pathologie: lymphödem

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Lymphödem

Definition

Durch mechanische Insuffizienz (Defizienz, Reflux oder Obstruktion) des Lymphsystems hervorgerufene Flüssigkeitsansammlung im Interstitium. Von einem Lymphödem können alle Körperteile betroffen sein. Das Lymphödem wird in Stadien eingeteilt:

  1. Stadium 0: Latenzstadium, asymptomatisch
  2. Stadium 1: reversible Stadium, Eiweißreiches teigig-weiches Ödem mit nur nur wenigen, kleinen, lokal begrenzten fibrosklerotische Gewebsveränderungen. Eindrücken hinterläßt eine Delle, Hochlagern reduziert das Ödem erkennbar. Positives Stemmer-Zeichen
  3. Stadium 2: spontan irreversibles Stadium, weitergehende fibrosklerotische Veränderungen, Proliferation der Fettzellen; kaum noch eindrückbares Ödem, keine erkennbare Besserung durch Hochlagern
  4. Stadium 3: Elephantiasis, ausgedehnte fibrosklerotische Veränderungen mit umfangreicher Fettgewebsproliferation, bis zur Unkenntlichkeit der anatomischen Strukturen angeschwollenes Körperteil, stark eingeschränkte Beweglichkeit; Neigung zu Ekzemen, Bläschen, Fisteln, schlecht heilende Wunden

Nach Ätiologie wird unterschieden in

  1. seltene primäre Form: Fehlbildung oder Fehlen der Lymphknoten; meist sind ganze Körperregionen betroffen. Der Betreff des ganzen Körpers hingegen ist nicht mit dem Leben vereinbar (meist: Tod des Embryos, sonst postnatal). Außerdem bei Milroy-Krankheit und Meige-Krankheit (Nonne-Milroy-Meige-Syndrom)
  2. verbreitete sekundäre Form mit vielfachen Ursachen, siehe unten.

Das Lymphödem führt zu einer Entzündungsreaktion, bei der Monozyten, Fibroblasten und Adipozyten einwandern und sich Fett und Kollagen ablagern („Eiweißfibrose“).

Ursache

  1. sehr selten: angeboren
  2. Tumorerkrankungen
  3. Traumata
  4. Lymphangitiden
  5. RA
  6. chronisch-venöse Insuffizienz (CVI)
  7. Diabetes mellitus
  8. iatrogen: OPs, radiologische Bestrahlungen, Lymphknoten-Resektion bei Tumortherapie, Venenentnahme zur Bypass-OP

Diagnose

  1. Lymphografie/Lymphszintigrafie
  2. Sono
  3. Tests und Zeichen: Stemmer-Zeichen, Daumentest (Eindrückbarkeit mit temporärem Verbleib einer Delle, ggf. nicht mehr gegeben ab Stadium 2)

Symptome

  1. lokale Gewebeschwellung
  2. in der Regel schmerzlos, es tritt aber ein dumpfes Schweregefühl auf
  3. Ausbreitung von distal nach proximal
  4. vermehrtes subkutanes Fettgewebe, Aufhebung der normalen Körperkonturen, Kastenzehen

Komplikationen

  1. erhöhtes Risiko für Sekundärinfektionen (Erysipele, Mykosen)
  2. Bewegungseinschränkungen

Therapie

  1. Manuelle oder maschinelle Lymphdrainage
  2. Kompressionskleidung / -bandage
  3. Bewegungstherapie in Kompressionskleidung
  4. OP: supermikrochirurgisch
  5. OP: mikrochirurgische lymphatikovenöse Anastomosen
  6. Vermeidung von Verletzungen, Injektionen, Blutabnahmen, Mückenstichen, Sonnenbränden in betroffenem Bereich
  7. Entzündungprophylaktisch: gute Hautpflege
  8. KEINE Diuretika!
  9. Bei schweren Bewegungseinschränkungen: Resektion von Fettgewebe

DD

  1. Lipödem
  2. Adipositas
  3. Myxödem
  4. wenn einseitig: Phlebothrombose
  5. wenn einseitig: lymphogen metastasierendes Karzinom
  6. chronisch-venöse Insuffizienz