yogabuch / pathologie / bankdrückerschulter
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Definition
Die Bankdrücker-Schulter ist eine Insertionstenopathie der Ansatzsehne des Pectoralis minor und kommt am häufigsten vor bei etwa 30-jährigen Männern, die Sportarten wie Krafttraining oder Bodybuilding betreiben. Der Processus coracoideus ist dann eher medial druckschmerzhaft. Sowohl das Bankdrücken als auch andere den Muskel auf Kraft fordernde Übungen lösen den bekannten Schmerz aus. Bankdrücken spricht eine Vielzahl von Muskeln an, vor allem Frontaladduktoren bzw. Transversal adduzierende Muskeln:
- Pectoralis major
- Deltoideus pars clavicularis
- Coracobrachialis
- Bizeps Brachii
- Muskeln der Rotatorenmanschette
- Muskeln in der kinetischen Kette wie den Trizeps
Wird das Bankdrücken über längere Zeit intensiv mit hohen Lasten ausgeführt, können mehrere Störungen auftreten, die differentialdiagnostisch relevant sind:
- Riß der Rotatorenmanschette
- Subacromiales Impingement
- ACG-Distorsion (Verstauchung: Überdehnung der Kapsel/Bänder)
- Distale Clavicula-Osteolyse
- Bizepssehnen-Tendinitis
- Zerrung des Pectoralis major
- Zerrung des Coracobrachialis
- Labrum-Riss (SLAP-Läsion)
In einer Studie zeigte sich der Anriß des Pectoralis major als häufigste Verletzung. Fälle von Rissen des Trizeps waren meist mit vorheriger Anabolika-Einnahme assoziiert.
Die eigentliche, oben beschriebene Bankdrücker-Schulter kann auf Technikfehler bei der Ausführung des Bankdrückens zurückgehen, etwa wenn die Kraft, um die Hantel wieder nach oben zu bewegen, anteilig aus der Protraktion des Schulterblatts erzeugt wird, an der der Pectoralis minor beteiligt ist. Das beruht nicht zuletzt auf einem nicht hinreichend retrahierten Schulterblatts, das durch das wirkende Gewicht in der Regel in Position gehalten würde. Da am Processus coracoideus noch zwei weitere Muskeln ansetzen, der Coracobrachialis und der Bizeps mit seinem kurzen Kopf, müssen diese als Schmerzverursacher durch klinische Testung ausgeschlossen werden, das heißt also Tests durchgeführt werden auf Dehnungsschmerzhaftigkeit in Retroversion des Arms mit (Coracobrachialis) und ohne (Bizeps) gebeugtem Arm sowie auf Belastungsschmerzhaftigkeit in Frontalabduktion Bizeps und Coracobrachialis) und Beugung des Ellbogengelenks (Bizeps).
Tests auf Dehnungsschmerz bei Elevation des Schulterblatts und Belastungsschmerz bei kraftvoller Depression des Schulterblatts erhärten den Verdacht auf eine Insertionstenopathie der Ansatzsehne des Pectoralis minor.
Ursache
- Overuse und Technikfehler: ansatzweise Protraktion des Schulterblatts, schwunghafte Bewegungen, insbesondere untere Schwungumkehr
Prädisponierend
– Bewegungsapparat
Diagnose
- klinisch mit oben genannten Symptomen
- Sono/MRT
Symptome
- Schmerz am Processus coracoideus beim Bankdrücken und anderen Transversaladduktionen des Arms
- Dehnungsschmerz bei Elevation des Schulterblatts
- Belastungsschmerz bei kraftvoller Depression des Schulterblatts
- Druckschmerzhaftigkeit des Processus coracoideus
Komplikationen
- Chronifizierung
- Sehnenruptur
Therapie
- Abstellen der o.a. Technikfehler, Weglassen des Umkehrschwungs
- wenn nötig: Reduzieren der Trainingsintensität
Asana-Praxis und Bewegungstherapie
Die überwiegende Ursache der Bankdrückerschulter dürfte die inkorrekte Ausführung des Bankdrückens sein, bei der das Schulterblatt beim Drücken der Hantel gegen die Schwerkraft protrahiert wird, statt in der Ausgangsposition zu bleiben. Die Protraktion kann einen der beteiligten Muskeln, den Pectoralis minor überfordern, der im Alltag der meisten Menschen nicht viele Trainingsreize erhalten und daher wenig robust sein dürfte, da in Richtung seiner wichtigsten Bewegungsdimension, der Depression des Schulterblattes, kaum kräftigende Tätigkeiten im Alltag auftreten. Selbst in vielen Sportarten fehlen Trainingsreize der Depressoren der Schulterblätter. Soll dieser Muskel nun in seiner zweiten Bewegungsdimension, in der er ein wesentlich geringeres Moment erzeugt, eingesetzt werden, so zeigt er sich häufig auf Dauer strukturell überfordert und entwickelt eine ansatzbezogene Insertionstendopathie. Diese Störung ist in der Regel von kaum entzündlicher Natur sondern Overuse-bedingt degenerativ, so daß vor allem ein aufbauendes Kräftigungstraining erforderlich ist, genauso wie das Absetzen auslösender Reize, und kein Abheilen einer Entzündung abgewartet werden muß. Die wichtigste Maßnahme in diesem Falle ist eine korrekte Ausführung der Übung Bankdrücken, so dass die Schulterblätter weitgehend retrahiert bleiben und hauptsächlich die transversalen Adduktoren wie der Pectoralis major und der Pars clavicularis des Deltoideus die Arbeit leisten. In aller Regel reicht das schon aus, um die Störung von selbst ausheilen zu lassen. Ergänzend kann ein rehabilitatives Kräftigungstraining in Richtung Protraktion der Schulterblätter erfolgen, bei der der Pectoralis minor zusammen mit seinem kräftigeren Synergisten, dem Seratus anterior trainiert wird. Wie bei Insertionstendopathien typisch kann in dem rehabilitativen Training eine Schmerzempfindung an der Insertion bis zu NRS 3 oder sogar 5 äquivalent in Kauf genommen werden unter den Bedingungen, dass diese Schmerzempfindungen nicht über die Übungseinheiten mehr wird und am nächsten Tag jeweils abgeklungen ist. Eine Insertionstendopathie an den Ursprüngen des Pectoralis minor ist aus der Praxis nicht bekannt. Das rehabilitative Training kann weitere synergistischer Muskeln und ähnliche Übungen umfassen und sollte in Heavy Slow Repetition Technik ausgeführt werden.