pathologie: Bone Bruise (Knochenprellung)

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Knochenprellung / Knochenmarködem / Knochenkontusion / Bone Bruise / okkulte Knochenläsion

Definition

Die Knochenprellung ist aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine häufig übersehene Verletzung, zumal sie oft mit Weichteilprellungen einhergeht. Beim Bone Bruise (der „Blaue Fleck des Knochens“) handelt es sich um Mikrofrakturen des spongiösen Knochens mit Einblutungen ins Fettmark, umgebende Ödeme, und fokale Knochenneubildung, die Erstbeschreibung erfolgte erst 1988. Bone Bruises treten häufig als Begleitschaden einer Bandschädigung in Kniegelenk oder Sprunggelenk auf. Das Bone Bruise kann in 5 Grade eingeteilt werden, deren schwerste die Stressfraktur ist. Das Knochmarködem selbst ist nicht notwendigerweise behandlungsbedürftig. Knochenmarködeme finden sich bei Profiläufern häufig (in einer Untersuchung waren es 87,5%), in der Regel sind und bleiben sie asymptomatisch. Knochenmarködeme können also nur zusammen mit der Klinik bewertet werden: erst Schmerzen machen ein Knochenmarköden abklärungs- und ggf. behandlungsbedürftig. Dauerhaft bestehende Knochenmarködeme können die Durchblutung stören und zu Nekrosen führen. Während Knochenmarködeme häufig gelenknah auftreten, treten die klassischen Stressfrakturen eher an stark belasteten Knochen der unteren Extremität auf: Tibia, Fibula, Kahnbein, Mittelfußknochen, Femur, Patella, Becken oder Kalkaneus, bei Ruderern auch bevorzugt an den Rippen. Die Einteilung in Grade:

  1. 0: normales Periost, normales Knochenmark, keine Stressreaktion
  2. 1: Leichtes Periostödem (MRT T2), normales Knochenmark, Stressreaktion
  3. 2: Starkes Periostödem (MRT T2), Knochenmarködem (MRT T2), Stressreaktion
  4. 3: Starkes Periostödem (MRT T1 und T2), starkes Knochenmarködem (MRT T1 und T2), Stressfraktur
  5. 4: Frakturlinie im Periost (MRT T1 und T2), Knochenmarkfrakturlinie (MRT T1 und T2), Stressfraktur

Ursache

  1. einmaliges Trauma oder chronisch repetitive Traumata: mit oder externe Faktoren, also sowohl Stoßtrauma als auch Supinationstrauma
  2. atraumatische Formen bei entsprechenden Risiken oder Belastungen
  3. Entzündungen
  4. arterielle Mangelversorgung (ischämische Ursache)
  5. Abflußstörungen (venös, lymphatisch)
  6. Frakturen
  7. metabolische Ursachen: Diabetes mellitus, Stoffwechselerkrankungen
  8. degenerative Ursachen
  9. sekundär bei malignen Geschehen

Prädisponierend

  1. Statikfehler, Achsenabweichungen
  2. Overuse
  3. Materialmängel beim Sport
  4. Übergewicht

Diagnose

  1. MRT; erst in fortgeschrittenem Stadium wird ein Bone Bruise im Röntgen sichtbar
  2. Röntgen: erst bei ausgeprägten Stresssfrakturen aussagefähig

Symptome

  1. anfangs: Belastungsschmerzhaftigkeit
  2. Klopfschmerz
  3. später: Ruheschmerz, Nachtschmerz
  4. später: Einschränkung dder Mobilität und Aktivität, vor allem des Sports
  5. später: Schmerzspitzen bei Belastung
  6. lokale Ödeme

Komplikationen

  1. Knochennekrose mit Frakturrisiko
  2. Lymphödem
  3. venöses Ödem, Varizen
  4. Störung der Gelenkfunktion, unversorgt: Arthrose osteochondrosis dissecans

Therapie

Die Schonung richtet sich nach dem Grad:

  1. 0: keine
  2. 1: 2-3 Wochen Trainingspause
  3. 2: 4-6 Wochen Trainingspause
  4. 3: 6-9 Wochen Trainingspause
  5. 4: 6 Wochen Gips, danach 6 weitere Wochen Trainingspause

Da ein Knochenmarködem schon bald asymptomatisch wird, ist die Compliance des Patienten wichtig: ein zu früher Trainingsbeginn verzögert die Heilung. Weitere Therapieoptionen sind:

  1. Stoßwellentherapie
  2. Magnetfeldtherapie
  3. rezidivprophylaktisch: ggf. Gewichtsreduktion
  4. selten notwendig ist eine operative Druckentlastung des Knochens
  5. ggf. PT (vor allem bei Sportlern), Manuelle Therapie, Einlagen,..
  6. Analgetika und andere Schmerztherapie wie Akupunktur
  7. ggf. Lymphdrainage
  8. hochdosiertes-Vitamin-D bis 40 ng/ml im Serum erreicht sind. Bei Werten unter 20 ng/ml: initialer 100.000 IE Bolus, unter 30 ng/ml: initialer 60.000 IE Bolus. Danach 20.000 IE pro Woche. Dazu Vitamin K1 und Bor.
  9. Spätschäden sind nicht bekannt, es kann eine restitutio ad integrum erwartet werden. Abhängig von Schwere des Traumas und Größe des Ödems dauert die Heilung zwischen 3 Wochen und 2 Jahren. Bestimmte Regionen wie os pubis disponieren zu einer längeren Dauer.