pathologie: morbus ahlbäck

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Definition

Der nach dem Erstbeschreiber in 1968 benannte Morbus Ahlbäck ist eine seltene mangelversorgungsbedingte akute aseptische Femurcondylusnekrose, die vorwiegend Frauen ab dem. 60. Lj. betrifft. In 7% der Fälle tritt sie bilateral auf. Die Prävalenz wird auf 9,4% aller Frauen mit Knieschmerzen ab dem 65 Lj. geschätzt. 80% der Fälle müssen endoprothetisch versorgt werden, weniger als 20% heilen aus oder sistieren vor der Notwendigkeit einer Endoprothetik. Da die Klinik der einer Meniskusläsion ähnelt, kann der Morbus Ahlbäck leicht übersehen oder zu spät erkannt werden. Typischerweise führt eine mangelhafte arterielle Durchblutung zu der Mangelversorgung.
Meist ist der mediale Condylus betroffen. Nach Koshino kann in 4 Stadien eingeteilt werden:

  1. sichtbar nur in MRT und Szintigraphie
  2. leichte Aufhellung im Röntgen
  3. deutliche Sichtbarkeit im Röntgen
  4. Einbrüche, Deformitäten

In Stadium 4 liegen Sinterungsbrüche vor, die die Gelenkfläche deformieren und die Gelenkfunktion entsprechend beeinträchtigen. Aglietti unterteilt röntgenologisch in 5 Stadien. Meist ist die Szintigraphie 1-2 Monate nach Beginn der Symptome auffällig, das MRT ab 6 Monaten, das Röntgen eher noch später. Früh erkannte und versorgte Fälle können komplett ausheilen und grundsätzlich kann jedes Stadium sistieren. Da die Störung in aller Regel medial lokalisiert, prägt sich damit eine zunehmende Varisierung des Kniegelenks bis zum O-Bein aus. Charakteristisch ist plötzliches Auftreten oder rasche Verschlechterung zuerst diffuser Schmerzen aus scheinbarer Kniegesundheit heraus. Es gibt bisher keine standardisierte konservative Therapie.

Ursache

  1. traumatisch
  2. ischämisch

Prädisponierend

  1. Herz-Kreislauferkrankungen
  2. Stoffwechselstörungen wie z.B. Diabetes mellitus
  3. Adipositas
  4. Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie
  5. Hyperurikämie (Gicht)
  6. hämatologische Erkrankungen wie zB. Gerinnungsstörungen, hämolytische Anämien
  7. Gonarthrose
  8. kniegelenknahe Frakturen
  9. Meniskusschaeden
  10. Achsenfehlstellungen (X-Beine, O-Beine)
  11. Tumoren bzw. deren Chemotherapie
  12. Alkoholabusus
  13. längere Steroidbehandlung
  14. einige weitere Erkrankungen wie SLE, Morbus Caisson (Taucherkrankheit), Strahlenkrankheit, Morbus Gaucher

Diagnose

  1. Sono zeigt Gelenkerguss
  2. Röntgen schließt andere Knochengeschehen aus und zeigt Ausmaß der Schädigung, jedoch ist das Röntgen oft erst spät aussagefähig
  3. MRT weist die Schädigung bereits früher nach
  4. Tests und Zeichen: Pässler Rotations-Kompressionstest,

Symtome

  1. meist einseitige und oft plötzlich auftretenden Knieschmerzen, meist medial, seltener lateral, die sich rasch verschlimmern könen
  2. zuweilen Gelenkerguss
  3. zuweilen Beweglichkeitseinschränkungen
  4. Druckschmerzhaftigkeit des Kniegelenks, meist vor allem medial
  5. oft progrediente Ausprägung von O-Beinen
  6. Anlaufsteifigkeit
  7. Belastungsschmerz und Gangveränderungen wegen schmerzvermeidung
  8. Muskelatrophie durch Belastungsvermeidung
  9. ggf. Ruheschmerz
  10. ggf. Gelenkblockade

Komplikationen

  1. Notwendigkeit des teilweisen oder vollständigen Gelenkersatzes

Therapie

  1. Therapie abhängig von der Prognose (Stadium, relative und absolute Größe der Läsion, nach Aglietti), im Anfangsstadium konservativ: Entlastung, etwa mit Unterarmgehstützen, Orthese
  2. durchblutungsfördernder Infusionen
  3. Analgetika, Antiphlogistika
  4. ggf. off label: Bisphosphonate
  5. ggf. Punktion der Gelenkhöhle gegen den Erguss
  6. in 40% verläuft die Erkrankung progredient in braucht Schlittenprothese oder TEP
  7. keine intraartikulären Kortikosteroirinjektionen!
  8. pulsierenden Magnetfeldtherapie
  9. ggf. Umstellungsosteotomie
  10. Bewegungstherapie mit Kraftaufbau aller relevanten Muskulatur
  11. Dehnungstraining aller relevanten Muskulatur
  12. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung macht ein Abheilen wahrscheinlich. Eine Restitutio ad integrum ist möglich.
  13. Nach Ausheilen vor allem impactarme Sportarten wie Schwimmen, Crosstrainer, Radfahren, Wandern, Yoga

Externe Links

https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/orthopaedie-und-unfallchirurgie/morbus-ahlbaeck?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54673-0_4
https://scidok.sulb.uni-saarland.de/bitstream/20.500.11880/33058/1/DASONK%20Word.%2008.06.2022%20ohne%20Lebenslauf.pdf
https://flexikon.doccheck.com/de/Morbus_Ahlb%C3%A4ck