pathologie: pulley-läsion

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Definition

Als Pulley-Komplex wird die Struktur bezeichnet, die die lange Bizepssehne in ihrem Verlauf hält, bevor sie in den Sulcus intertubercularis (Sulcus bicipitalis) eintritt. Diese Struktur wird gebildet aus Supraspinatus, Subscapularis, Lig. coracohumerale superius und Lig. glenohumerale superius.

57% der Pulley-Läsionen sind atraumatisch, darunter auch Overuse-bedingte Schäden durch übermäßige Anteversion, Adduktion und Endorotation. Ein geeigneter traumatischer Auslöser könnte ein Auffangvorgang sein, bei dem ein von oben fallender Gegenstand mit exzentrischer Kontraktion der Armbeuger (darunter beide Köpfe des Bizeps) und gleichzeitiger Endorotation und Adduktion des Oberarms versucht wird aufzufangen.
Mit der fehlenden Fixierung der langen Bizepssehne vor deren Eintritt in den Sulcus intertubercularis vermindert sich auch die Humerus-zentrierende Wirkung der Bizepssehne, was zu einem anterosuperioren internen Impingement (ASI, Einklemmung der Sehne zwischen anterosuperiorem Glenoidrand und Humeruskopf) oder posterosuperioren internen Impingement (PSI, Einklemmung der Sehne zwischen posterosuperiorem Glenoidrand und Humeruskopf) führen kann.

Es gibt zwei relevante Klassifikationen, Bennett unterscheidet nach Instabilität der Bizepssehne und Habermeyer nach geschädigter Struktur.

Klassifikation nach Habermayer

  1. isolierte Ruptur des Lig. glenohumerale superius
  2. Ruptur des Lig. glenohumerale superius plus partielle Ruptur der ventralen Sehne des Supraspinatus
  3. Ruptur des Lig. glenohumerale superius plus partielle Ruptur der oberen Sehne des Subscapularis
  4. Schädigung des Lig. glenohumerale superius, gelenkseitige Partialruptur der ventralen Sehne des Supraspinatus und der oberen Sehne des Subscapularis

Alle vier Typen bedeuten eine Destabilisierung der langen Bizepssehne und können zu deren Subluxation vor die Sehe des Subscapularis führen, was eine Tendinopathie der Sehne von Bizeps und/oder Subscapularis nach sich ziehen kann.

Klassifikation nach Bennett

  1. Verletzung der Sehne des Subscapularis bei intaktem medialen Lig. coracohumerale
  2. Verletzung der medialen Sehnenscheide (Lig. glenohumerale superius und mediales Lig. coracohumerale) bei intakter Sehne des Subscapularis
  3. Verletzung der medialen Sehnenscheide und der Sehne des Subscapularis
  4. Verletzung der Sehne des Supraspinatus und des lateralen Lig. coracohumerale
  5. Verletzung aller beteiligten Strukturen (Sehne des Subscapularis, mediale Sehnenscheide, Sehne des Supraspinatus, laterales Lig. coracohumerale)

Ursache

  1. meist traumatisch: Sturz auf den gestreckten Arm, der dabei endorotiert oder exorotiert sein kann.
  2. sekundär bei Rotatorenmanschettenrupturen, vor allem der des Subscapularis
  3. Overuse-bedingt durch iterierte Mikrotraumata

Prädisponierend

  1. Omarthrose

Diagnose

  1. MRT

Symptome

  1. ventrale Schulterschmerzen
  2. schmerzhafte Bewegungseinschränkung

Therapie

  1. Tenotomie der langen Bizepssehne
  2. operative Rekonstruktion

Komplikationen

  1. Bizepssehnen-Tendinitis und -Riss der langen Bizepssehne
  2. Omarthrose

DD