yogabuch / pathologie / osteochondrosis dissecans
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Definition
Die Osteochondrosis dissecans (OCD) ist eine subchondrale aseptische Knochennekrose eines umschriebenen Areals unterhalb eines Gelenkknorpels. Sie ist meist traumatisch bedingt. Das juvenile Auftreten bei noch nicht geschlossener Epiphysenfuge wird als juvenile Osteochondrosis dissecans JOCD bezeichnet. Die häufigste Form ist die jugendliche Osteochondrosis dissecans des Knies. Die Ursache dieser Störung ist nicht hinreichend geklärt. Vermutet werden Makrotraumata oder iterierte Mikrotraumata, die zu Störungen der subchondralen Vaskularisation und schließlich Osteolysen und Sklerosierung führen, begünstigt durch aggravierende Faktoren wie Ischämien, Hyperthyreosen oder Hypothyreosen. Während das Längenwachstum des Knochens gleichmäßig in der Epiphysenfuge stattfinden, erfolgt das epiphyseale Wachstum apositionell ausgehend vom Gelenkknorpel im AECC (Articular-epiphyseal cartilage complex), der den Epiphysenkern umhüllt. Dieser Bereich ist besonders anfällig für Traumata, da die Arterien Endarterien ohne nennenswerte Kollateralverbindungen sind. Der geschädigte Teil aus Knochen und Knorpel löst sich als Dissekat (eine Gelenkmaus bzw. freier Gelenkkörper) ab. Später wird die Defektstelle (Mausbett) mit fibrösem Gewebe aufgefüllt. Der anfängliche Schmerz resultiert aus einer Synovialitis, die durch sich verändernden Knorpel entsteht. Liegt später ein freier Gelenkkörper (Gelenkmaus) vor, so kann dieser Einklemmungsschmerzen und eine schmerzhafte Gelenksperre verursachen. Bereits der Beginn der Ablösung kann Einklemmungsschmerzen verursachen und ist Hinweis auf eine umgehende Behandlungsbedürftigkeit. Röntgenologisch unterscheidet man drei Stadien:
- Schlummerstadium mit Beginn der Demarkierung (Abstoßung) im subchondralen Knochen
- Abschluss der Demarkierung, ggf. leicht degenerierter oder ödematöser Knorpel
- Gelenkmaus (freier Gelenkkörper) und verbleibendes Mausbett
Die OCD tritt fast ausschließlich an konvexen Gelenkpartnern auf, nicht an ihren konkaven Gegenstücken. Grundsätzlich entsteht sie nur bei noch nicht geschlossenen Epiphysenfugen. Die scheinbare erwachsene Form der OCD ist eine zu spät entdeckte kindliche oder juvenile OCD. Ausgeprägte OCD ohne oder mit nur sehr geringer Schmerzsymptomatik liegen vor allem bei der Cortison-induzierten Form vor. In Stadium 1 und 2 ist die OCD eine Knochenerkrankung, in Stadium 3 eine Gelenkerkrankung.
Epidemiologie
Die Prävalenz liegt bei 9 / 100.000 (6–11 Jahre) bzw. 22 / 100.000 (12–19 Jahre) für den Femur und 2 / 100.000 für die mediale Talusschulter, für die laterale sind es nur 0,5 / 100.000. Die OCD des Ellbogens ist noch seltener, kann bei Baseballspielern aber über 3% erreichen.
Ursache
- unbekannt: vermutlich Trauma oder Overuse
- cortisoninduzierte Osteonekrose, etwa bei ALL-Therapie oder Asthma-Therapie
Prädisponierend
- Ischämie
- Hyperthyreose
- Hypothyreose
- Trampolin-Springen (OCD des medialen Femurcondylus)
- RA
- Scheibenmeniskus
- Supinationstrauma (OCD der medialen Talusschulter im OSG)
- armbelastende Sportarten wie Baseball, Handball und Volleyball und Gitarrespielen (OCD des Ellbogengelenks)
- Vitamin-D3-Mangel (für Entstehung und Heilungsstörung)
Diagnose
- Röntgen
Symptome
- Frühsymptom: Belastungsschmerz, vor allem beim Sport, und entsprechender Nachbelastungsschmerz
- in Stadium 1 und 2 üblicherweise kein Gelenkerguss
- dumpfer, ziehender Schmerz, lokalisiert tief im Knochen
- ab Stadium 2: Knacken oder Springen im Gelenk (auskultatorisch und palpatorisch)