pathologie: muskuläre dysbalancen der beinmuskulatur

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Muskuläre Dysbalancen der Beinmuskulatur, Folgen in Becken und Oberkörper

Definition

Ungleichgewicht von Kraft, Tonus und Beweglichkeit der Agonisten und Antagonisten im Hüftgelenk

Ursache

  1. einseitige Belastungen im bildlichen wie wörtlichen Sinne in Sport oder Alltag
  2. falsche Bewegungsausführung in Sport oder Alltag
  3. mangelnde Bewegung, Belastung oder Training
  4. Verletzungen und deren Folgen
  5. Störungen der Innervation

Diagnose

  1. Inspektion
  2. Vermessung
  3. Muskeltests

Symptome

  1. bei schwachen Extensoren der Hüfte (Ischiocrurale und Gluteen): die relativ gesehen kräftigeren Hüftbeuger kippen das Becken nach vorn, es folgt eine Verlagerung des Schwerpunkts nach vorn, auf die meist mit Verlagerung des Oberkörpers nach hinten und (den minimalen Muskelspannungen folgend) Kippen des Beckens in leichte Extension, wo es durch durch die lig. Iliofemoralia und die Hüftbeuger bleibt. Das Bestreben, den Kopf senkrecht zu Halten führt angesichts einer nach hinten gekippten LWS und unteren BWS zu einer Hyperkyphosierung.
  2. bei Verkürzung der Flexoren der Hüfte: das Becken kippt nach vorn in die Flexion im Hüftgelenk, das Schwerelot des Oberkörpers liegt vor den Acetabuli, weshalb die LWS hyperlordisiert wird, die Knie leicht gebeugt und die OSG sind in leichter Dorsalflexion. Ist die Verkürzung einseitig folgt eine Beckenverwringung, die verkürzte Seite kippt nach vorn und steht im Mittel tiefer. Es folgen eine Skoliose, Betreff der ISG, der Wirbelgelenke der LWS und ggf. auch der BWS und HWS sowie eine scheinbare (funktionelle) Beinlängendifferenzen. Weitere Folge ist ein Schaukelgang mit Wechsel zwischen Seitneigung und Aufrichtung des Oberkörpers.
  3. bei Verkürzungen der Abduktoren oder der Adduktoren: Verschiebung des Beckens in der Frontalebene, ungleichmäßige und damit einseitige Überbelastung der ISG, je nach Ausprägung funktionelle Beinlängendifferenzen (Verkürzung der Abduktoren: ipsilateral „verlängertes“ Bein, Verkürzung der Adduktoren: ipsilateral „verkürztes“ Bein), kompensierend wird ein Knie gebeugt und kontralateral das Bein etwas abduziert. Es entsteht eine konsekutive Skoliose.
  4. bei Schwäche der Abduktoren: Statisch im Einbeinstand und kinetisch beispielsweise während des Gehens stabilisieren ausschließlich die Abduktoren das Becken in der Frontalebene gegen seitliches Absinken. Geringgradige Schwäche der Abduktoren führt zum Absinken der nicht abgestützten Beckenseite (Trendelenburg-Zeichen), bilaterale Schwäche bringt demzufolge den Mannequingang. Bei ausgeprägterer Schwäche wird das Teilkörpergewicht (Körpergewicht minus Standbein) zur Entlastung der Abduktoren über das Hüftgelenk verlagert, es entsteht das Watschelgang (Duchenne-Zeichen)
  5. bei Schwäche des Quadrizeps: Bei nur leichter Beugung liegt das Schwerelot des Oberkörpers bereits hinter der Bewegungsachse der Knie, und der Quadrizeps muss arbeiten. Im Falle der Überstreckung wäre das Schwerelot vor der Bewegungsachse und die dorsalen Bänder und die Kapsel würden das Gelenk ohne muskuläre Beteiligung stabilisieren. Um den Quadrizeps im Falle seiner Schwäche zu entlasten, kann das Becken mit dem Oberkörper nach vorn gekippt werden. Das Knie kann dann statisch gesehen, mühelos gestreckt werden und bleiben, dynamisch gesehen wird das Gehen erleichtert und die Hyperextension des Knies verstärkt.
  6. bei Schwäche der Ischiocrurale Gruppe: Die Ischiocruralen Gruppe sind mit Ausnahme des Bizeps femoris caput breve biartikulär: knieflektierend und hüftextendierend. Im Stand und moderaten Gehen sind die Ischiocruralen Gruppe die Haupt-Extensoren der Hüfte erst unter größerer Beugung und Last werden die Gluteen aktiv. Eine Schwäche der Ischiocruralen Gruppe lässt im Stand das Becken nach vorn in die Flexion kippen und das Knie zu leicht in die Hyperextension fallen. Obwohl es sich um die Antagonisten handelt, ähnelt das klinische Bild dem der Schwäche des Quadrizeps, nur daß in letzterem Fall das Becken aktiv nach vorn gekippt wird, um den Quadrizeps zu entlasten, im Fall der Schwäche der Ischiocruralen Gruppe kippt es aus dem Zug der Hüftbeuger nach vorn. Auch hier wird der Gang von vermehrter Hyperextension geprägt.
  7. bei Verkürzung des Trizeps Surae: Folge sind vermehrte Dorsalflexion im OSG und vermehrte Supination im USG (Spitzfuß) mit scheinbarer Verlängerung des Beins, was durch eine leichte Flexion im Kniegelenk ausgeglichen wird. Beim Gang wird der Vorfuß zuerst aufgesetzt, die Flexion im Knie bleibt in größerem Maß bestehen als normal. Wird das betroffene Bein von hinten nach vorn gezogen, muss mehr in der Hüfte gebeugt werden, damit der Vorfuß nicht an den Boden stößt
  8. bei Schwäche der Fußheber: Bei Gehen würde der nach vorn zu ziehende hintere Vorfuß kurz über den Boden schleifen, weshalb mehr in der Hüfte gebeugt werden muss. Wird der Fuß vorn aufgesetzt, erreicht erst der Vorfuß den Boden, es entsteht der Stepper- oder Storchengang.

Komplikationen

  1. siehe bei den entsprechenden Bildern: Skoliose, Hyperkyphosierung BWS, Hyperlordosierung LWS,..

Therapie

  1. Beseitigung der muskulären Dysbalancen
  2. KG
  3. Bewegungstraining