yogabuch / pathologie / schnellender finger
Inhaltsverzeichnis
Definition
Der schnellende Finger ist eine Sehnengleitstörung, die zu einer Streckhemmung eines Fingers führt, meist in Höhe meist des Ringbandes A1 im Grundgelenkbereich, gelegentlich auch im PIP. Er beruht meist auf degenerativen Veränderungen der Fingerbeugersehnen. Meist kommt es überlastungsbedingt zu einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis stenosans), diese allein manifestiert sich noch nicht zwingend als Schnellender Finger, erst wenn die Verdickung hinreichend groß geworden ist.
Klinisch stellt es sich so dar, saß der Versuch den betroffenen Finger zu strecken, zu einem spürbaren Widerstand führt, der eine weitere Streckung des Fingers in den distal gelegenen Gelenken verhindert. Wird immer mehr und schlußendlich genügend Zugkraft in dem zugehörigen Fingerstrecker aufgebaut, wird der Widerstand der verdickten Sehne im Ringband ruckartig überwunden, was zu einer schnellenden Bewegung des Fingers in den distal gelegenen Gelenken führt. Es gibt also keine der menschlichen Feinmorik entsprechende feien Dosierbarkeit der Bewegung, sondern zuerst keine und dann eine ruckartige über größere Bogenmaße. Natürlich ist die Feinmotorik für diesen Finger nachhaltig gestört.
Die Streckhemmung betrifft meist das Fingergrundgelenk, kann aber auch das proximale Interphalangealgelenk betreffen. Am häufigsten ist der dritte Finger (Mittelfinger) betroffen, danach der vierte (Ringfinger). Das Phänomen tritt häufig im Rahmen der rheumatoiden Arthritis als Frühsymptom auf. Traumatische Genese ist eher selten, genauso wie Tumoren als Ursache. Die Verdickungen bestehen in der Regel aus vernarbten Faserbündeln, die sich in Folge von Überbeanspruchung oder Mikrotraumata entwickelt haben. Die mechanischen Belastungen der Sehne im Alltag kann zu wechselnd stark ausgeprägten paradeninösen Ödemen führen, was die uneinheitliche Ausprägung des Phänomens erklärt. Die schnellende Bewegung kann anfangs schmerzlos sein, in späteren Phasen aber auch schmerzhaft. Das Phänomen ist morgens am häufigsten, da die Finger während der Nacht meist mehr oder weniger gebeugt sind. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, zuweilen liegt eine Komorbidität mit einem anderen Engpasssyndrom wie dem Karpaltunnelsyndrom oder Bouchardarthrose oder Heberdenarthrose vor. Bei beiden Arthrosen konnte bisher eine wechselseitige Ursächlichkeit nicht gefunden werden, vermutlich entstehen sie auf dem Boden einer gemeinsamen Ursache oder Prädisposiition. Auch zusammen mit Morbus Dupuytren kommt der schnellende Finger vor. Palpatorisch kann auf der palmaren Seite des Mittelhandknochen bzw. der proximalen Phalange eine Verdickung tastbar sein.
Die Prävalenz liegt in D bei ca. 3%, der Altersgipfel zwischen 50 und 60. W:M 6:1. Diese Störung tritt als Berufskrankheit auf bei Pianisten und ggf. auch anderen Instrumentalisten, Sportlern, Handwerkern, Menschen, die viel tippen
Ursache
- Overuse
- selten: Trauma
- selten: Tumor
Prädisponierend
- Tätigkeiten mit häufiger, insbesondere schwererer Benutzung der Fingerbeuger, etwa Gartenarbeiten, Golf, Tennis, kraftvolle Arbeit mit Zangen, Kraftsport, Klettern
- RA
- Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Gicht
- Fehlhaltungen, z.B. Schlafen mit weit gebeugten Fingern
- genetische Prädisposition
Diagnose
- klinisch: visuell im Streckversuch
- palpatorisch: ggf. palmare Verdickung voor dem Kopf des Mittelhandknochens oder der Proximalphalange
- Druckschmerzhaftigkeit über der Tendovaginitis
- Sono
Symptome
- vor allem nach dem Nachtschlaf auftretende progrediente Streckhemmung, die bei größerem Krafteinsatz überwunden wird und zu einer ruckartigen Bewegung manifestiert.
Komplikationen
- Vor der OP bestehende Einsteifungen der Fingergelenke können persistieren
- unbehandelt: Unfähigkeit zur aktiven Streckung (aus eigener Kraft), dann muß passiv der Widerstand überwunden werden.
Therapie
- in der Anfangsphase kann die Therapie der Tendovaginitis versucht werden
- operativ: Weitung des Ringbandes, meist mit Lokalanästhesie (Wide Awake Verfahren: Anästhesie plus Adrenalis zur Vasokonstriktion), selten mit Plexusanästhesie