bewegungsphysiologie: sport im wachstum

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Die gesundheitlichen Aspekte von Sport im Wachstum in Bezug auf den Bewegungsapparat sind von allem in der Disziplin Kindersportorthopädische zuhause. Aufgabe der Kindersportorthopädie ist nicht nur, aufgetretene Störungen zu erkennen und zu behandeln, sondern sporttreibende Kinder auch präventiv zu begleiten. Dazu gehört auch die Untersuchung auf Tauglichkeit für bestimmte Sportarten. Selbstverständlich muss auch mit wachstumsassoziierten Störungsbildern adäquat umgegangen werden, die vorübergehend die Sportfähigkeit deutlich beeinträchtigen können. Hüftdysplasie, Osteonekrosen und Epiphysiolyse können die Belastbarkeit von Gelenken deutlich einschränken. Ebenfalls können Wirbelsäulenerkrankungen wie Spondylolisthesis, Morbus Scheuermann und auftretende Skoliosen Umfang und Art des tolerablen Trainings und Wettbewerbs bestimmen. Während des Wachstums kam es zu vermehrtem Zug an den Sehnenansätzen und dadurch zu Insertionstendopathien kommen, gegebenenfalls auch  mit knöchernen Ausrissen (Avulsionen). Einer der häufigst gemachten Fehler ist, die Belastbarkeit des Bewegungsapparates zu überschätzen und Trainingsumfang und Intensität zu hoch anzusetzen, was zu entsprechenden Störungsbildern führt, und ohne Anpassung des Vorgehens, häufig auch zum Ende durchaus vielversprechender junger Karrieren. Der Aufbau der Leistungsfähigkeit muss langfristig, durchdacht, systematisch und altersadäquat geleitet werden, dabei ist regelmäßige sportmedizinische Betreuung bzw. Supervision erforderlich. Bei Störungsbildern von Kindern und Heranwachsenden muss danach unterschieden werden, ob sie ggf. belastungs- also sportinduziert sind, eher mit dem bestimmten Alter zusammenhängen oder mit einem Wachstumsschub. Andere Erkrankungen hängen mit keinem dieser Faktoren zusammen, wie z.B. die Osteogenesis imperfecta, das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom. Abnorme Beweglichkeit verdient immer besondere Beachtung und muss u.a. auf Ehlers-Danlos-Syndrom, Marfan-Syndrom, Hypermobilitätssyndrom abgeklärt werden, zumal durch die Gefahr von Luxationen möglicherweise bestimmte Sportarten nicht genügend risikoarm ausführbar sind. Die Konsequenzen akuter Überlastung und chronischer Überlastung während der Wachstumsphase werden häufig erst im Erwachsenenalter sichtbar. Bei der Bemessung der Trainingsintensität und des Umfangs muss beachtet werden, dass das biologische Alter vom chronologischen Alter des jungen Menschen um bis zu zwei Jahre abweichen kann. Hier gibt es auch geschlechtsspezifische Unterschiede. Ausschlaggebend ist weniger das biologische Alter, sondern eher objektiv erhebbare Befunde, wie sie etwa das Röntgen der Knochen darstellt. In Betracht gezogen werden müssen ebenfalls die propriozeptiven und koordinativen Fähigkeiten, sowie gegebenenfalls vorliegende Phasen der sportlichen Inaktivität oder verletzungs- oder erkrankungsbedingter Immobilisierung. Obwohl der kindliche Knochen wegen mangelnder Ossifikation noch eine deutlich größere Verformbarkeit besitzt, ist sein Frakturrisiko doch oft erhöht, da die Wachstumsfugen ein besonderes Risiko darstellen. Dieses gilt besonders für Wachstumsschübe, in denen sie Scherkräfte weniger tolerieren. Ein umgekehrter Zusammenhang besteht zwischen der Belastbarkeit und der Wachstumsgeschwindigkeit. Aus gleich mehreren Gründen ist der kindliche Gelenkknorpel regenerationsfähiger als der Erwachsene: einerseits ist er elastischer, zum anderen ist er dicker und bindet mehr Wasser. Daher ist er eine geringere Schwachstelle für Überlastung. Die hormonelle Umstellung in der Pubertät disponiert allerdings eher zu Störungen als die übrige Zeit der Kindheit und Jugend. Gemessen an der durchschnittlichen Muskelkraft eines männlichen Erwachsenen liegt die von sechsjährigen weitgehend geschlechtsunabhängig etwa bei 20 %, die von 10-jährigen bei 40%. Danach entwickelt sich eine stärkere Differenzierung zwischen den Geschlechtern.