pathologie: spreizfuß

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Spreizfuß (Pes transversoplanus)

Definition

Progredientes Auseinanderweichen der Knochenstrahlen des Mittelfußes mit abgesenktem medialen Fußquergewölbe des Vorderfußes. Physiologisch ist der Grundgelenkbereich des 2. Zehenstrahls der höchste der fünf. Beim ausgeprägten Spreizfuß liegen alle fünf Grundgelenkbereiche mit Gewicht auf. Hohe Absätze können die Vorfußbelastung verfünffachen und begünstigen damit die Ausprägung eines Spreizfußes deutlich. Beim Spreizfuß sinken nicht nur die Strahlen 2-4 ab, sondern auch der 1. Mittelfußknochen rotiert inklusiver seiner Sesambeine, die damit weiter zur Fußmitte wandern. Die veränderte Kraftleitung begünstigt die Progredienz. Die Fettpolster unter dem Fuß können sich entzünden und später zurückrückbilden, was die Progredienz und den Schmerz verschärft. Neben der Überlastung sind Ursache für den Schwund der Fettpolster eine altersbedingte Degeneration und Nebenwirkungen von Cortisongaben. Wird versucht, die Metatarsalköpchen zur Flexion der Zehen zu entlasten, kommt es häufig zu Überdehnung des plantaren Teils der Kapsel und chronischen Entzündungen mit entsprechenden Schmerzen. Frauen sind vom Spreizfuß wesentlich häufiger betroffen als Männer.

ICD M21.6, Q66.8

Ursache

  1. inadäquates Schuhwerk, insbes. mit Absätzen und solcher mit zu starrer Sohle
  2. genetische Disposition zu schwachem Bindegewebe

Prädisponierend

  1. Tibialis-Posterior-Syndrom
  2. stehende Tätigkeit
  3. Übergewicht

Diagnose

  1. lateral betontes Abnutzungsbild des Schuhwerks
  2. Tests und Zeichen: Grifka-Test, Zehenverschiebetest

Symptome

  1. Schwielen- und Hornhautbildung unter den Metatarsalköpfchen 2-4
  2. verbreiterter Vorfuß
  3. belastungsabhängige Metatarsalgie, vor allem beim Stehen und im Gehen/Laufen. Besserung in Ruhe

Komplikationen

  1. Morton-Neurom
  2. Bursitis
  3. Metatarsalgie
  4. Plantarfasziitis
  5. Fersensporn
  6. Hallux valgus
  7. Krallenzehen
  8. Hammerzehen
  9. Lisfranc-Arthrose (Arthrose der Gelenke zwischen Fußwurzel und Basis der Mittelfußknochen)
  10. Schneiderballen (digitus quintus varus) mit schmerzhafter Schwellung an der Basis der Kleinzehe, Valgusstellung des 5. Strahls, und ggf. Exostose und Varusstellung der Kleinzehe, die auf den 4. Zehen drückt
  11. Schäden durch Veränderung des Gangs zwecks Schmerzvermeidung, vor allem Gang über die Fußaußenkante, sowie Schäden weiter kranial, etwa Rückenschmerzen, Skoliose, Bandscheibenschäden

Therapie

  1. Barfußgehen
  2. Barfußlaufen
  3. Pelotte

Asana-Praxis

Zu den Dingen, die beim Spreizfuß empfohlen werden, gehört das passive Wiederherstellen des Fußquergewölbes, indem dies mit beiden Händen durch Fixieren des Grundgelenkbereichs der Zehen 1 und 5 und Druck von plantar gegen die dazwischenliegenden Grundgelenkbereiche wiederzustellen versucht wird. Auch sollte versucht werden, das Fußquergewölbes aktiv durch die zuständigen Muskeln herzustellen, zum Beispiel indem versucht wird, einen Ball mit dem Fußquergewölbe zu greifen oder schlicht, indem versucht wird, bei aufgesetztem Fuß eine Bewegung der Grundgelenkbereiche 1 und 5 zueinander hin zu verursachen und wahrzunehmen. Außerdem wird die Kräftigung des Fibularis longus durch aktive Pronation gegen Widerstand oder
Schwerkraft und des Tibialis posterior als meist mit seiner Schwäche oder Insuffizienz mittelbar für den Spreizfuß verantwortlichen Muskel empfohlen. Generell sind also alle Übungen für das
Zügelsystem des Fußgelenks hilfreich. Hilfreich ist mit Blick auf die Bewegung des Fußgelenks in der Sagittalebene, die Plantarflexoren und
Dorsalflexoren zu kräftigen, wobei ein Schwerpunkt auch die Kräftigung der Fußheber sein muß. Kausal ist auch die Kräftigung des caput transversum des intrinsischen Adduktor hallucis wichtig, schließlich ist dieser Muskel einer der direktesten Wirkfaktoren beim Erhalt des
Fußquergewölbes, indem er den Großzehengrundgelenkbereich an der Basis des Hallux nach lateral zieht und damit auch gegen die Entstehung oder Progredienz eines Hallux valgus wirkt. Das kann neben dem oben beschrieben Versuch, die Grundgelenkbereiche 1 und 5 einander anzunähern auch durch einen Widerstand gegen die Adduktion des
Hallux geschehen.