pathologie: knorpelschäden im kniegelenk

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Knorpelschäden im Kniegelenk

Definition

Über den Zusammenhang zwischen Knorpelschädigung und Belastung, insbesondere sportlicher Betätigung, gibt es weitreichende Diskussionen. Klar ist, dass ein geregeltes gesundes Maß an Bewegung für die Versorgung des Knorpels obligat ist, das gilt auch für Arthrose-Patienten. Immobilisierung hingegen muss die Knorpel über die Zeit zwingend durch Mangelversorgung schädigen und führt darüber hinaus zu einer vermehrten Ablagerung von Fett an den Gelenkflächen. Es wird angenommen, dass selbst Leistungssportler und Hochleistungssportler kein größeres Risiko für Arthrose besitzen, wenn keine Störfaktoren wie Achsenfehlstellungen, Fußdeformitäten, muskuläre Dysbalancen im Bewegungsapparat vorliegen und das Knie keinem Trauma ausgesetzt ist. Störungen des Knorpels durch Überlastungen (Overuse) treten häufig auf dem Boden von Risikofaktoren statt wie Varus– oder Valgusstellung des Knies, Meniskusschäden, die traumatischer oder degenerativer Natur sein können, Instabilitäten von Gelenken der unteren Extremität oder anderen pathologischen Veränderungen, insbesondere Fußfehlstellungen und Hüftschäden. Das Ausmaß des Knorpelschadens hängt dabei von der Höhe, Dauer, Wiederholung der Belastung, den Regenerationszeiten und dem Ausmaß der ein Risiko darstellenden Störung ab. Die Knorpelschäden werden wie bekannt in vier Grade eingeteilt. Dazu dient der ICRS-Score. Bekannt ist, dass stoßartige Belastungen und Belastungsimpulse den Knorpelverschleiß fördern. Dies muss bei bestehendem Schaden der Wahl der Sportart in Betracht gezogen werden. Training darf nicht in den Bereich vordringen, in dem die nicht-muskulären Strukturen des Knies schmerzhaft werden. Training unter Schmerzmedikation verbietet sich von selbst. Gegen die Schmerzen werden z.b. NSAR aber auch intraartikuläre Injektionen mit Analgetika eingesetzt. Über knorpelernährende Substanzen als Supplementation gibt es weitreichende Diskussionen. Gerade einmal für die intraartikuläre Injektion von Hyaluronsäure gibt es eine positive Studienlage, für andere Substanzen nicht, noch weniger für orale Gabe.

Ursache

  1. Overuse, vor allem bei Normabweichungen des Bewegungsapparates (untere Extremität und Hüftgelenke)

Prädisponierend

  1. Achsenfehlstellungen
  2. Fußdeformitäten
  3. muskuläre Dysbalancen
  4. nicht achsengerechte Bewegungen (Rotationsbewegungen während Streck- oder Beugebewegungen)
  5. präexistente Meniskusschäden

Diagnose

  1. MRT

Symptome

  1. Belastungsschmerzhaftigkeit

Komplikationen

  1. Arthrose

Therapie

  1. unklare Wirksamkeit: Supplementation
  2. intraartikuläre Injektionen (Infektionsrisiko!)
  3. Bewegungstherapie
  4. Adaption des sportlichen Verhaltens
  5. Therapie der Ursachen (prädisponierende Faktoren)

Asana-Praxis und Bewegungstherapie

Bei Knorpelschäden ist ein geregeltes, moderates Maß an Bewegung wichtig. Diese sollte eher weite Bereiche der Gelenkbewegung betreffen, damit die Knorpel möglichst vollständig wechselnden Druckverhältnissen ausgesetzt werden. Ein Übermaß an Druck bzw. Krafteinwirkung ist hier nicht erforderlich. Auch ist hier der regelmäßige Wechsel der Belastung wichtiger als die statische Belastung. Zyklische Bewegungen bieten sich also geradezu an. Hier sollte aber über die allbekannten zyklischen Bewegungen wie Gehen, Walking, Radfahren, Schwimmen hinausgedacht werden. Weiter ist zu fordern, daß – in Abhängigkeit vom Ausmaß der Knorpelschäden – die Bewegungen möglichst Impact-arm sind. Bei schwereren Knorpelschäden kann etwa Running streng kontraindiziert sein oder nur in geringem Ausmaß toleriert werden. Die Bevorzugung von zyklischen Bewegungen heißt nicht, daß nicht versucht werden muß, auch mit statischen Haltungen Beweglichkeitsdefizite und muskuläre Dysbalancen aufzuarbeiten, nur ist dies eine – wenn auch möglicherweise sehr wichtige – Begleitmaßnahme und nicht die eigentliche „kausale Versorgungstherapie“. Als Begleitmanahme ist sie aber überaus wichtig, wenn unphysiologische Belastungen, Gelenkstellungen, Druckverhältnisse oder pathogene Bewegungsmuster Ursache oder Cofaktoren bei der Entstehung der Störung waren. Die Bewegungstherapie ist langfristig angelegt, schließlich bildet der Gelenkknorpel das Schlußlicht aller bradytrophen Gewebe in Sachen Turn over.

Ein weiterer Aspekt der Bewegungstherapie ist die systemische Herangehensweise. Die meist betroffenen Gelenke stehen nicht allein im Raum, sondern müssen als Glied in einer Kette von kraftleitenden Gelenken und Muskeln betrachtet werden. Störungen in Nachbargelenken oder in den Muskeln, die das betroffene oder auch benachbarte Gelenke überziehen, können wichtige Cofaktoren in der Genese der Störung sein. Daher muß auch hier überall auf muskuläre Störungen, muskuläre Dysbalancen, Beweglichkeitseinschränkungen oder pathogene Bewegungsmuster untersucht werden. Insbesondere bei der unteren Extremität müssen etwa Gangbild, Ablaufbild der Schuhe, Fußfehlstellungen, Abweichungen des Knies von der Mikulicz-Linie der Schuhe mitbetrachtet werden.