pathologie: osteoporose

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Osteoporose

Definition

systemische Skeletterkrankung, alle Knochen betroffen; da die Wirbel am meisten belastet sind, wird der qualitative Mangel der Knochenmasse dort zuerst und am meisten wahrgenommen. Lokalisation eher in der Spongiosa als in der Compacta (Knochenrinde). Osteoporose ist also überschießender Abbau der Knochenmasse, die häufigste Knochenerkrankung im höheren Lebensalter. 80% der Osteoporosen betreffen postmenopausale Frauen. 30% der postmenopausalen Frauen entwickeln eine klinisch relevante Osteoporose. Dies ist ausschließlich eine Erkrankung der weißen Rasse, Ursache unbekannt, möglicherweise Gendefekt

Ursache

primäre Osteoporose (ca 95%)

  1. Typ 1: postmenopausal
  2. Typ 2: senil
  3. Dent-Friedman-Syndrom (Idiopathische juvenile Osteoporose, meist spontan ausheilend)

sekundäre Osteoporose (nur 5%):

  1. endokrin aufgrund von
  2. medikamentös
  3. bei Erkrankungen
  4. Vitamin-B12-Mangel
  5. Folsäuremangel
  6. Untergewicht

Prädisponierend

– Verhalten

  1. Rauchen
  2. überwiegend sitzende Tätigkeit
  3. geringe Sonnenexposition
  4. Fleischreiche, gemüse-/obstarme Ernährung

– weitere Faktoren

  1. weiblich
  2. mehrere Kinder gestillt
  3. zu niedriger Östrogenspiegel

Diagnose

  1. Röntgen, insbes. Röntgenabsorbtiometrie (DXA), ist mit 35% Treffsicherheit zur 10-Jahres-Frakturvorhersage noch die beste Methode
  2. vermehrte Strahlentransparenz der Wirbel (werden dunkler im XRay)
  3. Rarifizierung der Spongiosa
  4. Labor: – (Ca, AP, Phosphat normal, da schleichendes Geschehen), u.U. Hydroxyprolinausscheidung im Urin

Symptome

  1. Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule
  2. paravertebrale Myogelosen
  3. Highlight: in Monaten bis Jahren: signifikante Abnahme der Körpergröße -> scheinbare Überlänge der Arme, evtl. tauchen die unteren Rippen ins Becken ein, daher kleiner Froschbauch,
  4. Witwenbuckel (übermäßige Kyphosierung) infolge der entstandenen Keilwirbel
  5. Highlight (röntgenologisch): Fischwirbel, Deck- und Grundplatten der Wirbel brechen allmählich oder plötzlich ein, evtl. aufsetzende Wirbel, sehr schmerzhaft
  6. Highlight (röntgenologisch): Keilwirbel, der Wirbel wird ventral kleiner als dorsal -> Hyperkyphosierung
  7. Spät: Spontanfrakturen

Therapie

  1. ausgewogene Ernährung
  2. Bewegung
  3. spezielle Osteoporosegymnastik
  4. die Östrogenpflaster im Klimakterium sind recht umstritten wegen der NW und nicht länger als 3-5 a, da sich sonst der Protektiveffekt umkehrt Ca- und Vit-D-Gabe
  5. Vitamit-D3- und Calciumgaben, aufstocken der ernährungsbedingten Aufnahme auf 800-1200 mg/d. Nicht selten verursacht Calciumcarbonat Völlegefühl, Durchfall, Verstopfung, Unwohlsein; dann besser Calcium-Laktat, Calcium-Glukonat und Calcium- Hydrogenphosphat
  6. Osteoklastenhemmer (Bisphospnpnate), wirken verzögert und anhaltend
  7. Osteoklastenhemmende Antikörper (RANKL-Antikörper, „Denosumab“)
  8. biologisch hergestelltes PTH (Parathormon) zur Osteoblastenstimulation
  9. in der Menopause synthetisch hergestelltes Raloxifen (Östrogenrezeptormodulator, verringert Knochenresorption sowie renale Kalziumverluste, führt zu positiver Kalziumbilanz)

Asana-Praxis

Im Bereich Bewegungstherapie ist der wichtigste Pfeiler, ein geregeltes Maß an umfassender Bewegung zu implementieren, das eine Bruchgefährdung ausschließt, insbesondere, wenn die Osteoporose schon fortgeschrittener ist. Die Bewegung sollte alle wichtigen Knochen umfassen, sowohl die der Extremitäten als auch die Wirbelsäule und möglichst etwas kraftvoller sein. Seit längerem ist bekannt, daß im Bereich proaktiven Verhaltens Krafttraining die beste Prävention gegen Osteoporose ist. Dies ist dann natürlich insbesondere für die Risikogruppen wichtig. Ausdauersport und Beweglichkeitstraining sind, so wertvoll sich auch generell sind, speziell für die Osteoporoseprävention nachrangig.

Für die Asanas gilt also, daß sanfte Dehnungen in diesem Sinne nicht zu den geeigneten Haltungen gehören, sondern Haltungen erforderlich sind, in denen Muskeln mit einer hinreichenden Kontraktionskraft arbeiten müssen, wie etwa in der unteren Extremität in den Stehhaltungen mit gebeugten Beinen:

Mit Hinblick auf die Wirbelsäule
eignen sich etwa

um nur einige zu nennen. Was die obere Extremität betrifft, bieten sich Haltungen mit kräftigem Einsatz der Armbeuger und Armstrecker an. Zu erstenen können Vorwärtsbeugen gerechnet werden, in denen die Arme das Becken weiter in die Hüftflexion ziehen, zu letzteren alle Haltungen, in denen mit gebeugten Armen gegen die Schwerkraft gehalten oder bewegt wird, wie etwa im Stab oder einigen Dips-Varianten. Bei den schweren Stehhaltungen dürften über die Arbeit der Gluteen und der dorsalen Hüftmuskulatur (pelvitrochantäre Muskulatur) die knöcheren Strukturen des Beckens mitversorgt werden, genauso bei für die obere Extremität intensiven Haltungen das Schulterblatt und die Clavicula.

Bei der Überlegung, welche Übungen effektiv und effizient sind, kommt leicht der Gedanke an Training mit externen Gewichten auf, und das nicht ohne Grund. Sie sind durch die Gewichte und teilweise auch andere Parameter wie die Streckung der Arme beim Seitheben oder Frontheben, also den Hebelarm, gut skalierbar und nicht wenige davon können schon mit nur geringen Anschaffungen zuhause durchgeführt werden, wie etwa Bizepscurls, Trizepskräftigung über Kopf, Kniebeugen, Kreuzheben, Rudern, Überzüge, Frontheben und Seitheben. Bedenken wegen möglicher Beweglichkeitseinbußen müssen nicht erhoben werden, schließlich gibt es bei den meisten dieser Übungen die Möglichkeit, mit einem großen Arbeitsbereich beweglichkeitserhaltend zu arbeiten, und es gibt zu allen möglichen beweglichkeitsreduzierenden Wirkungen der Übungen entsprechende Asanas, die diese Wirkungen auszugleichen.