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Plica-Syndrom
Definition
Die Plicae synoviales Falten der Synovia, die sich nach der embryonalen Ausbildung des Knies nicht zurückgebildet haben. Das Kniegelenk entsteht fetal aus drei durch Synoviasepten getrennten Kompartimente: ein laterales, einen mediales und einen patellares. In 25-30% bilden sich diese Septen nur unvollständig zurück es verbleiben die Plicae synoviales:
Plica synovialis mediopatellaris (MPP)
Plica synovialis infrapatellaris (IPP), zuweilen als Lig. mucosum bezeichnet
Plica synovialis lateralis
Plica synovialis suprapatellaris (SPP)
die dann in 50-70% symptomlos bleiben.
Aufgrund ihres Gehalts an Elastin und Fettgewebe stellen sie normalerweise kein Problem dar. Sie bleiben meist asymptomatisch und werden höchstens als Zufallsbefund festgestellt. Die Plica synovialis mediopatellaris (medial shelf) ist diejenige, die am häufigsten zu Störungen führt, weil sie in einem leicht iritierbaren Gebiet liegt.
Bereits kleine Traumen überknorpelten Femorcondylus bei deutlich gebeugtem Kniegelenk oder häufiges Beugen und Strecken des Kniegelenk können zur Entzündung und Verdickung der Plica führen, was den darunterliegenden Gelenkknorpel des Femurcondylus reizen und schädigen kann. Beschwerden durch eine Plica können den eines Meniskusschadens oder einer retropatellaren Knorpelschadens ähneln: Beuge- oder Streckhemmung, Schnappen des Kniegelenk, auch nach dem Aufstehen von Sitzen. Die Beschwerden treten häufiger nach Belastung und vor allem medial oder retropatellar auf. Die Plica synovialis mediopatellaris kann als derber, ggf. druckschmerzhafter Strang kranial des Gelenkspalts tastbar sein. Ein Schnappen zwischen Patella und Femurcondylus beim Beugen und Strecken des Kniegelenk kann ein Hinweis sein, genauso wie ein Schnappen ebendort, wenn das Kniegelenk aus der aktiven Streckung gegen leichten Widerstand gebeugt wird. Da die Plica fibrosieren kann, neigt sie dazu den kontaktierten Knorpel zu schädigen.
Grundsätzlich ist Reibung zwischen Plica und Knorpel bis auf Schnappphänomene solange asymptomatisch, wie der Knorpel intakt ist; verschleißt der Knorpel und reibt die Plica auf Knochen, entstehen Schmerzen, meist nur bei/kurz nach starken Belastungen, Da die Plica den Knorpel mechanisch reizt und abreibt, entsteht also dadurch eine Arthrose.
Einklemmungen der Plica machen sofort bei leichten Belastungen starke Beschwerden. Die nicht zurückgebildete Plica kann bei Überbeanspruchung, Trauma oder Distorsionstrauma (Zerrung) zu Reizung oder Einklemmung neigen.
ICD M67.8
Ursache
- Overuse bei zyklischen Bewegungen mit Kniebeugen und -strecken wie Laufen, Radfahren, Steppern
- traumatisch: Anpralltrauma wie Stoß oder Sturz
Prädisponierend
- vielfach wiederholte zyklische Bewegungen mit Last auf den Kniegelenken
Diagnose
- manchmal palpable Plica
- MRT
- Tests: Hughston-Plica-Test, Stutter-Test, wie bei retropatellaren Knorpelschaden (Arthrose oder Chondropathie patellae) kann auch hier das Zohlen-Zeichen positiv sein.
Symptome
- meist mediopatellare oder retropatellare Belastungsschmerzhaftigkeit bei Kniestreckung- und Beugung, wie etwa dem Treppensteigen
- später auch Ruheschmerz, nur bei bestehendem Knorpelschaden
- ggf. Schmerzausstrahlung in die Kniekehle
- Bewegungseinschränkung
- Knarren oder Knacken, mit oder ohne Schmerz
- Gefühl des Sperrens beim Strecken
- Steifheit nach langem Sitzen
- Schonhaltung
- Schnappen der Plica oder Einklemmung
- ggf. Schwellung
- ggf. mediodorsales Schnappgefühl während Bewegung oder nach längerem Sitzen
- ggf. intermittierende Einklemmungen
Komplikationen
- Haltungsschäden durch Schonhaltung
- Arthrose: Knorpelschaden durch Reibung
Therapie
- KG: Dehnen, Kräftigen, Mobilisierung der Plica
- evtl. Ruhe, Schonung, Sportpause
- Kühlen
- Antiphlogistika für 2-3 Wochen
- bei genügend Platz im Gelenk und noch intaktem Knorpel konservativ: Belastungsreduktion, Antiphlogistica, Analgetica, typisch: Ibuprofen
- wenn konservativ nicht erfolgreich oder häufiger Sport zu Knorpelschäden durch Reiben der Plica zu erwarten ist: frühzeitige arthroskopische Entfernung, damit der Knorpel nicht angegriffen wird. Bei Sportlern selten Spontanheilung ohne Therapie. Nach der arthoskopischen Entfernung und Entfernung der Drainage ist recht schnell Vollbelastung möglich. Eveltuell verbleibende Schmerzen sind dann auf bereits entstandene Knorpelschäden zurückzuführen. Bei Kindern erfolgt die Arthroskopie nur dann, wenn die konservative Therapie versagt.
- thrombozytenreiches Plasma (ACP), lokale Cortison-Infiltration