pathologie: osteitis pubis

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Definition

Im Gegensatz zur Symphysitis ist die Osteitis pubis oder Pubalgie eine Erkrankung des Schambeinknochens und nachrangig benachbarter Gewebe. Pubalgie ist die in der Erstbeschreibung 1932 von Spinelli verwendete Bezeichnung, die auch heute im englischsprachigen Bereich noch verbreitet ist. Lokale Entzündungen und Reparaturvorgänge, bei den Granulationsgewebe in den Knochen einsprosst, können zu Knochenzysten, Osteolysen und anderen Stressreaktionen führen. Im Rahmen geburtsbedingter Symphysenlösungen können auch Einblutungen in den Knochen stattfinden, das ist aber bei Sportlern bisher noch nicht nachgewiesen. Die wichtigsten ätiologischen Faktoren sind Instabilität der ISG, eingeschränkte Hüftflexibilität, wiederholte hohe Scherkräfte im Beckenring, Fußballerleiste und Overuse mit Mikrotraumen bei verschiedenen Sportarten, insbesondere Laufsportarten und Fußball. Im Laufe der Jahrzehnte ist diese Störung für verschiedene Sportarten beschrieben worden, darunter auch Rugby, Tennis, American Football und Basketball, das höchste Auftreten zeigt sich aber beim Fußball. In einer Stichprobe mit über 800 Sportstudierenden litten 1,7% daran, mit einem Verhältnis von 5:1 männlich zu weiblich.

Die Schmerzausstrahlung kann in Richtung der Adduktoren oder auch des Rectus abdominis gehen, sowohl Belastung als auch Dehnung lösen aus. Klinisch zeigt sich eine Druckschmerzhaftigkeit über der Symphyse, die Adduktoren können druckschmerzhaft und belastungsschmerzhaft sein. Die Dehnungsschmerzhaftigkeit der Adduktoren schränkt die Abduktion schmerzhaft ein. Nicht selten ist die klinische Testung nur auf einer Seite auffällig. Neben der spezifischen Schmerzausstrahlung in die genannten Muskeln wird Schmerzausstrahlung in Richtung Hüfte, Leiste oder Hoden beschrieben.

Differentialdiagnostisch relevant sind Leistenhernien, Stressfrakturen des Schambeins und des Sitzbeins, Avulsionsfrakturen und die Fußballerleiste, Osteomyelitis, Prostatitis, Orchitis und Urolithiasis. An die Möglichkeit eines sekundären Auftretens bei Morbus Bechterew, RA und Morbus Reiter sollte gedacht werden. Das Röntgen zeigt die Veränderungen im Knochen erst nach längerem Bestehen der Störung, MRT und CT früher und besser. Nicht selten erfolgt die Diagnosestellung verspätet. Therapeutisch wichtig ist das Aussetzen der auslösenden Belastungen, also Sportarten mit Sprints, Stop and Go und anderweitigen Belastungen der Adduktoren oder auch der Hüft- und Beckenmuskulatur allgemein. Die Empfehlungen hierzu variieren von zweiwöchiger Sportkarenz bis zu dauerhaftem Absetzen der auslösenden Sportarten. Dehnung überspannter Adduktoren nimmt eine große Bedeutung ein. NSAR und Infiltrationstherapie sind möglich und wollten erhoben werden, wenn sich nach zwei Wochen Sportkarenz keine Besserung gezeigt hat. Es gibt kaum evaluierte operative Therapieoptionen.

Ursache

  1. Overuse
  2. selten: traumatisch

Prädisponierend

  1. inflexible, hypertone Adduktoren
  2. muskuläre Dysbalancen in der Hüft- und Beckenmuskulatur
  3. Instabilität der ISG
  4. Fußballerleiste
  5. Sportarten mit häufigem Start-Stopp oder Richtungswechseln
  6. Innenfuß-Schußtechnik beim Fußball

Diagnose

  1. MRT, CT

Symtome

  1. Schmerzausstrahlung in Richtung der Adduktoren oder auch des Rectus abdominis
  2. Druckschmerzhaftigkeit über der Symphyse
  3. druckschmerzhafte und belastungsschmerzhafte Adduktoren
  4. schmerzhaft eingeschränkte Abduktion

Komplikationen

Therapie

  1. Meiden der auslösenden Belastungen, vor allem hoher Kräfter und schneller Bewegungen der Adduktoren
  2. Dehnungstraining für die Adduktoren

DD

  1. Leistenhernien
  2. Stressfrakturen des Schambeins und des Sitzbeins
  3. Avulsionsfrakturen
  4. Fußballerleiste
  5. Osteomyelitis
  6. Prostatitis
  7. Orchitis
  8. Urolithiasis

Externe Quellen