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Epitrochleoanconeus
Der Epitrochleoanconeus oder Anconeoepitrochlearis ist ein inkonstanter akzessorischer Muskel des Ellbogengelenks, der als muskuläre Ausprägung des Osborne-Ligaments (auch: cubital retinaculum, Ligament of Osborne, cubital tunnel retinaculum, Osborne’s fascia, Osborne’s band, arcuate ligament, tendinous arch) angesehen werden kann. Das Ligament kann selten fehlen oder weniger selten als ebendieser Muskel ausgeprägt sein. Die Angaben zur Prävalenz schwanken zwischen ca. 4% und 34%. Unter Westeuropäern liegt sie bei ca. 18%, unter Nordamerikanern nur bei 6,8% und unter Asiaten bei 7,5%. Unter Südamerikanern ist die Prävalenz ebenfalls geringer als unter Westeuropäern. Gruber führte die erste umfangreiche vergleichende Kadaver-Studie über verschiedene Species durch und berichtet 1867, daß er den Muskeln in 1/3 der untersuchten menschlichen Körpern gefunden und insgesamt 1/4 der dabei untersuchten Arme gefunden hat, demnach wäre er in der Hälfte der Fälle bilateral aufgetreten. Es wird angenommen, daß durch Nachlassen körperlicher Arbeit im Berufsleben der Muskel im Rücklauf ist, was die geringeren neueren Zahlen erklären würde.
Es wird diskutiert, ob das Vorhandensein dieses Muskels bei normaler Ausprägung mit einer geringeren Neigung zum Kubitaltunnel-Syndrom (Sulcus-ulnaris-Syndrom/Ulnarisrinnensydrom) korreliert ist, bei Hypertrophie aber dazu disponiert. Das Kubitaltunnel-Syndrom ist das zweithäufigste Nervenkompressionssyndrom der oberen Extremität nach dem Karpaltunnelsyyndrom.
Da bei gestrecktem Ellbogen die Strecke zwischen Ursprung am medialen Epicondylus und Ansatz am Olecranon am kürzesten und bei weit gebeugtem Ellbogengelenk am längsten ist, kann er als extrem schwacher Synergist des Trizeps gelten, ähnlich dem Anconeus, der aber auf der lateralen Seite des Ellbogengelenks liegt und vom Epicondylus lateralis humeri zur Ulna zieht.
Ist der Epitrochleoanconeus hypertrophiert, kommt es häufiger zum Kubitaltunnelsyndrom als bei normaler Ausprägung oder bei Fehlen. Die Symptomatik verstärkt sich bei Beugen des Ellbogengelenks. Resektion führt dann regelmäßig zum Ausbleiben der Kubitaltunnel-Symptomatik.
Ursprung: Epicondylus medialis humeri
Ansatz: Olecranon
Innervation: N. ulnaris
Bewegung: extrem schwach: Streckung des Ellbogengelenks, Sicherung des N. ulnaris im Sulcus ulnaris