yogabuch / pathologie / failed back surgery sondrome fbss, postnukleotomie-syndrom
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Definition
FBSS beschreibt anhaltende oder neu auftretende Schmerzen nach einer Rückenoperation, etwa nach Bandscheiben-OPs (Prolaps), Tumor-OPS, Spinalkanalstenose-OPs, Arthrodese-OPs, in der Definition der International Association for the Study of Pain:
„lumbar spinal pain of unknown origin either persisting despite surgical intervention or appearing after surgical intervention for spinal pain originally in the same topographical location“.
Die OPs finden zumeist bei CLBP-Patienten statt. Sinnvollerweise werden die Beschwerden klassifiziert als:
- persistierend (unzureichende Behandlung, Fehler oder Nebenwirkungen der Behandlung)
- rezidivierend (nach symptomfreiem Intervall wegen Narbenbildung oder Relaps)
- neu auftretend (Komplikationen, iatrogene Veränderungen)
Die Ursachen können vielseitig sein, von Fehldiagnosen und konsekutiv falscher Behandlung über unzureichende Dekompression und Narbenbildung bis zu iatrogenen Nervenschäden. Auch unzureichende Resektion oder Nachrutschen von Nukleus-Material ist möglich. Bei der OP durchtrenntes Gewebe vermindert die Stabilität des Rückens und kann dadurch Probleme verursachen, dies gilt auch für Laminektomien (Resektion des Wirbelbogens mit dem Processus spinosus). Ein Pathomechanismus hierbei ist Lastverschiebung auf Nachbarstrukturen. Auch aseptische Entzündungen sind möglich sowie ein Pseudoarthros (z.B. fehlerhafte Arthrodese). Bei Schmerzausstrahlung ins Bein liegt die Ursache meist in einer Nervenkompression durch Bandscheiben oder im Spinalkanal (Spinalkanalstenose) oder in einer epiduralen Fibrose. Lokaler lumbaler Rückenschmerz hingegen gründet eher in Facettengelenkstörungen (Facettensyndrom) , ISG-Problemen oder Myofaszialen Gründen. Auf Red Flags, etwa solche, die auf ein Cauda-equina-Syndrom oder auf ein malignes Geschehen hinweisen, muß geachtet werden.
Der Schmerz ist ein Nozizeptor-Schmerz (diskogen oder facettenbedingt durch Instabilitäten), neuropathischer Schmerz (epidurale Vernarbung, Fibrosen, Affektion von Nervenwurzeln) oder gemischt. Das Symptomspektrum bezieht sich in der Regel auf den operierten Bereich des Rückens und die im Sinne der Spinalnerven distal davon liegende Extremität. Nach der Operation kann sich Narbengewebe um Nervenwurzeln bilden und Schmerzen verursachen. Bei der OP können versehentlich Nerven verletzt werden. Beim Adjacent Segment Disease erhöht eine Operation den Stress auf benachbarte Wirbelsegmente, was zu zuvor nach Art oder Lokalisation unbekannten Schmerzen führen kann. Desweiteren können bei der Operation Keime eingedrungen sein und eine Infektion verursachen. Auch sind Probleme mit Implantaten oder Arthrodesen möglich.
Bekannt ist, daß mit jedem Eingriff im Bereich der Wirbelsäule die Wahrscheinlichkeit chronischer Schmerzen zunimmt. Arthrodesen (lumbar fusion) führt in 30% bis 46% der Fälle zu FBSS, Mikrodiskektomien in 19% bis 25% der Fälle.
Man stellt mehrere Gruppen von prädisponierenden Faktoren fest:
- präoperative Faktorens: im Patienten, seinen Dispositionen und seinem Leiden begründete. Dazu gehören Ängstlichkeit, Depression, psychische Komorbiditäten, Adipositas, Rauchen, psychisch belastende Faktoren, Stenosen, Fibrosen, and Diskushernien. Unter diesen Faktoren sind die psychosozialen die bedeutendsten. Vorausgegangene WS-OPs disponieren ebenfalls deutlich, hier wird oft keine Schmerzfreiheit errreicht.
- intraoperative Faktoren wie OP am falschen Segment, OP eines Segments, wobei die Schmerzen mehrere betreffen (Multisegmentgeschehen sind schwierig zu operieren); Nicherkennen von Lumbalisierungen von Sakralwirbeln oder Sakralisierungen von Lumbalwirbeln. Hierzu gehört auch die Falschidentifikation des Schmerzverursachers. Weiter findet sich hier inadäquate OP-Technik oder fehlerhafte Ausführung
- postoperative Faktoren, unterscheide hier nach vermeidbaren und unvermeidbaren: ursächlich sind mitverursachte Spinalkanalstenosen, WS-Instabilitäten, Epiduralfibrosen oder Störungen der Nachbarsegmente
Epidemiologie
Bei Bandscheiben-OPs kommt es in 30% der Fälle zu FBSS.
Ursache
siehe oben
Prädisponierend
- vorausgegangene WS-OPs
- psychische Dispositionen
Diagnose
- MRT
- Nervenleitfähigkeit
Symptome
- Trotz OP postoperativ persistierende Symptome oder nach Art oder Lokalisation neu aufretende Symptome, die lokal sind oder sich meist als ischialgiform mit oder ohne entsprechende Parästhesien beschreiben lassen.
- ggf. Mobilitätseinschränkungen, schmerzbedingt eingeschränkter Krafteinsatz,..
- ggf. Schlafstörungen
- ggf. Neigung zu Depression
Therapie
- PT/KGG
- ggf. NSAR
- ggf. epidurale Injektionen
- Bewegungstherapie: Kräftigung der relevanten Muskulatur (regionäre und solche in den Kinetischen Ketten); Dehnung und Tonusreduktion, wo nötig; Verbesserung von Koordination und Propriozeption, wo nötig
- spezifische Schmerzinterventionen verschiedener Art, etwa Spinal Cord Stimulation (SCS), Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS)
- ggf. interdisziplinäres Vorgehen