pathologie: ISG-blockade

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ISG-Syndrom (ISG-Blockade, SI-Syndrome, SI Joint Pain Syndrome)

Definition

Eingeschränkte oder gestörte Funktion des ISG

Ursache

  1. traumatisch (z.B. Sturz auf das Gesäß)
  2. Fehlhaltungen, z.B. habituell oder wegen Beinlängendifferenz, Schonhaltungen
  3. Muskuläre Dysbalancen im Bereich Rectus femoris, ischiocrurale Gruppe, Gluteen, nachrangig Latissimus dorsi und Erector Spinae
  4. der Tritt ins Leere beim Sport
  5. Schwangerschaft (Lockerung des Bandapparates, vor allem im letzten Trimenon durch das Hormon Relaxin)
  6. Entzündliche Erkrankungen mit Sakroileitis, z.B. Morbus Bechterew, Morbus Reiter, Psoriasis Arthritis
  7. Arthrose

Prädisponierend

  1. schweres Heben, Übergewicht, WS-Arthrodese (Spondylodese), Veränderungen und OPs des distalen Bewegungsapparates,
  2. muskuläre Schwächen im Bewegungsapparat, v.a. Glutäen und Waden, muskuläre Dysbalancen

Diagnose

  1. MRT stellt die Blockade NICHT dar.
  2. Tests und Zeichen: Vorlauftest (Standing Bent Over-Test), Spine-Test (Rücklaufphänomen), Mennell, Laslett-Cluster, maigne van der Wurff Cluster, Gänslen-Zeichen, Shimpi Prone SI-Joint Test

Symptome

  1. meist streng einseitiger, eher dumpfer, profunder, leichter bis mittelschwerer, oft ausstrahlender, ziehender Schmerz auf Höhe der SIPS und tiefer, tritt oft in Vorbeugen oder Drehbewegungen auf, bei kräftigerer Hüftextension und Hüftflexion
  2. evtl. pseudoradikulärer ischialgiformer Schmerz
  3. evtl. bei schwerer Gelenkdysfunktion Schmerzausstrahlung in die Leiste (vermutlich überhöhter Zug des Iliopsoas)
  4. evtl. Ruheschmerz, lumbaler Rückenschmerz und Steifigkeitsgefühl vor allem nach längerem Sitzen oder Gehen
  5. Bewegung, z.B. Spazierengehen, bessert

Therapie

  1. Bewegung, auch Spazierengehen, Wärme
  2. PT (Mobilisation, Manipulation),
  3. ggf. Analgetika, analgetische, bei entzündlichem Geschehen auch Kortikosteroid- Infiltrationstherapie
  4. Entblockierungsübung in Rückenlage
  5. bei vorhandener Blockade: Laufen nur mit Schmerzvermeidung, Anstiege und Bergab vermeiden; langsame Wiederaufnahme des Trainings
  6. Auffinden und Abstellen etwaiger muskulärer Dysbalancen

DD

  1. Wirbel/Sakrumfraktur (dann Dornfortsatz klopfschmerzhaft)
  2. Störungen der LWS oder des Hüftgelenks

Asana-Praxis und Bewegungstherapie

Liegt keine schwerere Grunderkrankung zugrunde, die das Iliosakralgelenk betrifft, muß bei der ISG-Blockade vor allem nach Ursachen in der das Iliosakralgelenk direkt überziehenden und der auf das Iliosakralgelenk Kraft ausübenden Muskulatur gesucht werden. Zum einen spielt der Gluteus maximus als direkt überziehender Muskel eine Rolle, zum anderen der Iliopsoas, da er ein sehr kraftvoller Muskel ist, der neben dem Iliosakralgelenk auch das Hüftgelenk überzieht. Hier muß überhöhten Spannungen und vor allem Seitendifferenzen nachgegangen werden. Sind bei den beiden genannten Muskeln Seitendifferenzen zu finden, so wird das Becken zu einer Beckenverwringung und Störungen der Funktion der Iliosakralgelenk neigen. Nachrangig können auch Beckenschiefstände einen nachteiligen Einfluß auf das Iliosakralgelenk haben, sie erzeugen eine seitendifferente Last in den Gelenkflächen der Iliosakralgelenke und beeinflussen auch die oben genannte Muskulatur.

Im Akutfall wird vor allem Entblockierung des Iliosakralgelenk gesucht. Dies schaffen vor allem Haltungen und Übungen, bei denen Wirkungen auftreten, die einer Traktion des Gelenks gleichkommen, etwa die jathara parivartanasana, bei der das in Adduktion befindliche obere Bein über den Gluteus maximus und möglicherweise auch über die fest-elastische (ligamentäre) oder hart-elastische (ossäre) Grenze der Adduktion im Hüftgelenk das Hüftbein des oberen Beins vom gegenüberliegenden, auf dem Boden befindlichen Hüftbein weg zieht. Ähnlich gut wirkt die 3. Hüftöffnung, wenn das zum betroffenen Iliosakralgelenk ipsilaterale Bein vorn rechtwinklig abgelegt ist und umso mehr, wenn ein Supporter das kontralaterale Hüftbein (also des gestreckten hinteren Beins) langsam zum Boden drückt.