gelenk: iliosakralgelenk – isg

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Bild: Gelenkfläche des ISG am Sakrum

Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, Articulatio sacroiliaca, Articulatio iliosacralis, Sacroiliac-Joint, SI-Joint)

Das Gelenk zwischen Kreuzbein und Darmbeinschaufeln, also die Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken. Es nicht wie die Synovialgelenke der Extremitäten aufgebaut sondern eine Amphiarthrose mit ausgeprägter ligamentärer Sicherung und daher nicht für nennenswerte Bewegungen geschaffen, sondern erlaubt nur eine bis max. 4° große Kippbewegung („Nutation“), bei der die kraniale Basis um eine Transversalachse gegenüber der kaudalen Apex nach ventral-kaudal kippt. Das genaue Ausmaß ist noch umstritten und wird je nach Quelle mit 2 bis 18 Grad angegeben. Nachrangig und sehr eingeschränkt ist das ISG zu weiteren Bewegungen fähig, indem es vorn oder hinten aufklappt. Mit rund 18 cm² besitzt das ISG eine sehr große Gelenkfläche. Bekannt ist, daß sie Beweglichkeit im ISG gewöhnlich mit dem Alter abnimmt. Beim männlichen Geschlecht sind Furchen und Erhebungen in den Gelenkflächen ausgeprägter, so daß beim weiblichen Geschlecht die Stabilität mehr von Muskeln und Bändern abhängt, was beudeutet, daß Defizite in diesen Geweben deutlich eher zu Instabilitäten führen können. Weiter weist das ISG einen hohen Grad an individuell unterschiedlichen Merkmalen auf.

Da die dorsalen Bänder Ligg. sacroiliaca interossea und Ligg. sacroiliaca posteriora des ISG sehr stark sind, findet die Bewegung hauptsächlich ventral und kranial statt. Vor allem bewegt sich die Apex nach dorsal und leicht nach kranial. Der Ausgang des kleinen Beckens wird dadurch vergrößert, die Darmbeinschaufeln (ala ossis ischii) nähern sich an, und die tuber ischiadicum (Sitzbeinhöcker) entfernen sich voneinander.

Die Gelenkfläche am Sakrum ist von hyalinem Knorpel überzogen, die etwa halb so dicke am Darmbein von Faserknorpel. In jungen Jahren sind die Gelenkflächen plan, mit zunehmendem Alter vertieft sich die Gelenkfläche im Sakrum, während sich die Fläche am Darmbein erhöht. Zusammen mit starken Bändern neigt dieses Gelenk daher wenig zu Luxationen. Ventral wird das Gelenk vor allem durch die Kapsel stabilisiert, dorsal können die Bänder in kurze intrinsische und lange extrinsische unterteilt werden. Die kurzen interossären Bänder, Ligg. sacroiliaca anteriora, Ligg. sacroiliaca posteriora und Ligg. sacroiliaca interossea sind sehr stark, ihre Reißfestigkeit kann die des Knochens übersteigen. Zu den extrinsischen gehören das Lig. sacrotuberale und das Lig. sacrospinale sowie das Lig. iliolumbale. Die kurzen intrinsischen Bänder überziehen das Gelenk etwa orthogonal zum Gelenkspalt, während die langen extrinsischen schräg vertikal verlaufen. Vor allem in den späteren Stadien der Schwangerschaft unter dem Einfluß des Hormons Relaxin lockern sich die Bänder des ISG. Zusätzlich zur Bandsicherung wird das Gelenk von Muskeln zusammengehalten: ventral vom Piriformis, dorsal vom Gluteus maximus. Der Iliopsoas ist als kraftvoller regionärer Muskel ebenfalls bedeutsam.

Eine der Aufgaben des ISG ist die Stoßfederung des großen kranialen Teilkörpergewichts. Das Gelenk ist so geformt, daß es seine maximale Kongruenz und Stabilität (close packed position) am Ende der Standbeinphase beim Gehen einnimmt, also beim Abdrücken aus Kraft der Hüftextensoren. Das ISG neigt bei manchen Menschen zum Verkanten, was oft als ISG-Blockade bezeichnet wird. Mit dem Altern verliert sich ohnehin die Beweglichkeit im ISG, die bei jungen Frauen noch am größten ausgeprägt ist. Zuweilen kommt es auch zu Entzündungen im ISG, vor allem im Rahmen folgender Grunderkrankungen:

Auch eine Arthrose im ISG ist möglich. Beschwerden im ISG können auch auf Folge von akuten oder chronischen Fehlbelastungen sein, genauso wie von regionalen Ermüdungsbrüchen. Weitere mögliche Ursachen sind Stauchungstraumen, Fehltritte und natürlich Beinlängendifferenzen. Die späteren Phasen einer Schwangerschaft sind ebenfalls nicht selten von ISG-Beschwerden begleitet. Eine genaue Anamnese mit gründlicher körperlicher Untersuchung, insbesondere verschiedenen Tests, ist voraussetzung für eine sichere Diagnose. Dabei sollten differentialdiagnostisch ähnlich lokalisierte Störungen wie das Lumbago oder lumbale Diskushernien mit betrachtet werden. Schmerzverursachend ist häufig weniger das ISG selbst als die stark von Nerven durchsetzten regionalen Faszien und Bänder.
Statistisch leidet jeder Deutsche in seinem Leben mindestens einmal an einem lumbalen Schmerzphänomen, davon gehen rund ein Viertel zu Lasten des ISG.
Sind Beschwerden des ISG wiederkehrend oder schwer abzustellen, kann das ISG ohne nennenswerten Funktionsverlust der Bewegungsmöglichkeiten des Menschen operativ mit einer Arthrodese versteift werden.

Artikulierende Knochen

Bänder

Die Bänder im einzelnen

Lig. ileopectineum (Lig. cooperi)

Das Lig. ileopectineum stellt eine Verlängerung des Lig. lacunare dar, die entlang des Pecten ossis pubis des Ramus superior ossis pubis läuft.
Bilder:
Linkmap: Rumpf, lateral, sehr profund
Linkmap: Rumpf von ventral
Linkmap: Rumpf ventral, halb profund
Linkmap: Rumpf, Bauch und Brustraum
Linkmap: Rumpf, Bauchwand, von innen
Rumpf, Bauchwand von schräg innen

Lig. iliolumbale

Das Lig. iliolumbale zieht von medial-kranial nach lateral-kaudal vom Processus costalis des LWK 4 und LWK 5 zur Crista iliaca und zu den Lig. sacroiliaca anteriora. Damit begrenzt es die Bewegung des kranialen Beckens nach lateral.
Bilder:
Linkmap: Becken, Bänder ventral
Linkmap: Rumpf, hintere Bauchwand von ventral

Lig. inguinale (Leistenband, Vesalius-Band)

Das Lig. inguinale ist ein kräftiges Band von der Spina iliaca anterior superior zum Tuberculum pubicum des Schambeins. Es entsteht aus den Aponeurosen von (Obliquus externus abdominis, Obliquus internus abdominis und Transversus abdominis) und quer verlaufenden Fasersträngen der Fascia iliaca. Es steht die vordere und untere Wand des Canalis inguinalis dar. Die vorderen Faserzüge der Facia lata entstehen aus anteroiren Zügen des Lig. inguinale.
Bilder:
Linkmap: Becken, Bänder, ventral
Linkmap: Acetabulum im Kontext
Linkmap: Rumpf, lateral, superfiziell
Linkmap: Rumpf, lateral, profund
Linkmap: Rumpf, lateral, sehr profund
Linkmap: Rumpf, mittelprofund
Linkmap: Rumpf, ventral
Linkmap: Rumpf, Bauch und Brustraum
Linkmap: Rumpf, hintere Bauchwand von ventral
Linkmap: Becken, Bänder von ventral
Linkmap: Leistenband

Lig. lacunare (Lig. gimbernati)

Das Lig. lacunare ist ein kurzes ventrales Band in der Leistenregion, das kranial am Lig. inguinale ansetzt und kaudal am Schambeinkamm (Pecten ossis pubis). Es ist deltafärmig und verschlankt sich nach medial. Es kann als aus der Aponeurose des Obliquus externus abdominis hervorgehend verstanden werden.
Bilder:
Linkmap: Rumpf, lateral, profund
Linkmap: Rumpf, Bauchwand, von schräg innen
Linkmap: Becken, Bänder von ventral
Linkmap: Leistenband

Lig. lumbosacrale

Das Lig. lumbosacrale beginnt auf Höhe Th8, zieht nach kaudal und läuft
als Filum terminale an die posteriore Fläche des Os coccygis. Unterwegs zieht es breitflächig zu den LWK und den Disci intervertebrales.
Bilder:
Linkmap: Becken, Bänder, ventral

Lig. pubicum

Das Lig pubicum besteht aus dem Lig. pubicum superius und dem Lig. pubicum inferius, zwischen den der Discus interpubicus liegt, in den beiden Bänder einstrahlen.
Bilder:
Linkmap: Becken, Bänder, ventral

Lig. pubicum superius

Das Lig. pubicum inferius ist das obere Band der Schambein-Symphyse, das in den Discus interpubicus einstrahlt.
Bilder: (noch ohne)

Lig. pubicum inferius (Lig. arcuatum pubis)

Das Lig. pubicum inferius ist das untere Band der Schambein-Symphyse, das in den Discus interpubicus einstrahlt.
Bilder: (noch ohne)

Lig. reflexum

Das Lig. reflexum zieht von Tuberculum pubicum und Lig. lacunare nach kraniomedial zur Rektusscheide (vorderes Blatt) und bildet damit den medialen Boden des Canalis inguinalis sowie die dorsale Grenze des Anulus inguinalis superficialis. Das Band entspringt aus tiefen Sehnenfasern des Obliquus externus abdominis und kann als Abspaltung des Lig. inguinale aufgefasst werden.
Bilder:
Linkmap: Leistenband

Ligg. sacrococcygea

Lig. sacrococcygeum posterius profundum (dorsale profundum)

Das Lig. sacrococcygeum posterius profundus ist die Fortsetzung des Lig. longitudinale posterius vom Sacrum zum Steißbein .
Bilder:

Lig. sacrococcygeum posterius superficiale (dorsale superficiale)
Bilder:

Das Ligamentum sacrococcygeum posterius superficiale ist die Fortsetzung des Lig. supraspinale vom Sacrum zum Steißbein. Es zieht vom Hia­tus sacra­lis zu S2.
Bilder:
Linkmap: Becken, Bänder, dorsal
Linkmap: Rumpf, dorsal, profund

Lig. sacrococcygeum anterius

Das Lig. sacrococcygeum anterius verbindet de Ventralseiten von Kreuzbein (Os sacrum) und Steißbein (Os coccygis).
Bilder: (noch ohne)

Lig. sacrococcygeum interosseum (interosseum axiale)

Das Lig. sacrococcygeum interosseum verbindet die Tuberositae des Sacrums mit dem Darmbein.
Bilder: (noch ohne)

Lig. sacrococcygeum laterale

Das Lig. sacrococcygeum laterale zieht vom unteren seitlichen Rand des Sacrums zum Processus transversus des Steißbeins.
Bilder:
Linkmap: Rumpf, dorsal, profund

Lig. sacrococcygeum articulare (intraalticulare)

Das Lig. sacrococcygeum articulare verbindet Cornu des Kreuzbeins mit Cornu des Steissbeins.
Bilder:
Linkmap: Rumpf, dorsal, profund

Ligg. sacroiliaca

Ligg. sacroiliaca anteriora

Die Ligg. sacroiliaca anteriora verlaufen ventral des ISG vom Sacrum (vor allem von dessen kranialen beiden WK) zum Hüftbein. Sie begrenzen das Foramen ischiadicum majus kranial.
Bilder:
Linkmap: Rumpf, hintere Bauchwand, ventral

Lig. sacroiliacum anterius

Das Lig. sacroiliacum anterius ist eine Ansammlung derber, faserreicher Bänder von der Ventralseite von S1 und S2 zum Os ilium ziehen.
Bilder:
Linkmap: ISG, Schnitte
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Lig. sacroiliacum posterius

Das Lig. sacroiliacum posterius ist eine Ansammlung derber, faserreicher Bänder von der Tuberositas iliaca zum Kreuzbein ziehen und als Ursprung der Multifidi dienen.
Bilder: (noch ohne)

Ligg. sacroiliaca posteriora (dorsalia)

Die Ligg. sacroiliaca anteriora (longus et brevis) verlaufen dorsal des ISG vom Sacrum (vor allem von dessen kranialen beiden WK) zum Hüftbein. Sie begrenzen das Foramen ischiadicum majus kranial.
Bilder: (noch ohne)

Lig. sacroiliacum posterius (dorsale) brevis

Das Lig. sacroiliacum posterius brevis zieht von der Dorsalfläche des Sacrums (Crista sacralis intermedia und lateralis) zur posterioren Innenfläche (ventral) des Hüftbeins (Tuberculum iliacum).
Bilder: Linkmap: Becken, Bänder, dorsal

Lig. sacroiliacum posterius (dorsale) longus

Das Lig. sacroliiacum dorsale longus zieht vor der dorsokranialen Kante der Crista iliaca (SPIS, Spina iliaca posterior superior) nach kaudal und strahlt einerseits ins Lig. sacrotuberale ein, andererseits ziehen Faserbündel nach medial zur Crista sacralis lateralis des kaudalen posterioren Sacrum.
Bilder: Linkmap: Becken, Bänder, dorsal

Ligg. sacroiliaca interossea

Die Ligg. sacroiliaca posteriora sind starke Bänder zwischen Tuberositas ossis sacri und Tuberositas iliaca. Beide Knochenaufrauhungen liegen kraniodorsal der Facies auricularis. Die Ligg. sacroiliaca interossea liegen profunder als die Ligg. sacroiliaca posteriora.
Bilder:
Linkmap: ISG, Schnitte

Lig. sacrospinale

Das Lig. sacrospinale zieht von Kreuzbein und Steißbein zur Spina ischiadica des Sitzbeins. Dieses Band liegt zwischen dem Foramen ischioadicum majus (kranial) und Foramen ischiadicum minus (kaudal).
Bilder:
Linkmap: Hüftgelenk
Linkmap: Becken, Bänder, dorsal
Linkmap: Becken, Bänder, ventral
Linkmap: Rumpf, lateral, superfiziell
Linkmap: Rumpf, lateral, sehr profund
Linkmap: Rumpf, mittelprofund
Linkmap: Rumpf, dorsal, profund
Linkmap: Rumpf, Bauchwand von schräg innen

Lig. sacrotuberale

Das Lig. sacrospinale zieht von Kreuzbein und Steißbein zum Tuber ischiadicum des Sitzbeins. Es bildet die untere Begrenzung des Foramen ischiadicum minus und verhindert mit dem verhindert mit dem Lig. sacrospinale zusammen daß das Kreuzbein nach dorsal kippt.
Bilder:
Linkmap: Hüftgelenk
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Linkmap: Acetabulum im Kontext
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Linkmap: Rumpf, dorsal, profund
Linkmap: Rumpf, dorsal

Bewegungen

Nutation (Kippbewegung von max. 4°), Kontranutation, eine kippende Bewegung in der Saggitalebene.

Pathologie

Bilder

Bänder von ventral (Bild verlinkt zu Linkmap)

Bänder von dorsal (Bild verlinkt zu Linkmap)

Becken von medial (Bild verlinkt zu Linkmap)

Parallele Schnitte durch die Linea terminalis, kranial und kaudal durch das ISG (Bild verlinkt zu Linkmap)