettanteil < Muskelanteil
Grad 3: Fettanteil = Muskelanteil
Grad 4: Fettanteil > Muskelanteil

Die Myosteatose muß von der sarkopenischen Adipositas abgegrenzt werden, bei der das subkutane Fettgewebe vermehrt, nicht aber notwendig der intramuskuläre Fettanteil vermehrt ist.

Auch ist Sarkopenie nicht das gleiche wie Myostetose, im Gegenteil, Sarkopenie kann als quantitativer Muskelmasseverlust beschrieben werden, Myostetose als qualitativer Muskelmasseverlust. Für die Sarkopenie gibt es derzeit neun verschiedene Definitionen, darunter die
– appendikuläre lean muscle mass ALM,
– Muskelmasseverlust verbunden mit Abnahme von Kraft und Geschwindigkeit
Diese beiden waren in einer Studie (445 Senioren ab 65. Lj.) die einzigen, die als Prädiktoren für die Sturzinzidenz taugten. Die Definition auf Basis der ALM scheint die validere zu sein, da sie irrelevante Einflußgrößen wie Motivation des Patienten und Tagesform ausschließt. Für Männer ist der Zusammenhang zwischen einer geringeren ALM und einem erhöhten Risiko von Hüftfrakturen klar nachgewiesen, für Frauen ist die Studienlage uneindeutig.
Bekannt ist auch, daß Sarkopenie oft mit Myosteatose einhergeht. Dabei nimmt sowohl die Anzahl der Muskelfasern ab als auch deren Querschnitt, auch die innervierenden Neurone nehmen ab.

Myosteatose ist ein schlechter Indikator für Muskelkraft: grundsätzlich kann aber auch ein wenig verfetteter Muskel geringe maximale Muskelkraft aufweisen.

Mangelnde Trainingsreize und Schonungs-/Vermeidungsverhalten nach Verletzungen dürften die wichtigsten Ursachen für Myosteatose sein. Im Bereich der Wirbelsäule ist vor allem der Multifidus als wichtiger profunder Stabilisator für die muskuläre Stabilität der Wirbelsäule bekannt und dessen Verfettung eine wichtige Ursache für verschiedene chronische Rückenleiden wie Diskushernien (Bandscheibenvorwölbung und -Vorfall), Spondylolisthesis und Spinalkanalstenose. Neben der mangelnden Stabilisierung und nachlassenden Kraft und Leistungsfähigkeit verschlechter sich auch der afferente und efferente Informationsfluß zum und vom ZNS. Auch das kann eine chronische Schmerzempfindung mitbegründen. Die Multifidus-Dysfunktion führt zu Degeneration der Bandscheiben und deren sekundären Störungen sowie zu Störungen der Facettengelenke, auch Arthrosen. Wie auch in anderem Zusammenhang führt eine Störung der aktiven Komponenten eines Teilsystems unbedingt, ggf. mit Verzögerungen, zu Störungen der passiven Komponenten (wie auch umgekehrt). Die Verbesserung der muskulären Situation führt in der Regel zu einer Verbesserung der Schmerzsymptomatik.

In einer Studie mit fast 9000 Patienten über einen Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 9 Jahren hatten Patienten mit einer Myosteatose ein 55% erhöhtes Sterberisiko, und ist damit grob dem Risiko durch Adipositas oder Diabetes mellitus vergleichbar. Diese Zahl war unabhängig vom Vorliegen oder Nichtvorliegen einer Adipositas bzw. dem BMI. In einer anderen Studie zu zeigt sich bei untergewichtigen Patienten (BMI unter 18.5) ein signifikanter Zusammenhang zwischen Myosteatose und dem Auftreten von postoperativen Komplikationen und schweren postoperativen Komplikationen. Bei Darmkrebspatienten zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang sowohl von Myopenie als auch von Myosteatose zu einer höheren ASA-Klassifikation (perioperatives Risiko). In einem Kollektiv von operierten Morbus Crohn-Patienten zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Anämie und Myosteatose, ebenso bei Pankreaskarzinompatienten. Sowohl nachteilige Körperzusammensetzung (body composition), die auch die Myostetose erfasst, wie auch reduzierte Muskelmasse (Sarkopenie) sind mit einem schlechteren Overall Survival (OS), mehr Chemotherapietoxizität und mehr chirurgische Komplikationen bei Tumorpatienten verbunden.

Allgemein können fettige Degenerationen auch bei Sehnen auftreten und werden dort als Tendolipomatosen bezeichnet..

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Ursache

Immobilisierung

fehlende Trainingsreize

neurologische Störungen

Nerven oder Muskeln betreffende Grunderkrankungen

Versorgungsstörungen

Prädisponierend

Sarkopenie

das Bewegungsverhalten beeinträchtigende Erkrankungen wie RA

Diagnose

Symptome

Komplikationen

Therapie