yogabuch / pathologie / LWS-hyperlordose
Inhaltsverzeichnis
LWS Hyperlordose (Hohlkreuz, Hollow back)
Definition
chronische Hyperlordosierung der Lendenwirbelsäule
Ursache
- meist erworben
- durch chronische Fehlhaltung verkürzte Sehnen und Bänder
- Keilwirbel, z.B. im Rahmen der senilen Osteoporose
Prädisponierend
– Verhalten
- sitzende Tätigkeit
- Bewegungsmangel
- häufiges ungesundes Sitzen
- hohes Schuhwerk
– disponierende Erkrankungen des Bewegungsapparates
- Spondylolisthesis
- muskuläre Dysbalance mit verkürzten Hüftbeugern, oft zu schwacher Po- und Bauch- und Rückenmuskulatur
Symptome
- oft kompensatorische BWS-Hyperkyphose
- Hypertonus und ggf. Hypertrophie der paravertebralen Rückenmuskulatur
- ggf. lumbale Rückenschmerzen
Komplikationen
Therapie
- Ausgleich der muskulären Dysbalance
- Schulung des Haltungsbeschußtseins
Asanapraxis und Bewegungstherapie
Bei einer Hyperlordose der Lendenwirbelsäule muss zuerst nach möglichen Ursachen gesucht werden: gibt es einen Hypertonus der Hüftbeuger ohne entsprechendes Gegengewicht der Hüftextensoren, oder liegt ein Morbus Scheuermann vor? Beim Morbus Scheuermann schreitet das Krankheitsgeschehen zwar nach dem etwa 18. Lebensjahr nicht mehr fort, weil die Wachstumsphase beendet ist, die erworbenen Veränderungen der Wirbelkörper und damit der Form der Wirbelsäule bleiben jedoch bestehen, und es stellt sich meistens mit einem gewissen Zeitversatz eine Neigung zu Rückenbeschwerden ein, die als Post-Scheuermann-Syndrom bezeichnet werden. Durch die Hyperkyphose der BWS und die Hyperlordose der LWS ist die jeweilige regionäre Muskulatur deutlich mehr gefordert als im physiologischen Fall, da die waagerechte Komponente der Hebelarme ausgeprägter ist. Das führt meist dazu, dass häufig im Laufe des Tages eine vorzeitige Ermüdung der autochthonen Rückenmuskulatur auftritt, die sich im Bereich der Brustwirbelsäule als Ziehen bemerkbar macht und im Bereich der Lendenwirbelsäule als hypertones Empfinden, welches, so keine Skoliose vorliegt, meist beidseitig ist. Den Betroffenen ist es dann meist nicht möglich, den ganzen Tag beschwerdefrei am Schreibtisch zu sitzen, wie ihre nicht betroffenen Kollegen es vielleicht können. Kleine Bewegungseinheiten zwischendurch mit Dehnung der Hüftbeuger, gerne auch Kräftigung der Hüftextensoren, sowie Übungen mit extensorischen Momenten in der Brustwirbelsäule können das subjektive Befinden dann für eine begrenzte Dauer deutlich verbessern. Grundsätzlich muss aber geprüft werden, ob muskuläre Dysbalancen die Formanormalie der Wirbelsäule noch verstärken, im Bereich der Lendenwirbelsäule etwa kontrakte Hüftbeuger Iliopsoas und nachrangig
Rectus femoris, leistungsschwache Hüftextensoren und im Bereich der Brustwirbelsäule sowohl eine hypertone Bauchmuskulatur als auch die Neigung die Schulterblätter zu protrahieren, was den Schwerpunkt des Schulterblatt-Arm-Systems nach ventral verlagert und die die Brustwirbelsäule flektierenden Momente vergrößert, denen die betroffenen in der Regel über Stunden am Stück zu wenig entgegenzusetzen haben. Die extensorische Muskulatur der Brustwirbelsäule wie auch die Retraktoren des Schulterblatts müssen also gekräftigt werden, auf der anderen Seite müssen sämtliche Muskeln mit protrahierender Wirkung auf Hypertonus geprüft und diesen gegebenenfalls begegnet werden. Tätigkeiten, bei denen der Kopf über längere Zeit nach vorne-unten geneigt, die Halswirbelsäule also mit Teilen der oberen Brustwirbelsäule flektiert ist, können für die Betroffenen eine auf Dauer nicht zu leistende Anforderungen darstellen, die nicht selten zu Bandscheibenschäden etwa am Übergang zwischen Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule führt.