pathologie: neuroforamenstenose

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Definition

Verengung eines oder mehrerer Neuroforamina (Nervenaustrittskanäle aus der Wirbelsäule, Foramina intervertebrales), die zu einem Nervenwurzelkompressionssyndrom des dortigen Spinalnerven führen kann, so daß neuroradikuläre Beschwerden, Schmerzausstrahlung, Parästhesien und ggf. Paresen resultieren. Diese Störung tritt meist in der miltleren bis unteren HWS oder der unteren LWS auf. Per CT oder MRT kann der Durchmesser der Neurofomamina beurteilt und festgestellt werden, ob die Einengung össär oder weichteilig ist. Unterhalb von 5 mm ap-Durchmesser des Neurofomanens treten häufig Symptome auf. Eine segmentale Instabilität, etwa durch eine Multifidus-Dysfunktion, verstärkt durch wenig suffiziente Muskulatur im Bereich Transversus abdominis, Diaphragma und Beckenbodenmuskulatur verstärkt das Auftreten von Symptomen. Wie eine Studie zeigt, kontrahiert der Transversus abdominis bei allen schnellen Bewegungen von Rumpf und Armen bereits vor der beabsichtigten ausführenden Muskulatur. Bei Rückenschmerzen sind Multifidi und Transversus abdominis nicht nur oft insuffizient, sondern kontrahieren auch zu spät. Zudem geschieht im Rahmen einer Multifidus-Dysfunktion oft ein Umbau der Typ-1-Fasern in Typ-2-Fasern, was sie wesentlich schneller ermüden läßt. Der segmentalen Stabilisierung (SS) kommt hier also ein zentrale Bedeutung zu, wie Wang in einer Studie zun Intervention bei lumbalen Rückenschmerzen zeigte. Ein gesicherter Nachweis von Effektifität und Evidenz steht allerdings noch aus. Lumbale Neuroforamenstenosen sind mit einer Prävalenz von 8-25% nicht nur häufig bei lumbalen Rückenschmerzen vorhanden, sondern auch asymptomatisch vorhanden und werden als Zufallsbefunde entdeckt. Viele Fälle, auch schwererer Stenosen bleiben asymptomatisch, nur etwa 17,5% der schwereren Fälle werden symptomatisch. Vor allem ab 55-Jährige nimmt die Inzidenz für Foramenstenosen zu. Es gibt Daten, die bei über 60-jährigen von 40% Betroffenen sprechen, ab 80 sollen es 75% sein. Ein Pathomechanismus sind Reaktionen des Körpers auf degenerative Veränderungen der Bandscheiben, wobei das Lig. flavum oder die Weichteilstrukturen der Facettengelenke hypertrophieren. Die Foramenstenose kann in 4 Grade eingeteilt werden:

  • 0: (physiologisch): normale Fettposter um die Nervenwurzel
  • 1: (leicht): fehlendes Fettpolster in einer Dimension. Ausprägung als Anteroposteriore Verengung durch a) verdicktes oder geknicktes Lig. Flavum oder b) superoinferiore Verengung durch die Bandscheiben, durch Höhenverlust der Bandscheiben oder durch Osteophyten
  • 2: (mittel): umfängliches Fehlen des perineuralen Fettes ohne Kompression der Nervenwurzel
  • 3: (schwer): fehlendes perineurales Fett mit Kompression der Nervenwurzel

Ursache

  1. Bandscheibenleiden mit Höhenverlust
  2. Facettengelenksarthrose
  3. Spondylarthrose mit Osteophyten
  4. Spondylolisthesis
  5. Osteochondrose mit Spondylophyten
  6. selten: Knochentumoren, Metastasen
  7. Hypertrophie des Lig. flavum
  8. Rückentraumata durch Veränderungen oder Narbengewebe
  9. Morbus Paget
  10. Morbus Bechterew
  11. iatrogen: Wirbelsäulen-OPs (Persistent Spinal Pain Syndrome (PSPS))
  12. Zysten
  13. RA

Prädisponierend

  1. Degeneration der Bandscheiben mit Höhenverlust
  2. angeborene Formanomalien
  3. Skoliose
  4. Multifidus-Dysfunktion

Diagnose

  1. MRT, CT

Symptome

  1. Schmerzen beim Gehen
  2. Parästhesien, akut auftretend oder sich einschleichend
  3. Bei HWS-Ausprägung: Cervicobrachialgie
  4. bei LWS.Ausprägung: ischialgieforme Schmerzen
  5. Muskelschwäche
  6. Parästhesien

Komplikationen

  1. Atrophie des Nerven
  2. Störung von Kontinenz, Miktion, Defäkation, Errektion
  3. sekundäre Störungen durch Schmerzvermeidungsverhalten/verändertes Bewegungsverhalten

Therapie

  1. bei Lähmungen oder unbeherrschbaren Schmerzen OP: mikrochirurgische Dekompression, Abtragung von Knochenmaterial, Spondylodese, Abstandshalter, Wirbelsäulenspreizer. Im Bereich der HWS gelingt je nch Verfahren in 70-80% eine deutliche Linderung der Beschwerden bei einer Komplikationsrate durch Verletzungen des Rückenmarks unter einem Prozent
  2. Bewegungstherapie, nicht kausal, aber symptomreduzierend: Kräftigungstraining für den Rumpf, vor allem gezieltes Training für die segmentale Stabilität, etwa der Multifidi, daneben auch des Transversus abdominis, des Diaphragma und der Beckenbodenmuskulatur
  3. Dehnungstraining zur Reduktion von Muskelspannungen im Rumpfbereich
  4. Sport: beschwerdeadaptiert
  5. Nervenwurzelinfiltration (symptomatisch oder diagnostisch)
  6. Gehtraining: Gehen bis zum Auftreten von Schmerzen, dann ruhen, dann weitergehen
  7. Radfahren, auch statt Gehen

DD