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Turf toe
Definition
Abrupte Richtungwechsel und vor allem Gegnerkontakt können zu Umknicken der Großzehe als dem nach ventral prominierenden Zehen führen. Heutige Kunstrasen lassen die Spieler mit leichterem Schuhwerk spielen, was wegen der weniger steifen Sohle schlechter gegen Anpralltraumen schützt, die zu Dorsalflexionstraumen führen, weshalb diese Störung auch als Turf (Kunstrasen) toe bekannt ist. Die seltenere Geschwistererkrankung mit Plantarflexionstrauma ist als Sand toe bekannt, da sie häufiger im Beach Volleyball, Beach-Soccer sowie anderen barfuß ausgeführten Sportarten mit Möglichkeit des Gegnerkontakts auftritt. Die beim Turf toe am Großzehengrundgelenk entstehenden Verletzungen betreffen die Gelenkkapsel, die Seitenbänder, vor allem das mediale Seitenband und die plantare Platte. Zusätzlich kann der Knorpelüberzug der artikulierenden Knochen oder sogar die Knochen selbst betroffen sein. Der Turf toe wird in drei Grade unterteilt:
- plantar schmerzhaftes Grundgelenk, keine Einblutung, Kapselüberdehnung ohne Beschädigung des Knochens
- ausgeprägte Schwellung und Schmerz, möglicherweise Einblutung, Teilriss der Kapsel, möglicherweise kleiner knöcherner Ausriss
- ausgeprägte Schmerzen, massive Schwellung, deutliche Einblutung, deutlicher Kapsleriss, Gelenkinstabilität
90% der diagnostizierten Turf toes sind vom Grad 1. Bei der Inzidenz liegt der Turf toe deutlich hinter dem Supinationstrauma, aber die Zahl der dadurch von Sportlern verpassten Trainingseinheiten und Wettkämpfe ist höher. Bei operativ versorgten (also mind. Grad 2) Turf toe ist die Zeit bis zur uneingeschränkten, ununterstützten Vollbelastbarkeit etwa 6-12 Monate, was der Tatsache geschuldet ist, daß beim Abrollen des Fußes ein Teil der Last im Zehengrundgelenk und den Beugersehnen des Hallux lastet, wozu sich Kapsel, Knorpel, Sehnen und Sesambeine in physiologischer Position befinden müssen. Da der Auslöser und das Geschehen oft bagatellisiert wird, gehen Verletzungsschwere und Folgen im nicht versorgten Fall deutlich auseinander. Bereits 1990 belegen Zahlen, daß 45% aller Spieler im Verlauf ihrer Karriere ein Turf toe-Geschehen erlitten haben. Für 1994 zeigt eine Studie, daß der Turf toe nach Knie- und Sprunggelenksverletzungen Ausfallursache Nummer drei für Wettkampfausfälle ist. Mit sehr hoher Quote ist der Turf toe ist traumatisch bedingt, jedoch findet er sich vereinzelt auch Overuse-bedingt, vor allem in Sportarten wie Fußball, American Football, Leichtathletik und Basketball.
Ursache
- Traumatische übermäßige Beugung, Dorsalflexion des Hallux im Grundgelenk mit oder ohne oder Drehung im Großzehengrundgelenks
Prädisponierend
- Kontaktsportarten und Sportarten mit der Möglichkeit des Gegnerkontakts
- zu weiche Sohle bei Ausübung obiger Sportarten
Diagnose
- überwiegend klinisch, zusätzlich Sono, MRT (falls erforderlich, mit Kontrast)
- eine Proximalverlagerung der Sesambeine ist ein starker Hinweis
Symptome
- Belastungsschmerzhaftigkeit beim Auftreten und Abrollen des Fußes
- Tumor des Gelenks
- eventuell Instabilitaet
- verändertes Gangbild durch Schmerzvermeidung
- bereits ab Grad 1: plantare Druckschmerzhaftigkeit, Bewegungsschmerzhaftigkeit bei Dorsalflexion, Belastungsschmerzhaftigkeit
- ab Grad 2: ausgeprägt schmerzhafte Dosralflexion, Hämatom und Schwellung ausgeprägt
- Grad 3: ausgeprägtes Schmerzvermeidungsverhalten, Instabilität des Gelenks
Komplikationen
- unversorgt: Hallux valgus, Hallux limitus, Hallus rigidus, selten (je nach Verletzung) Hallus varus
Therapie
Die Therapie variiert nach Grad der Verletzung:
- PECH, Taping, Ridigusfeder, Sohlenversteifung oder Unterarmgehhilfen zur Entlastung der Zehe; ggf. NSAR. Nach Abklingen des Schmerzes (1-2 Wochen) volle Wiederaufnahme des Trainings. Tapes und Schuhversteifung für weitere 4-6 Wochen
- zusätzlich zu Grad 1: Ruhigstellung des Fußes, z.B: mit Short Walker; Trainingspause für 6-8 Wochen, danach Reha. OP, falls indiziert
- zusätzlich operativ: konservativ behandelt, resultieren in 50% persistierende Instabilität, Schmerzen, Steifheit, Arthrose
- OP-Indikationen (Grad 2 und 3, zeitnah!):
- operativ versorgt werden müssen: Flexorensehnerisse (Flexor hallucis longus), Einrisse der plantaren Platte, Knorpelschäden, freie Gelenkkörper, Sesambeinfrakturen, Kapselausrisse der Sesambeine
- alle Grade: bei akutem Turf toe keine intraartikulären Injektionen, beim chronischen: PRP, ACP
- post-OP: nach einer Woche passives Bewegungstraining, 4 Wochen Short Walker mit Vollentlastung, binnen weiterer 4 Wochen sukzessive Rückkehr zur Vollbelastung, danach noch für 3 Monate Sohlenversteifung. Nach 6-12 Monaten ununterstützte Rückkehr zur Vollbelastung