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Autoimmunerkrankungen

Definition

alle Krankheiten, bei denen das eigene Immunsystem eine spezifische adaptive Immunantwort gegen körpereigene Antigene (Moleküle, die auf Antikörper reageren und Antikörper generieren) ausgelöst hat. Normalerweise ist das Ergebnis einer adaptiven Immunreaktion gegen etwas Fremdantiges die Beseitigung des Antigens aus dem Körper durch Komponenten des Immunsystems. Virusinfizierte Zellen werden zum Beispiel durch T-Zellen zerstört, während gelöste Antigene von Makrophagen gefressen werden. Wenn sich dagegen eine langanhaltende Immunantwort gegen Autoantigene entwickelt, weil die Waffen des Immunsystems das Antigen nicht beseitigen können, entstehen chronisch endzündliche Gewebeschädigungen. Die zugrundeliegen Abwehr-Mechanismen sind im Wesentlichen die gleichen wie bei der physiologischen Immun-Antwort. Die genauen Auslöser sind unbekannt, genetische Präposition gilt als gesichert. Weiter treten Autoimmun-Krankheiten vermehrt als Folge von schweren Infektionen auf. Als adaptive Reaktionen auf nichtinfektiöse Antigene sehen wir Allergien, Autoimmunität und Transplantatabstoßung. Weitgehend unklar ist, wie das dem Immunsystem diese unerwünschten Immunantworten ausgetrieben werden können, ohne die vor Infektionen schützende Immunität selbst zu beeinträchtigen. Die wichtigsten heute bekannten Autoimmunerkrankungen:

  1. Alopecia areata (Kreisrunder Haarausfall, Prävalenz in D 1,4 Mio)
  2. Anämie, perniziöse (Autoimmun-Gastritis-bedingter Mangel an Intrinsic-Faktor und damit Vit. B12)
  3. Antiphospholipid-Syndrom (Hughes-Syndrom (APS), Prävalenz 2-5%, sekundär bei SLE; Symptome: Thromboseneigung (Antithrombin), Fehlgeburten und intrauteriner Fruchttod)
  4. Arteriitis temporalis, Arteriitis cranialis (Riesenzellarteriitis, Morbus Horton: bohrend-stechender Kopfschmerz, Sehstörungen, Erblindungsrisiko)
  5. Atheriosklerose
  6. Autoimmuninsuffizienz, polyendokrine (Schmidt-Syndrom: v.a. Frauen, meist erst im Erwachsenenalter, meist Hashimoto-Thyreoiditis plus Morbus Addison und ggf. weitere wie etwa Diabetes mellitus, Alopecia areata, Vitiligo, perniziöse Anämie, Myasthenia gravis)
  7. Churg-Strauss-Syndrom (Allergische granulomatöse Angiitis, eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA): )Panarteriitis, betrifft vor allem kleinere und mittlere Arterien der Lunge und anderer Organe, mit von dort aus in die Gewebe infiltrierenden eosinophilen Granulozyten. Sehr selten, 1-3 / 1.000.000, Diagnose im Schnitt mit 48 J. Eosinophile OrganEntzündungen, z.B. Myokarditis und Organinfarkte. Meist in 3 Phasen verlaufend )
  8. Colitis ulcerosa (Prävalenz im Westen 2/1000)
  9. CREST-Syndrom (limitierte systemische Sklerodermie, lSSc, Thibierge-Weissenbach-Syndrom: Kollagenose mit Calcinosis cutis, also Verkalkung der Haut, Raynaud-Syndrom, Esophagial dynfunction, Sklerodaktylie, also dünnen, blassen, verhärteten und haarlosen Fingern und Teleangiektasie, chronische Erweiterung oberflächlicher Hautgefäße; später oft auch pulmonale Hypertonie)
  10. Dermatomyositis (DM, auch Lilakrankheit, Wagner-Unverricht-Syndrom: Kollagenose mit idiopathischer Myopathie bzw. Myositis; evtl. verwandt der Polymyositis (PM); häufig tumorassoziiert und paraneoplastisch; zeitlicher Zusammenhang extrem variabel, in beide Richtungen der Zeitachse; Muskelschwäche, lila Erytheme, Papeln, Teleangiektasien, Vaskulitis, Organbeteiligungen)
  11. Fibromyalgie
  12. Gastritis, chronische autoimmune
  13. Goodpasture-Syndrom (GN + Alveolitis, Haemoptoe, Siderose (Eisenablagerungen), rasch progredient, untherapiert infaust)
  14. Guillain-Barré-Syndrom (GBS, Akute idiopathische Polyradikuloneuritis, Polyradikulitis, geringe Letalität, 20% behalten Schäden)
  15. Hashimoto-Thyreoiditis ((chronische) lymphozytäre Thyreoiditis, Ord-Thyreoiditis; Struma, als Ord-Form auch Atrophie; meist Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), phasenweie auch Hyperthyreose; oft im polyendokrinen Rahmen)
  16. Hepatitis, autoimmune (bakterielle oder virale Auslösung)
  17. Juvenile rheumatoide Arthritis (Morbus Still; infektinduzierte polygene Erkrankung)
  18. Kälteagglutininkrankheit (Anämie, autoimmun-hämolytische (AIHA) vom Kältetyp; Auslöser: Lymphome oder Infekte; leichter Temperaturabfall des Bluts führt zu Agglutination (Erythrozyten-Vernetzung) und damit zu Hämolyse)
  19. Kryoglobulinämie, essentielle (kältebedingte Bildung von Immunkomplexen aus IgM und IgG, die zu Vaskulitis führen; öfter bei Hepatitis C; Purpura, Arthralgien, GN, Neuropathie, Leberbeteiligung )
  20. Lichen sclerosus (LS; nicht-infektiöse chronisch entzündlichen Dermatose; vorwiegend genital lokalisiert; Weißfärbung und pergamentartige Verhornung)
  21. Lyme-Arthritis (Mon- oder Oligoarthritis mit chronisch-entzündlichen Gelenkergüssen, oft mit Kniebeteiligung, .
  22. Mischkollagenose (Sharp-Syndrom; Raynaud-Syndrom, Sklerodermie-ähnliche Hautveränderungen, Symptomatik eines SLE, Polymyositis oder einer RA, ggf. Herz-, Nieren-, ZNS-Beteiligung )
  23. Morbus Addison (autoimmune Nebennierenrinden-Atrophie mit Cortisol- und Aldosteron-Mangel)
  24. Morbus Basedow (Graves Krankheit; oft mit Struma, Hyperthyreose; Ophtalmopathie: Exophtalmus, Lidretraktion)
  25. Morbus Bechterew
  26. Morbus Behçet (schubweise rheumatoforme Erkrankung; v.a. türkische oder südostasiatische Männer, genetisch + infektiöse Auslösung; Orale und genitale Aphthen, Iritis, Eiteransammlungen in der vorderen Augenkammer, weitere phtalmologische Symptome: Uveitis, Konjunktivitis, Keratitis, opticus-Neuritis; Erytheme, Arthralgien, Epididymitis, Meningoenzephalitis)
  27. Morbus Crohn
  28. Morbus Wegener (granulomatöse Polyangiitis, früher Wegener-Granulomatose; nekrotisierende Entzündung der Gefäße mit Granulombildung in oberen und unteren Atemwegen; häufig GN)
  29. Morbus Werlhof (chronische Immun-Thrombopenie (ITP), meist leichter Verlauf mit Petechien, Hämatomen, aber auch schwerer Blutverlust möglich)
  30. Multiple Sklerose
  31. Myasthenia gravis (MG, Myasthenia gravis pseudoparalytica; Störung an der motorischen Endplatte der quergestreiften Muskulatur, belastungsabhängige Muskelschwäche )
  32. Pemphigus vulgaris (blasenbildende Autoimmundermatose)
  33. Polymyalgia rheumatica (Riesenzellarteriitis im Aortenbogen und in proximalen Extremitätenarterien mit v.a. Schmerzen in Schulter- und Beckengürtelmuskulatur)
  34. Polymyositis (Kollagenose, systemische entzündliche Erkrankung der Skelettmuskeln mit perivaskulären lymphozytären Infiltrationen)
  35. Polyneuropathie (Chronisch-inflammatorisch demyelinisierende Polyneuropathie, CIDP)
  36. Psoriasis
  37. Reiter Syndrom (Morbus Reiter)
  38. Rheumatisches Fieber (Post-Streptokokken-Lancefieldgruppe-A-Immungeschehen; Endokarditis, Perikarditis, Myokarditis, Polyarthritis, Chorea minor)
  39. Rheumatoide Arthritis
  40. Sarkoidose
  41. Sjögren-Syndrom (Kollagenose, Speicheldrüsen und Tränendrüsen, Mundtrockenheit, Betreff innerer Organe )
  42. Sklerodermie (Systemische Sklerose; Kollagenose, Bindegewebsverhärtung der Haut oder Häute innerer Organe)
  43. Stiff-Man-Syndrom (SMS, Moersch-Woltmann-Syndrom; neurologisch bedingte Tonuserhöhung der Muskulatur)
  44. Systemischer Lupus erythematodes (SLE, schubweise rheumatiode Kollagenose; Schmetterlingsflechte im Gesicht, Befall innerer Organe)
  45. Takayasu Arteriitis (Riesenzellarteriitis-ähnliche granulomatösen Entzündung der Aorta und ihrer Hauptäste; Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Gliederschmerzen; Durchblutungsstörungen)
  46. Typ-I-Diabetes mellitus
  47. Vitiligo (Leucopathia acquisita, Weißfleckenseuche)
  48. Zöliakie

Ursache

  1. unbekannt, inadäquate Reaktionen des Immunsystems unklarer Verursachung

Prädisponierend

  1. genetisch

Symptome

je nach Erkrankung